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11-11: Memories Retold

11-11: Memories Retold

DigixArt, Aardman und Bandai Namco erinnern sich auf einzigartige Art und Weise an den ersten Weltkrieg.

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Am 11. November versammelten sich Menschen auf der ganzen Welt, um das Ende des ersten Weltkriegs vor einem Jahrhundert zu feiern. Ein Krieg der verändert hat, wie wir Konflikte betrachten und der gigantische Auswirkungen auf den Planeten hatte. Bandai Namco geht das Andenken auf ganz eigene Art und Weise an: In der Woche veröffentlichte DigixArt und Aardman's Game 11-11: Memories Retold - einen Titel, der sich diesen Krieg auf ganz eigene Art widmet.

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Harry und Kurt sind zwei eigenständige Helden, doch das Schicksal führt sie zusammen.

Es mag beinahe wie ein Klischee klingen, aber 11-11 konzentriert sich wirklich auf die menschlichen Geschichten des Krieges. Irgendetwas in diesem Spiel als klischeehaft zu bezeichnen, das würde dem Titel nicht gerecht werden. Statt der Perspektive, die wir schon tausendmal gesehen haben - die Soldaten inmitten des Gefechts - bekommen wir in diesem Spiel zwei einzigartige, absolut nicht soldatenhafte Charaktere präsentiert, die nirgendwo als typische Kriegshelden durchgehen würden.

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Da ist zunächst einmal Harry, ein junger Fotograf aus Toronto, der auf eigenen Wunsch dem Krieg beigetreten ist, um seine große Liebe Julia zu beeindrucken. Er begleitet den britischen Major Barrett als persönlicher Fotograf, der ihm zuhause Ruhm versprach. Außerdem ist da noch Kurt, ein deutscher Ingenieur, der seinen vermissten Sohn Kurt sucht und irgendwie in diese Schlacht hineingeraten ist. Beide Charaktere zeigen einen Konflikt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven auf: Harry mit Naivität und Ignoranz, Kurt im Tunnelblick. Ohne zu viel zu verraten - ihre Leben werden auf überraschende und interessante Weise miteinander verbunden. Beide Charaktere sind Protagonisten und es geht in 11-11: Memories Retold nicht um gut oder böse. Es ist die Geschichte zweier Menschen mit eigenen Motiven.

Wir erleben die Geschichte aus der Schulterperspektive und wechseln regelmäßig zwischen Harry und Kurt. Unsere Aufgaben sind eine Mischung aus leichten Rätseln und Erkundungstouren. Wenn wir uns umsehen und mit Leuten sprechen, reproduzieren Aardman und DigixArt die Kriegserfahrung und das Grauen, von dem wir alle wissen. Gleichzeitig wird die Verbindung zwischen den Männern inszeniert und der Spaß ist spürbar, den sie damals gemeinsam hatten. Es werden Karten gespielt und Gasmasken verteilt.

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Wir kämpfen in 11-11: Memories Retold nicht, erleben den Krieg aber mindestens ebenso hautnah mit.
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Das Sammelzeug ist über verschiedene Kapitel verteilt und gewährt Einblick in Dokumente und Artefakte aus dem Krieg, die uns etwas über die Soldatenausrüstung oder die Tunnel unter den Gräben lehren. Die Geschichte mag Fiktion sein, aber der Kontext ist tief in der Realität verankert und alles wurde getan, um zu informieren und zu unterhalten. Wir selbst müssen in dem Spiel nie kämpfen, das hier ist nicht Battlefield oder Call of Duty, wo wir regelmäßig töten und ständig im Konflikt verharren. Dies ist ein Kriegsspiel über die Erfahrung der Beteiligten. So hat auch der Tod in 11-11: Memories Retold mehr Gewicht, als in anderen Spielen und zeigt die Intensität und das Leid der Betroffenen.

Unsere Entscheidungen haben dramatische Auswirkungen auf den Spielverlauf. Ein Beispiel dafür sind die Briefe, die wir als Kurt nach Hause an unsere Tochter Lucie schreiben. Wir können brutal ehrlich sein oder sie anlügen und versprechen, bald zurückzukehren - obwohl wir das selbst nicht glauben. Es ergeben sich uns neue Antwortmöglichkeiten und Themen, wenn wir die Welt erkunden. Diese Briefe sind aber nicht die einzigen Entscheidungen, die wir treffen müssen.

Die Emotionen werden von den beiden Hauptakteuren getragen: Elijah Wood und Sebastian Koch. Wood erheitert uns als Harry mit seiner jugendlichen Naivität, während Koch der ruhelose, ernsthafte Vater ist, der nach seinem Sohn sucht. Olivier Derivieres Soundtrack ist vielleicht das effektivste Rädchen der Maschinerie von 11-11: Memories Retold und hilft dabei, wichtige Momente zu unterstreichen. Der orchestrale Soundtrack illustriert beispielsweise die Freude, mit der Harry nach Übersee aufbricht, oder die finsteren Stunden gegen Ende des Spiels.

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Die Geschichte mag fiktiv sein, doch sie hat Gewicht und ist in einer Realität verankert.

Es ist nicht nur das Porträt des ersten Weltkriegs, das dieses Spiel bemerkenswert macht, sondern auch der künstlerische Stil. Jede Sekunde von 11-11: Memories Retold wird als bewegliches impressionistisches Gemälde dargestellt: Egal wo wir hinsehen, überall fallen individuelle Pinselstriche auf. Das ist nicht nur technisch interessant, sondern passt auch hervorragend zum Thema. Es fühlt sich alles ein wenig traumhaft an, beinahe wie eine Erinnerung. Die einzigen kleinen Kritikpunkte sind ein paar falsche Animationen und regelmäßig verschwanden die Untertitel in den Zwischensequenzen. Aber das ist alles nichts, was den Spielspaß ernsthaft stören würde.

Natürlich gibt es wie bei jeder Form der Fiktion ein paar Elemente, die etwas unglaubwürdig sind, aber das tut der großartigen Arbeit, den Krieg in seiner rohsten Form zu zeigen, keinen wirklichen Abbruch. Wir begleiten Freundschaften dabei, wie sie sich formen, und vergessen dabei nicht die unzähligen Schicksale, die in Tragödien enden. Die nachvollziehbaren Geschichten von Kurt und Harry zeigen, wie hart die Welt seinen kann. 11-11: Memories Retold ist ein wundervoller Tribut an diesen alptraumhaften Konflikt und das Spiel hat noch so viel mehr zu bieten, weshalb es aus der Masse hervorsticht.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Menschliche Geschichten des Krieges, an denen wir anknüpfen können. Fantastischer Präsentationsstil, melancholischer Soundtrack, großartige Leistung der Synchronsprecher.
-
Verwaschene Gesichter wirken nicht, einige unauffällige technische Unreinheiten.
overall score
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