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Genesis Alpha One

Genesis Alpha One

Visuell kreuzt das Spiel die farbenfrohen Welten von No Man's Sky mit der Retro-Ästhetik von Alien: Isolation - hat aber leider auch jenseits davon einige Probleme im Detail.

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Die ersten Stunden mit Genesis Alpha One verbringe ich vor allem angespannt. Aliens infiltrieren mein Schiff. Auf Exkursionen zu anderen Planeten verstecke ich mich immer wieder vor Gegnern und sammle schnellstmöglich die benötigten Rohstoffen ein. Das Ziel ist es, in der namensgebenden Galaxie "Alpha One" eine neue Heimat für die Menschheit zu finden. Dafür suchen wir nach geeigneten Planeten und stellen uns eine Crew zusammen, die in der Atmosphäre des Planeten überleben kann. Wann wir an diesen Punkt angelangen, hängt jedoch von viel Glück und der prozedural generierten Umgebung ab.

Visuell kreuzt das Spiel die farbenfrohen Welten von No Man's Sky mit der Retro-Ästhetik von Alien: Isolation. Im Laufe der Spielzeit präsentieren uns die Entwickler eine Mixtur verschiedenster Mechaniken. Der allgemeine Aufbau erinnert an ein Roguelike, bei dem der Tod nur ein weiteres Mittel zum Zweck ist. Die Größe unserer Besatzung definiert gleichzeitig, wie viele Leben wir noch übrig haben. Denn bei jedem Tod werden wir als eines unserer Mitglieder wiederbelebt.

Mit dem Bau eines eigenen Schiffes bietet sich uns eine strategische Komponente: Möchten wir unsere Rohstoffe dafür verwenden, fünf Klonlabore zu erbauen, oder wollen wir lieber genug Geschütztürme und Zugänge haben, um auf einen feindlichen Angriff vorbereitet zu sein? Das Erkunden prozedural generierter Planeten bietet zu guter Letzt eine Mischung aus Survival und First-Person-Action. Wobei letzteres mehr schlecht als recht funktioniert (doch dazu später mehr).

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Um die Größe unserer Crew auszubauen, greifen wir auf eine ethisch fragwürdige Methode zurück: das Klonen. Die Klon-Mechanik ist der wohl interessanteste Aspekt des Spiels. Zu Beginn können wir lediglich Menschen klonen, um unsere Crew auszubauen. Doch je mehr Proben wir auf unseren Exkursionen finden, desto mehr Zugriff bekommen wir auf fremdartige Alien-DNA. Zusätzlich können wir die Besatzung mit Alien-Kräften ausstatten, wie die Fähigkeit, Mitglieder zu heilen oder fremde Lebensformen in einem bestimmten Umkreis wahrzunehmen.

Als würden wir nicht schon gegen genug ethische Gesetze verstoßen, so ist es uns zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls möglich, die DNA der Menschen mit denen der Aliens zu kreuzen. Jede Rasse hat dabei Vor- und Nachteile. Die "Rok" sind nicht gerade die hellsten Sterne im Universum, dafür halten sie jedoch umso mehr aus. Arachnoiden sind flink und eignen sich bestens als Ingenieure, in den Kampf schicken sollten wir sie jedoch besser nicht. Je nachdem, wie wir die Rassen miteinander vermischen, kriegen wir einen bunten DNA-Cocktail, durch den wir uns eine perfekte Schiffscrew aufbauen können.

Mit der Fähigkeit zum Klonen präsentiert Genesis Alpha One eine Mechanik, die nicht nur wunderbar zum Roguelike-Aspekt des Spiels passt, sondern auch im Allgemeinen viel Spaß bereitet. Umso frustrierender ist es, dass uns das Spiel jegliche Gelegenheit nimmt, auf irgendeine Art und Weise mit den Crewmitgliedern zu interagieren. Nachdem wir einen neuen Klon erschaffen haben und ihm einen für uns passenden Namen gegeben haben, war es das auch schon mit der Interaktion.

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Der Arbeitsaufwand, den wir betreiben, um genug DNA-Proben zu sammeln und sämtliche Voraussetzungen für den Klon-Prozess zu erfüllen, kann einige Stunden in Anspruch nehmen. Somit ist es eher demotivierend, wenn wir als Ergebnis ein stummes KI-Mitglied erhalten, das in seinen Dialog-Optionen lediglich Tutorial-Anweisungen nachplappert. Um in das Konzept des Roguelikes hineinzuspielen, wäre es schön gewesen, Beziehungen zu den Mitgliedern aufbauen zu können, damit wir eine Motivation haben, den lauernden Gefahren zu entgehen. Ich erwarte keine Gesprächsoptionen à la Mass Effect, aber ein wenig mehr Tiefgang wäre dennoch wünschenswert.

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Ob es an dem Budget lag oder sich die Entwickler einfach nicht genug mit den Mechaniken auseinandergesetzt haben, lässt sich nicht sagen, doch die "schnelle" Ego-Action schadet der Spielerfahrung eher, als dass sie eine Bereicherung für das Spiel darstellt. Es gibt keine Möglichkeit, die Gegner mit einem Knopfdruck anzuvisieren, so dass sich die meisten Schüsse eher wie ein Glückstreffer anfühlen. Die Waffen, die wir im Laufe des Spiels erforschen und bauen, sind nett anzusehen. Das schlechte Waffenhandling werden wir dadurch jedoch nicht los. Das ist besonders ärgerlich, da unsere Auseinandersetzungen mit steigender Schwierigkeit immer häufiger werden und das Spielerlebnis somit ein wenig ausgebremst wird.

Trotz einiger Macken ist mir die Lust an Genesis Alpha One jedoch auch nach vielen Spielstunden nicht vergangen, im Gegenteil. Je mehr Zeit ich mit dem Aufbau der Crew verbringe, auf Planeten lande und mit dem Hyperantrieb durch die Galaxie reise, desto schwieriger fällt es mir, das Spiel wegzulegen. Es gibt Momente, in denen mir die Einfältigkeit der Aufgaben bewusst wird. Und Situationen, in denen ich mir mehr Interaktion mit meiner Crew wünschen würde. Das Maß an Freiheit, das uns die Entwickler entgegenbringen, gleicht die Abzüge jedoch gut aus.

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Es gibt genug zu tun und unzählige Auswahlmöglichkeiten, mit denen wir unserer Rolle als Captain gerecht werden können. Wer sich auf den Abbau und Verkauf von Rohstoffen konzentrieren will, baut sein Schiff als riesige Raffinerie und springt von einem System ins nächste auf der Suche nach seltenen Ressourcen. Wer sich eher für das Klonen interessiert, kümmert sich am besten um das Wohlergehen seiner Crew mit genügend Entspannungsmöglichkeiten und Sicherheitsmaßnahmen.

Es bleibt zu hoffen, dass Gameplay-Hindernisse wie das schlechte Waffenhandling durch nachfolgende Patches ausgebessert werden. Um nicht in dieselbe Monotonie-Falle wie No Man's Sky zu treten, sollten die Interaktionsmöglichkeiten auf den Planeten noch einmal ausgebaut werden. Als Indie-Studio liefert Radiation Blue einen vielversprechenden Roguelike-Shooter, der es schafft, seine gewagten Konzepte fast durchgehend erfolgreich umzusetzen.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Klon-Mechanik bietet spielerische Tiefe, vielfältiges Design der Alien-Spezies, reichhaltiges Angebot an Aufgaben, große Entscheidungsfreiheit beim Bau des Schiffes
-
Kämpfe unbefriedigend durch schlechtes Waffenhandling, Crewmitglieder wirken flach
overall score
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