Man merkt sofort wie viel Liebe in Crossing Souls steckt. Fourattics Debut hat mehrere Jahre Entwicklungszeit auf dem Buckel und die Aufmerksamkeit und Leidenschaft, die in jeden einzelnen Aspekt des Spiels geflossen ist, wird sofort offensichtlich, sobald wir unser Abenteuer im fiktionalen Tajungan (Kalifornien) beginnen. Das Spiel ist zu allererst ein Adventure, das Plattformpassagen, Erkundung, Dialoge und eine paar Rätsel mit Kampfsequenzen und Bosskämpfen vermischt. Die Mischung der Genre ist gut ausbalanciert worden und die Ausführung geschieht ordentlich. Was euch aber wirklich packen dürfte ist all die Mühe, die in das Setting und die Präsentation gesteckt wurde.
Das Spiel ist ein hübscher Tribut an die Popkultur der Achtziger. Überall finden sich Referenzen auf Filme, Comics und Fernsehserien dieser Dekade wieder und auch wenn das am Anfang manchmal fast ein wenig zu viel des Guten ist, so findet das Spiel schnell seine ganz eigene Persönlichkeit. Die gesamte Stimmung ist ein wichtiger Teil der Spielerfahrung.
Vieles davon hängt mit der exzellenten Zusammenarbeit von Video und Audio zusammen. Mit seiner pixelperfekten Grafik passt Crossing Souls gut ins Regal von Devolvers Digitale, direkt neben die vielen anderen Pixel-Hits des Publishers. Die Animationen sind solide umgesetzt und die Menge an Informationen, die in jedem einzelnen Bildquadrat stecken, ist beeindruckend. Die Soundlandschaft trägt ebenfalls ihren Teil zur Stimmung bei und kombiniert arcadige Geräuscheffekte mit einem cineastischen Soundtrack. Als Kirsche auf dem Kuchen sind da noch die comicartigen Zwischensequenzen, die euch vor Lachen die Tränen in die Augen treiben werden.
Der Plot folgt Chris, Matt, Big Joe, Charlie und Kevin, die in ihren Sommerferien eine Verschwörung aufdecken. Natürlich steckt die Geschichte voller Klischees, doch das Skript ist gut geschrieben und sorgt für stetes Interesse. Die fünf Kids und ihre Interaktion mit der Welt und den anderen Figuren schafft es durch ihre charmante Inszenierung Neugierde zu wecken.
Jedes der Kids hat seine eigenen Fähigkeiten und das im Kampf sowie in der freien Bewegung (wir wechseln zwischen ihnen mit der L1/LB-Taste). Chris ist der Allrounder, aber Matt mit seinem Laser und der Fähigkeit zu schweben ist ebenfalls sehr nützlich, auch wenn er vermutlich der Schwächste ist. Charlie ist die Athletin mit einer Sprungseilpeitsche, genau das Gegenteil von Abrissbirne Big Jo, der die Kraft besitzt Kisten zu verschieben. Kevin ist... etwas Besonderes, denn (Spoiler-Alarm) er betritt als Erster die Welt der Toten, in der wir ihn in seiner Geisterform spielen. Das sorgt für duale Rätsel, in denen wir zwischen Gruppen aus Charakteren wechseln und hier wird das Spiel manchmal ziemlich komplex.
Manchmal ist Forattic aber ein bisschen zu Retro beim Design und den Mechaniken geblieben, denn auch wenn es zur Präsentation beiträgt ein paar Klassiker zu zitieren, hätte ich mir ein wenig mehr Wumms für das Neo-Retro-Gameplay gewünscht. Crossing Souls hätte ein abwechslungsreicheres Kampfsystem und agilere Plattforming-Segmente gut gestanden. Das Spiel ist wirklich hochwertig umgesetzt worden, aber das Gameplay hat mich nicht völlig überzeugt. Egal ob ich gerade die Welt erkunde, Rätsel löse oder mich durch die Gegner kämpfe, allem fehlt etwas. Einige der Bosskämpfe gehören zu den Höhepunkten des Spiels, aber manche der Plattform-/Labyrinth-Abschnitte sind langweilig und frustrierend. Gleichzeitig sorgt der Mangel an Abwechslung beim Gameplay für ein fehlendes Gefühl von Fortschritt.
Der Spaß von Crossing Souls liegt ganz klar in der Atmosphäre des Spiels, dem tollen Hintergrund und der guten Arbeit bei den Figuren und der Präsentation. Das nicht wirklich packende Gameplay tut seinen Dienst, bedarf aber einer generellen Aufbesserung. Trotzdem fühlt sich das Spiel frisch und dynamisch an. Crossing Souls ist ein Pflichttitel für Liebhaber der Achtziger und Beat 'em Up-Fans. Es zeigt Fourattics Talent und ich bin wirklich gespannt, was sie bei ihrem nächsten Spiel vorhaben.