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Motorstorm: Apocalypse

Motorstorm: Apocalypse

Das hier ist ein waschechtes Action-Rennspiel. Eins ohne viel Schnörkel, mit einem schlichten Konzept. Den Sieg einfahren mit allen verfügbaren Mitteln: boosten, rammen, Motor auskühlen lassen und sich auf das Gefühl verlassen, schon irgendwie in dem ganzen Chaos vor einem die richtige Strecke zu finden.

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Chaos definiert das Spielerlebnis. Abfliegen und crashen gehört zum Alltag im Funracer Motorstorm: Apocalypse. Wer komplett abfliegt, wird fair und zügig wieder auf die Strecke zurückgesetzt. Fährt man gegen echte Gegner im Online- oder Offline-Splitscreen ist der Sieg nach einem fetten Unfall jedoch trotzdem meist unerreichbar. Das nervt ein bisschen, wie das gesamte Spiel. Motorstorm: Apocalypse könnte cool sein, ist es aber nicht. Das hat viele Gründe.

Es fängt bei der Optik an. Die Grafik ist bestenfalls durchschnittlich und leidet sichtbar darunter, dass Sony hier offenbar ein richtig gutes 3D-Game abliefern wollte. Das 3D-Erlebnis ist auch wirklich nett, aber im Tausch dafür ist das Spielerlebnis in 2D ein optisch deutlich schlechteres. Leider werden das die meisten Spieler erleben, da das Feature 3D von den wenigsten PS3-Besitzern genutzt werden kann. Die Explosionen von Fahrzeugen sehen aus wie vor fünf Jahren. Dazu gesellen sich viele kleine Grafikfehler wie in Betonteilen verschwundene Autos oder in Brückenpfeilern feststeckende Reifen, die eine aktiv kollabierende Spielwelt vermutlich zwangsläufig so produziert.

Das ist nämlich der auf dem Papier tolle Teil von Motorstorm: Apocalypse: die im Spielverlauf einstürzenden, explodierenden, zerkrachenden Strecken. Die ändern das Fahrerlebnis in jeder Runde, was wirklich nett ist. Dadurch eröffnen sich verschiedene, gefühlt freie Streckenlayouts - am Tag und in der Nacht. So sind die Rennen die ersten paar Male spannend und es gibt nicht den einen schnellsten Weg, sondern man muss und darf freestylen. Zwölf verschiedene Streckenthemen vereint das Spiel. Persönlicher Favorit ist Skyline, wo das Auf und Ab der einstürzenden und sich verändernden Routen am greifbarsten ist. Das Spiel schafft es erstaunlich gut, einem das Gefühl von Höhen und Tiefen zu vermitteln. In 3D ist das noch beeindruckender.

Motorstorm: Apocalypse
Das Fahrgefühl ist ordentlich, auf Controller ausgelegt und nicht besonders herausfordernd.
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Aber nach einer kurzen Weile wird dann doch sehr sehr deutlich, dass das ganze Chaos ziemlich generisch und reproduziert ist. Es rockt einen einmal, zweimal - dann aber gar nicht mehr. Neu ist das Konzept natürlich auch nicht. Split/Second: Velocity ist bereits vergangenes Jahr effektvoll an den kollabierenden Rennstrecken gescheitert.

Doch nicht nur die Strecken sind nicht gerade hübsch. Das Drama nimmt erst außerhalb der Rennen seinen Lauf - in den erbärmlichen Zwischensequenzen des in drei Schwierigkeitsgrade eingeteilten Festival-Storymodus. Motion-Comic nennt Sony die Erzählweise, Sparmoduskinder-Comic nenne ich diese schnell hingerotzten Bildchen, garniert mit einer belanglosen Geschichte und gelangweilten deutschen Sprechern. Nach drei Sequenzen ist klar: einfach wegdrücken. Ist ja schließlich auch ein Rennspiel hier, nicht Professor Layton.

Wenn man nach häufig ziemlich langen Ladezeiten jenseits der 30 Sekunden auf die Strecke darf, stehen 13 Fahrzeugklassen am Start. Vom Motorrad über ATV und Monstertruck bis hin zum Lkw ist alles dabei. Das Fahrgefühl ist ordentlich, auf Controller ausgelegt und nicht besonders herausfordernd, aber darum geht es hier ja auch nicht. Ist ja keine Simulation. Die Fahrzeuge steuern sich alle sehr ähnlich (bis auf die hektisch reagierenden Zweiräder), wobei die ATVs am meisten Spaß machen. Schick sind die Fahrzeuge, man ahnt es, leider alle nicht. Auch das Aufpimpen ändert daran nichts.

Motorstorm: Apocalypse
Die im Spielverlauf einstürzenden, explodierenden oder zerkrachenden Strecken ändern das Fahrerlebnis in jeder Runde.
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Das Gameplay ist schlicht. Gut fahren, in den richtigen Momenten Boosten und den Boost auskühlen lassen, das fährt den Sieg ein. Weder die präzise Streckenkenntnis noch das Wegrammen der Gegner spielen eine große Rolle. Sieger werden die mit einer Mischung aus Zufall, Glück und mit mutigem Fahrstil. Manchmal fliegt einem auch einfach im falschen Moment ein Molotow-Cocktail eines Zuschauers auf die Motorhaube - und externe Hitze ist für einen überhitzten Motor nicht gut. Abkühlung verschaffen Wasserpfützen oder umgefahrene Wassertonnen (bitte nicht mit den Benzinfässern verwechseln). Aber wie gesagt: herausfordernd geht anders.

Offline gibt es neben dem Storymodus einen Multiplayer für bis zu vier Spieler im Splitscreen. Optional können noch von der PS3 gesteuerte Mitfahrer zugeschaltet werden, für mehr Chaos. Dazu warten 66 durch die Story freischaltbare Spezialevents, wo wir vordefinierte Bestzeiten schlagen müssen, netterweise mit Onlineranglisten. Online kann man gemeinsam mit einem Freund gegen 14 Gegner antreten oder klassisch alleine gegen maximal 15 andere fahren.

Der Onlinemodus müsste auch das wirkliche Argument für Motorstorm: Apocalypse sein. Hier kann man sich sein Gefährt zusammenpimpen, verschönern und mit neuen Anbauteilen optimieren. Um die Teile freizuschalten, müssen Aufgaben wie 1000 Meter driften oder 100 Gegner schlagen erfüllt werden. Zusätzlich lassen sich Vorteile ein- und ausschalten, um das Handling, die Boost-Fähigkeit oder die Kampffähigkeiten zu optimieren. So wird zum Beispiel die Rücksetzzeit auf die Strecke halbiert, die Boost-Regeneration beschleunigt, der Grip erhöht oder die Boost-Zeit verlängert, bevor man explodiert. Manche dieser Vorteile werden erst mit Rangerhöhungen freigeschaltet. Ist ein netter kleiner Tweak für den Onlinemodus, der auch offline greift.

Aber unterm Strich ist einfach zu wenig dran an Motorstorm: Apocalypse. Offline ist das Spielerlebnis nach kurzer Zeit das immer gleiche, online bieten die drei Modi Verfolgung, Eliminator und Rennen auch nicht gerade viel Abwechslung. Das Gameplay ist zu generisch, man kriegt ja nicht mal irgendeine Belohnung fürs Wegrempeln der Gegner. Keine Punkte, keine spannende Kurzwiederholung, nix. Der Gegner fliegt einfach nur ab. So wie das ganze Spiel...

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
Lustiges Chaos, interessante Streckenlayouts
-
Schwache Optik, generisches Gameplay, schnell langweilig
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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