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Halo 4

Halo 4

Es ist viel geschehen seit den Ereignissen von Halo 3. In Halo: Reach blickten wir zurück zu den Anfängen der Saga und kämpften mit dem Noble-Team einen spannenden, aber aussichtlosen Kampf. Währenddessen driftete der Master Chief im Kryoschlaf durch das All. Mit Halo 4 ist die Zeit gekommen, ihn aufzuwecken.

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Halo 4 beginnt dort, wo Halo 3 aufgehört hat: An Bord des verstümmelten UNSC-Kreuzers Forward Unto Dawn. Vier Jahre sind vergangen, seit wir in den Kryoschlaf abglitten. Nur Cortana blieb aktiv, um uns im richtigen Moment zu wecken. Wer Halo 3 auf dem Schwierigkeitsgrad Legendary absolviert hatte, wusste bereits, dass die Forward Unto Dawn auf einen Blutsväter-Planeten zusteuerte. In dessen Umlaufbahn sind wir nun angelangt. Es ist Zeit für Cortanas kleinen Satz: "Chief wachen sie auf, ich brauche sie."

Als wir in die Haut des Master Chiefs schlüpfen, wird offenbar, wie sehr wir ihn vermisst haben. Die Jahre im Kryoschlaf haben Spartan 117 nicht geschadet. Alles fühlt sich wunderbar vertraut an. Die Rüstung sieht zwar ein wenig mitgenommen aus, aber wir haben schließlich auch viel durchgemacht. Cortana in den Helm, Gewehr in die Hand - wir sind bereit, komme was wolle.

Die folgende Kampagne von Halo 4 fühlt sich an wie eine irre Achterbahnfahrt. Wie auf Schienen geht es voran und es ist unmöglich, vom Weg abzukommen. Stetig kämpfen wir uns vorwärts, dann kommt die nächste Kurve und alles ist wieder neu. Halo 4 zeigt uns immer nur die nächsten zwei Meter der Strecke. Genau so viel, um die Fahrt zu genießen, aber nie genug, um sich auf das einzustellen, was dann kommt.

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Halo 4Halo 4
Der Blutsväter-Planet Requiem glänzt durch seine unglaubliche Vielfalt.

Und keine Kurve gleicht der anderen. Das ist vor allem das Verdienst von Requiem, dem Blutsväter-Planeten. Kühle, klar gezeichnete Alien-Strukturen, staubige Wüsten, tiefgrüne Dschungel, riesige Höhlenkomplexe - der Planet glänzt durch eine unglaubliche Vielfalt. Zusammen mit den Weltraum-Missionen bietet Halo 4 eine Fülle an Schauplätzen, jeder mit seinem eigenen Charakter und Besonderheiten für den Kampf.

Der Kampf selbst ist nicht weniger abwechslungsreich, was wiederum der auf Requiem heimischen Alien-Rasse, den Prometheanern zu verdanken ist. Diese bringen nicht nur ein neues Design, sondern auch neue Waffen und Taktiken mit ins Spiel. Gemeinsam mit den Allianz-Völkern und den Menschen sorgt diese explosive Mischung für viele Konflikt und ein intensives Kampferlebnis.

Dass wir unsere eigene Agenda verfolgen, die nicht immer mit den Zielen der UNSC übereinstimmt, verschärft die Situation zusätzlich. Neben dem äußeren Konflikt ist es vor allem die Beziehung von Master Chief John und Cortana, die im Mittelpunkt steht. Cortana, die ihre virtuelle Lebensdauer überschritten hat, kämpft mit dem Wahnsinn. Die "verrückte" Künstliche Intelligenz macht John das Leben doppelt schwer und zeigt, wie sehr der Master Chief und seine virtuelle Freundin aufeinander angewiesen sind.

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Halo 4
343 Industries liefert uns eine sehr erwachsende Geschichte und bringt uns den Mann hinter der Maske sehr viel näher.

Es ist eine Geschichte über einen Mann, der aussieht wie ein Roboter und seine Beziehung zu einer virtuellen Freundin. Das klingt wie die Handlung eines schlechten Films, ist es aber nicht. Wir erfahren in Halo 4 mehr über die Persönlichkeit des Helden, als in der ganzen Saga zuvor. Wenn man bedenkt, wie schwierig es ist, einen maskierten Mann Gefühle zeigen zu lassen, wird klar, wie wichtig die Dialoge und die sprachliche Umsetzung sind.

Besonders in den Zwischensequenzen merkt man, dass die Entwickler keine Mühen gescheut haben, um die Charaktere so plastisch wie möglich zu gestalten. Halo 4 bietet eine cineastische Kampagne voller plausibler Konflikte, inszeniert von hervorragend gespielten und gesprochenen Charakteren mit beeindruckender Gesichtsmimik. Die orchestrale Musik verstärkt die jeweilige Stimmung, treibt einem schon mal die Gänsehaut über die Unterarme und gehört mit zum Besten, was wir aus Videospielen kennen. 343 Industries liefert uns eine sehr erwachsende Geschichte und bringt uns den Mann hinter der Maske sehr viel näher.

Die grafische Umsetzung ist ebenfalls hochwertig. Die Engine liefert beeindruckende Bilder bei einer durchgehend hohen Framerate und zeichnet sich vor allem durch ihre Vielseitigkeit aus. Einige Fahrzeug-Level wirken ein wenig karg und aufgrund der dezenten Partikeleffekte hat Halo 4 nach wie vor diesen "sauberen" Look. Nichtsdestotrotz klappte uns in vielen Sequenzen einfach die Kinnlade herunter. Halo 4 ist wirklich ein bildhübsches Spiel.

Und eines, das gut klingt. Allem voran die Waffen. Ob Strahlenkanone oder Projektil-Waffe, jede Wumme vermittelt ein einzigartiges Gefühl, hat Stärken und Schwächen und macht Spaß. Mit Ausnahme der Shotgun, die einfach zu schwach ist, sind alle Waffen gut ausbalanciert. Die Anzahl der Feinde zwingt uns dazu, mehrere Waffen zu benutzen. Je nach Gegner brüllt, kreischt oder schreit es über das Schlachtfeld. Wenn sich alle drei Fraktionen gegenseitig bekämpfen, geht wahrlich die Post ab.

Besonders auf Heldenhaft ist Halo 4 ein schnelles, anspruchsvolles und unheimlich befriedigendes Erlebnis. Die Gegner fordern einem alles an Reaktion und Improvisation ab, zwingen uns ständig in die Defensive und halten das Niveau hoch. Jeder Verbund hat seine eigenen Spezialfähigkeiten und Taktiken. Grunts und Crawler dienen als Ablenkung und Kanonenfutter, während die stärkeren Einheiten von hinten das Feld überwachen. Besonders die Prometheaner mit ihren Teleport-Fähigkeiten sind zähe Biester, die einfach nicht sterben wollen. Das macht die Kills umso süßer.

Halo 4
Die Engine liefert beeindruckende Bilder bei einer durchgehend hohen Framerate und zeichnet sich vor allem durch ihre Vielseitigkeit aus.

Unsere eigenen Teamkameraden verhalten sich nicht mehr ganz so unnütz wie noch in den vorherigen Halo-Titeln. In den ganz haarigen Missionen werden wir von Spartans unterstützt, die dank ihrer Schilde zumindest einiges an Beschuss verkraften.

Halo 4 bleibt insgesamt dem Halo-Erlebnis treu. Das Gameplay bietet keine Neuerungen, sondern konzentriert sich weiter ganz auf die Shooter-Elemente. Wir kämpfen im Alleingang mit vielen Waffen gegen viele Gegner. Stationäre Geschütze und spezielle Gürtel, die uns unsichtbar machen oder uns ein Energieschild aktivieren lassen, runden die Sache ab. All das kennen wir aus Halo 3. Der Fokus liegt 2012 auf Requiem, den Prometheanern und deren Waffen.

Fahr- und Flugzeuge sind ein wichtiger Teil der Halo-Serie und Halo 4 ist hier keine Ausnahme. Die Abschnitte sind sorgfältig geplant und bieten viel Abwechslung. Da die Prometheaner keine eigenen Fahrzeuge besitzen und die Brute-Fahrzeuge wegfallen, konzentriert sich Halo 4 auf den Kern aus Warthog, Ghost und Co. Neu ist nur der Mantis-Battlemech, der aber einen Heidenspaß macht.

Halo 4
Nichts an Halo 4 ist wirklich neu und muss es auch nicht sein. Die Serie bleibt sich treu mit all dem, was wir an ihr lieben.

Je nach Spielweise und Schwierigkeitsgrad bietet die Singleplayer-Kampagne rund zehn bis zwölf Stunden Spielspaß. Dabei finden sich kaum Längen. Jede Passage schöpft ihr Potenzial voll aus und endet, bevor sie langweilig wird. Bedenkt man die Möglichkeit, die Kampagne im Koop-Modus zu spielen und rechnet die vielen Skulls ein, mit denen wir das Spiel schwieriger machen können, lässt sich die Kampagne ohne Langweile locker drei Mal spielen.

Die Halo-Enzyklopädie Waypoint liefert im Off einen Haufen Fakten zu Story, Fraktionen, Technologien und Schauplätze. Aber auch Artworks und Fanfiction finden sich hier. Ein Newsfeed versorgt uns mit den aktuellen Halo-Informationen, wir können unsere Statistik einsehen und sie mit anderen Spielern vergleichen.

Im Infinity-Menü finden wir den Karteneditor Forge, den Spartan Ops-Modus und War Games, den Multiplayer. Forge kennen wir bereits aus Halo: Reach. Der Karteneditor erlaubt es uns, jede War Games-Karte zu verändern. Er wurde überarbeitet und ist nun leichter zu bedienen. Spartan Ops ist eine Art Horde-Modus, in dem wir mit anderen Spielern Kampagnen bestreiten, die parallel zur Hauptkampagne spielen. Er ist keine wirkliche Neuerung und die Missionen sind schnell durchgespielt.

War Games, der Multiplayer, wartet mit frischen Waffen und 13 neuen Karten auf. Neun Modi stehen zur Auswahl, darunter Klassiker wie Slayer, Domination und Capture the Flag. Aber es gibt auch neue Modi: Flood lässt uns als Infizierte spielen und in Regicide müssen wir den gegnerischen König töten, während wir gleichzeitig unseren eigenen beschützen. Wie wir es von Halo gewöhnt sind, sind die Karten und Waffen exakt ausbalanciert, was für viel Online-Spielspaß sorgt.

Halo 4 greift die guten Elemente von Halo 3 auf und macht sie noch besser. Der Fokus liegt auf der Story und der neuen Prometheaner-Rasse. Nichts an Halo 4 ist wirklich neu und muss es auch nicht sein. Die Serie bleibt sich treu mit all dem, was wir an ihr lieben. Das gilt für die Kampagne wie auch den Multiplayer.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
die neue Alien-Rasse, die Story, der Sound
-
wenig Neuerungen im Single- wie im Multiplayer
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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