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Far Cry 5

Far Cry 5

Flugzeuge, Ziplines, Explosionen - nichts Neues in Far Cry 5, aber man vermisst auch nichts im uramerikanischen Sandkasten von Ubisoft.

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Ich halte einen Raketenwerfer in der Hand, als ein Bär aus heiterem Himmel meinen Gegner angreift. Und nur kurze Zeit später fährt ein Lkw beide um. Über uns schwirrt ein Helikopter und will uns mit seinem Maschinengewehr niedermähen. Ich ziele, drücke ab und sehe dabei zu, wie der Heli trudelnd zu Boden stürzt und in einem Feuerball zerplatzt.

Wenn alles in perfekter Harmonie zusammenkommt, gibt es kaum etwas, das so wie Far Cry 5 ist.

Ein Kult - angeführt von „Father" Joseph Seed, hat den Bezirk Hope County im US-Bundesstaat Montana übernommen und alle Kommunikation mit der Außenwelt abgebrochen. Am Anfang des Spiels ist es noch unsere Aufgabe, den selbst ernannten Vater des Kults zu verhaften. Aber einen abgestürzten Heli und einen Truck später hat sich die Situation geändert. Wir werden zum Gejagten und es sind unsere Kollegen, die gerettet werden müssen.

Nach paradisischen Inseln, der afrikanischen Savanne und den Bergen des Himalayas betritt die Ubisoft-Reihe neues Territorium - in dem sich die Spieler aus dem Norden Europas und Amerikas sehr zuhause fühlen dürften. Farmland und Seen sind die Grundlage von Far Cry 5. Und auch wenn diese Orte weniger exotisch als früher sind, so passen sie doch großartig. Die Story mag sehr düster und ernst sein - die Figuren, auf die wir treffen, bedienen jedes Klischee, das wir vom ländlichen Amerika so haben. Und witzig sind sie gelegentlich auch.

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Flugzeuge, Ziplines, Explosionen - nichts Neues, aber man vermisst auch nichts.

Es wurde viel darüber gesprochen, wie frei wir unsere Missionen in der offenen Spielwelt wählen dürfen, nachdem das Tutorial abgeschlossen ist. Es ist ziemlich frei, aber das Erlebnis ähnelt alles doch sehr der Missionsstruktur, die wir aus anderen Open-World-Spielen so kennen. Der große Unterschied ist allerdings, dass die meisten Aktivitäten und Missionen mit Widerstandspunkten belohnt werden, die dann den Fortschritt der Hauptgeschichte in den drei Regionen des Spiels vorantreiben, bevor wir dann Joseph Seed im Finale des Spiels gegenüberstehen.

Drei Regionen mit Eigenarten

Diese drei Regionen werden von Josephs Nachkommen oder seinen Heralds kontrolliert: John, Jacob und Faith. Jede Region hat ihre Eigenarten und eine eigene Thematik. Bei Jacob dreht sich alles um das Überleben des Stärkeren. Faith vertreibt die Droge Bliss, die ihre Nutzer in hirnlose Zombies verwandelt, die Angels genannt werden. Bei John geht es um Sünden und das Brandmarken von Feinden. In diesen Regionen steigt zunehmend unserer „Wanted Level", bis wir irgendwann von den „Auserwählten" in Flugzeugen gejagt werden. Jacob wird von Wölfen unterstützt und in dem Gebiet von Faith müssen wir uns mit den Drogenengeln herumschlagen. Die Region von John ist insgesamt etwas „freundlicher" und ein guter Startpunkt.

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Die Unterschiede zwischen den Gebieten sind nicht allzu groß und vieles gleicht sich, aber durch die Kämpfe wird alles ein wenig durcheinandergewirbelt. In den Kämpfen stehen uns eine Vielzahl Optionen zur Verfügung. Sie reichen vom Bogen bis zu Raketenwerfern, Fernzünder-Bomben, Schrotflinten und Scharfschützengewehren. Nichts davon ist etwas wirklich Neues, aber man vermisst auch nichts. Das Ballern ist genau so, wie wir es von Far Cry kennen. Die Gegner sind eher Kugelschwämme, aber das zwingt zu taktischem Vorgehen und die Schusswechsel machen viel Spaß. Ein halbes Magazin in den Kopf eines behelmten Gegners zu ballern, ist ein bisschen albern. Aber es zwingt zu strategischer Planung. Man muss die Umgebung nutzen, vielleicht ein Fahrzeug sprengen, schleichen, flankieren oder den Grizzly-Partner Cheeseburger auf ihn hetzen.

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Joseph, John und Faith Seed bieten alle einen Blickwinkel auf den irren Kult ihres "Vaters".

Das bringt uns zu ein paar Neuerungen in Far Cry 5 - allen voran das Verhalten der KI-Kollegen. Es gibt neun potenzielle Partner, auf die wir in Hope County treffen. Jeder bietet eine andere Form der Unterstützung. Es gibt die brachiale Gewalt des Bären Cheeseburger, Helikopter-Unterstützung, die sexuell ein wenig obsessive Adelaide, den Berglöwen Peaches oder eine Bogenschützin wie Jess. Wir können ihnen zumindest teilweise Befehle erteilen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie von alleine am Besten agieren. Es gab allerdings auch ein Rätsel, bei dem wir einen nassen Fussboden unter Strom setzen mussten und unser treuer Begleiter anscheinend die Memo nicht gelesen hatte und wie ein Schinken gebraten wurde.

Aber die CPU-Partner sind kein Ersatz für einen echten Teamkameraden - und dass wir die offene Welt mit einem Freund druchstreifen können, ist schlicht und einfach brillant. Wir dürfen einen Freund in „unser" Hop County einladen und er darf dafür die Perk-Punkte (das Fortschrittssystem von Far Cry 5) behalten. Aber er wird so nicht in seiner eigenen Kampagne weiterkommen. Ein übliches Vorgehen im Koop, und es funktioniert gut und ihr werdet viel Spaß in dem Sandkasten der offenen Welt haben. Das Spiel wird einfacher (und wesentlich verrückter), wenn ihr gemeinsam mit einem Freund unterwegs seid.

Die Perk-Punkte braucht ihr für euren Fertigkeitsbaum. Die meisten Fähigkeiten sind von Beginn an freischaltbar, aber für einige braucht ihr Fortschritte in der Story oder ihr müsst vorher andere Stufen freigeschaltet haben. Eine gute Methode, um an die Punkte zu gelangen, sind die Prepper-Verstecke. Manchmal bestehen sie aus Rätseln, wir können aber auch auf Gegner treffen oder müssen klettern oder tauchen, um an das begehrte Gut zu gelangen. Diese Verstecke gehören zu meinen Lieblingsmomenten im Spiel und sind eine willkommene Abwechslung von der intensiven Action. Wenn euch Zeug wie die Gräber in Tomb Raider oder Assassin's Creed gefallen haben, dann werdet ihr eure helle Freude haben. Ihr könnt aber auch angeln oder jagen, wenn ihr euch in Hope County entspannen möchtet.

Viele Missionen erhaltet ihr von der Bevölkerung und am Ende liegen euch die Menschen und Schicksal von Hope County wirklich am Herzen. Es ist ein bisschen albern, aber manchmal ist die Miliz genauso übel wie der Kult. Aber die meiste Zeit werdet ihr dankbar sein, was das Ganze noch düsterer wirken lässt.

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Joseph Seed ist ein großartiger Widersacher und sein Nachwuchs ist diabolisch. Die Geschichte selbst ist sehr düster und Ubisoft verdient für die starke Story großes Lob - besonders in einem Spiel das beim Gameplay so leichtfüßig ist. Das religiöse Grundthema mag einige Spieler vielleicht stören, aber ich fand es interessant und nicht allzu evangelisch.

Mir hat meine Zeit in Hope County viel Freude bereitet, aber es gab auch ein paar Probleme. Einige Missionen waren fehlerhaft und erforderten einen Neustart und es gab eine Situation, in der immer wieder die gleiche Mission geladen wurde, bis ich die Endlosschleife durch die Schnellreisefunktion durchbrechen konnte.

Das zerstört nicht das Spiel und ist einem offenen Erlebnis wie diesem auch zu erwarten, aber es passierte trotzdem ein bisschen zu häufig. Weitere Schwachpunkte sind die KI-Kumpanen, die Fahrphysik und das Ballern selbst. Die Angels sind ein wenig Geschmacksache, aber die „Zombies" passten für mich nicht so ganz ins Spiel.

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Großartiger Sandkasten und erinnerungswürdige Geschichte

Über die Optik von Far Cry 5 kann man sich nicht beklagen. Die Wildnis Montanas wird wunderschön nachgestellt, vielleicht hätte ich mir unter den Anhängern des Kults ein paar mehr Gesichter gewünscht. Wenn wütende, bärtige Zwillinge nebeneinander laufen, stört das doch die Immersion. Auch wenn Explosionen, Schusswechsel und Fahrzeuge die Geräuschkulisse bestimmen, haben mir insbesondere die Radiosender viel Spaß gemacht und bieten eine gute Auswahl an Songs.

Und dann wäre da noch Arcade, der Mehrspielermodus von Far Cry 5 und sein Karten-Editor. Dieser Teil des Spiels bietet viele Freiheiten und ich bin gespannt, was die Spieler hier auf die Beine stellen werden. Es lassen sich sogar Assets von Assassin's Creed Origins oder Watch Dogs 2 verwenden.

Insgesamt ist Far Cry 5 ein großartiger Sandkasten und bietet eine erinnerungswürdige Geschichte. Eine tolle Spielerfahrung, die zwar nicht perfekt ist, aber die wir Fans der Reihe und offenen Welten nur empfehlen können. Das Ende der Welt mag bevorstehen, aber immerhin habt ihr einen Grizzlybären mit dem Namen Cheeseburger an eurer Seite.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
spaßig wie eh und je, wunderschöne Umgebungen, viele witzige Momente, düstere und eindrückliche Story, toller Koop
-
KI-Kollegen mit Problemen, einige Missionen mit Glitches, "Zombies" nerven
overall score
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