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Die Sims 3

Die Sims 3

Die Sims-Reihe gehört zu den erfolgreichsten der Welt. Das Konzept von Will Wright ist dabei eigentlich ein ziemlich simples, denn simuliert wird lediglich das Leben. Jetzt auch in 3D für Nintendo 3DS.

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Die vielen Möglichkeiten, mit seinem selbsterstellten Sims-Avatar das Leben zu führen, dass man schon immer leben wollte, das ist die Basis für den Erfolg der Reihe. Selbst wer vorher wenig bis gar nicht gespielt hat, war fasziniert von dem PC-Spiel. Die Umsetzungen für die Konsole waren bisher bei weitem nicht so unterhaltsam, aber mit Die Sims 3 gelang der Spagat zwischen Controller-Steuerung und begrenzter Hardware auf der einen und dem Anspruch an eine möglichst vollständige Sims-Erfahrung auf der anderen Seite.

Die Fassung für den Nintendo 3DS fällt leider wieder etwas aus der Reihe. Sie basiert auch nicht auf dem Spiel für den Nintendo DS, sondern wurde neu entwickelt. Und irgendwie ist es Electronic Arts dabei gelungen, den Spielspaß über Bord zu werfen. Natürlich, das Grundkonzept von Die Sims ist immer noch erkennbar, aber der Frustfaktor steigt bei diesem Spiel erstaunlich schnell. Und dafür stand die Serie eigentlich noch nie.

Bei der Charaktererstellung scheint die Welt noch in Ordnung. Die Möglichkeiten zur Gestaltung sind zwar arg beschränkt, aber durch die annehmbare Optik fühlen wir uns dem reproduzierten Avatar trotzdem verbunden. Außerdem ist es möglich, uns selbst in die Welt zu holen, in dem wir mittels der integrierten Kamera automatisch einen Charakter erstellen lassen. Nur Bekleidung, Frisur und Gesichtsbehaarung müssen wir noch selbst festlegen. Eine nette Spielerei, die aber natürlich perfekt zum Nintendo 3DS mit seinen Möglichkeiten passt.

Die Sims 3Die Sims 3
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In der Welt angekommen erfolgt die erste Ernüchterung. Der obere Bildschirm, der die schöne 3D-Welt zeigt, ist lediglich eine Art Feature und erfüllt keinerlei Funktion. Ein Kamerabutton zum Wechseln der Perspektive, Infoboxen und die Steuerung sind alle auf dem Touchscreen untergebracht, der von der Welt allerdings nur eine langweilige Draufsicht von oben zeigt. Die Krux liegt aber im Detail. Die Informationen darüber, wie gut es dem lieben Sim eigentlich geht, die fehlen, denn sie waren ja immer auf dem oberen Bildschirm platziert. Stattdessen bleibt uns nur Symbole, die zeigen, dass der Sim stinkt, hungrig oder müde ist zum Beispiel. Oder dass er gefeuert wurde und dringend einen Job braucht, das Müll herum liegt oder ihm die Einrichtung zu billig erscheint.

Das Problem am 3DS-Sims ist, dass sich das Leben des Charakters so kaum noch planen lässt. Nie wissen wir so richtig, was er braucht. Und legt er sich schlafen, sehen wir nicht wie lange er dies voraussichtlich tun wird. Wecken wir ihn, fühlt er sich aus dem Schlaf gerissen und ist grantig. Schläft er aus, hat er nur Zeit für eine weitere Tätigkeit, bevor die Arbeit ruft. Was würden wir also tun, wenn wir stinken, hungrig sind und ganz dringend auf die Toilette müssen? Richtig, wir kündigen. Denn als Arbeitsloser macht Die Sims 3 durchaus Spaß. Dann nämlich bleibt tatsächlich auch Zeit für zwischenmenschliche Kontakte, deren Ausbleiben der Sim übrigens auch bemängelt. Auch hier ist allerdings die Navigation eher mühselig, um zu erfahren, wie gut wir uns gerade mit unserem Gegenüber verstehen.

Doch nicht nur das nervt. Ständig geht irgendetwas kaputt, brennt ab oder wird geklaut. Trotz Feuermelder blieb vom teuren Herd nur noch Asche. Beim Kaufen und Platzieren des neuen Geräts verschwand dieses auf Nimmerwiedersehen im Nirvana - das Geld wurde aber trotzdem brav abgezogen. Dieser Fehler übrigens trat auch bei anderen Gegenständigen häufiger auf und ist vor allem dann ärgerlich, wenn nicht gespeichert wurde und das Spiel einfach neugestartet werden kann. Zur ständig knappen Zeit und der Angst, schon wieder zu spät zur Arbeit zu kommen, gesellen sich nun auch noch Geldsorgen. Nach und nach beginnen wir dieses Spiel einfach nur noch zu hassen, weil es mehr Stress produziert als unser eigenes Leben bietet.

Die Sims 3Die Sims 3Die Sims 3
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Das Spiel zwingt uns zur Bespaßung des Sims sogar, unser Grundstück zu verlassen, dabei gibt es doch auf dem Nintendo 3DS insgesamt nur zwei weitere Orte, die wir besuchen können. Das eine ist ein kleiner Park, der eigentlich ganz hübsch ist und bei dem zweiten handelt es sich um eine mickrige Einkaufsmöglichkeit. Übrigens gibt es einen Fehler, der dafür sorgt, dass die Zeit im Park zwar weiterläuft, aber bei der Rückkehr in die eigenen vier Wände automatisch auf den Termin der Abreise zurückspringt. Wir können also tagelang im Park herumlungern und warten, bis in der örtlichen Bibliothek ein PC nach dem anderen kaputt geht. Wenn dann die Toilette auch ihren Geist aufgibt, kehren wir vielleicht doch nach Hause zurück in unser altes Chaos von vor ein paar Tagen

Dieser Bug ist im Grunde auch das einzige Feature, dass ich gerne im echten Leben hätte. Einen ganzen Tag im Mauerpark rumlungern und dann nach Hause zum Frühstücken und Duschen. Danach ausgiebig shoppen, anschließend Hausputz und sonstige Verpflichtungen. Abends dann die große Party bis früh um neun, aber wann kommen wir zu Hause an? Am Abend des Vortags - also ab ins Bett und richtig ausschlafen. Was wäre das für ein Leben. Okay, dafür würde einmal in der Woche alles um uns herum nach und nach in die Luft fliegen und das mit der Arbeit wäre wahrscheinlich auch eher schwierig. Aber wozu leben wir denn in Berlin, hier arbeitet doch sowieso niemand. Eines aber weiß ich ganz sicher: Die neue Freizeit verbringe ich ganz sicher nicht mit Die Sims 3 für den Nintendo 3DS.

03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
stundenlang im Park herumlungern
-
stressiger als das echte Leben
overall score
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