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Dragon Ball FighterZ

Dragon Ball FighterZ

Das bisher beste Dragon Ball-Kampfspiel? Teilweise.

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Dragon Ball könnte einer der größten Lizenzen sein, das auf unser Lieblingsmedium adaptiert wurde. Es gibt etliche Videospiele die von der japanischen Vorlage inspiriert wurden, denn das Franchise hat sich über all die Jahre ein unglaublich starkes Zielpublikum mit vielen Generationen an Fans aufgebaut. Neue Spieler konnten in den letzten Jahren mit Dragon Ball Xenoverse 1 und 2 einen Einstieg in die Saga erfahren, doch Dragon Ball FighterZ unterschiedet sich davon stark. In diesem Spiel liegen die Prioritäten auf dem Kampfsystem, dem Gameplay und der visuellen Inszenierung. Das war vielen Spielern bereits zur Enthüllung des Spiels auf der E3 2017 klar, deshalb muss es Bandai Namco wichtig gewesen sein, dass Interessierte in den stattgefundenen Testdurchläufen eigene Eindrücke gewinnen. Wir haben uns in den letzten Wochen in der finalen Version des Kampfspiels ausgetobt und werden euch heute erklären, dass es Dragon Ball FighterZ abseits seiner spektakulären Grafik vor allem an inhaltlichem Umfang mangelt.

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Wer in den herausfordernden Kämpfen erfolgreich sein möchte, der muss lernen seine Kollegen schlau einzusetzen.

Das Beat'em Up liefert das akzeptierte Minimum an Offline- und Online-Spielmodi ab. Es gibt einen Story-Modus, Online-Partien und klassische Arcade-Beschäftigung, was alles in einen übergeordneten Online-Hub (der auch offline funktioniert) eingepackt wurde. Spieler werden damit sicher einige Zeit lang beschäftigt sein, doch wer sich lange Zeit in Dragon Ball Xenoverse 2 ausgetobt hat, der wird viele Inhalte vermissen und das ist nicht zuletzt im Charakterpool begründet. Die wichtigsten Namen kommen dort natürlich vor: Son-Goku, Vegeta, Piccolo, Cell und Son-Gohan gesellen sich zu neueren Kämpfern, wie Beerus, Hit und Goku Black. Mit Android 21 erhalten wir sogar einen originalen Charakter.

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Diese Liste ist sinnvoll, doch sicher nicht ansatzweise komplett, denn das erweiterte Universum der Dragon Ball-Saga hat ungeheuer viele Nebenfiguren. Viele Charaktere fehlen einfach und die vielen Zwischenformen der wichtigsten Kämpfer wurden ebenfalls komplett weggelassen. Den „normalen" Goku zum Beispiel können wir nicht spielen, auch Freezer und Cell haben jeweils nur eine Form. Es gibt zugegeben einige Transformationen, wie Goku als Super-Saiyajin 3, aber das geschieht nur in einem Spezialmanöver und endet anschließend auch sofort wieder. Wahrscheinlich rege ich mich zu sehr darüber auf, doch der kleine Charakter-Roster und die Unfähigkeit der Transformation im Kampf haben mich wirklich enttäuscht und das könnte sicher auch dem einen oder anderen Spieler so gehen.

Kommen wir aber erst einmal zur größten Enttäuschung des Spiels - dem Story-Modus. Dort werden wir in einen komplett neuen Handlungsstrang versetzt, was immerhin frisch und originell anmutet. Diese Erzählung konzentriert sich auf mysteriöse Energiewellen, die die Kräfte beinahe jedes Kämpfers auf dem Planeten entziehen. Nur diejenigen Figuren, die über die Kraft der „unbekannten Seele" (also uns Spieler) verfügen, können ihre Kräfte zurückerlangen. Vorangetrieben wird diese Geschichte mit Zwischensequenzen in der Spielengine, die zwischen den Kämpfen abgespielt werden. Leider ist das Skript schwach und kindisch - was sicher auch für große Teile der Geschichte des Ausgangsmaterials gilt. Dazu kommen merkwürdig grobe Animationen der Charaktere, das wirkt teilweise als würden dem Spiel plötzlich die Frames fehlen.

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Es ist wirklich spektakulär, wie die 3D-Modelle im Spiel den Anime-Look des Originals einfangen.
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In der Geschichte tauchen an einem Punkt plötzlich böse Klone auf, die von diversen realen Figuren des Universums inspiriert sind. Diesen Feinden werden wir in Dragon Ball FighterZ häufig gegenübertreten müssen, weshalb viele Auseinandersetzungen im Story-Modus repetitiv ausfallen werden. Die übergeordnete Erzählung teilt sich auf drei Story-Arks auf, die zwar die gleiche Geschichte erzählen, uns jedoch unterschiedliche Blickwinkel enthüllen. Die Umsetzung funktioniert gut und erscheint uns logisch, denn die zweite und dritte Erzählsäule beantworten Fragen, die beim ersten Durchspielen bestehen.

Jedes Kapitel enthält eine spielbrettartige Karte, auf der etliche Dinge positioniert sind. Diese Übersicht dient zur Veranschaulichung, denn von dort aus können wir entweder der Geschichte weiter folgen oder uns in optionale Kämpfe stürzen, um bestimmte Gegenstände zu erhalten oder andere Hilfscharaktere freizuschalten. Wir dürfen auf diesem Spielbrett nur eine begrenzte Anzahl an Schritten ausführen und obwohl sich damit nicht alles verwirklichen lässt, haben wir doch zumindest genügend Gelegenheiten gehabt, um die meisten Aufgaben anzugehen. Gelegentlich kommt es dabei zu zusätzlichen Schlachten, die uns mit weiteren Vorteilen belohnen (und die allesamt sehr leicht ausfallen). Ich bin nicht sicher, ob ich etwas verpasst habe, aber der Schwierigkeitsgrad im Story-Modus scheint nicht anpassbar zu sein. Jedenfalls war das alles so leicht, dass ich Tatsache einige Kämpfe gewonnen habe, ganz ohne Gesundheit zu verlieren. Einige Begegnungen dienen natürlich als Tutorial, doch selbst Kämpfe gegen Charaktere, die viele Level über meinem eigenen waren, sind sehr leicht gewesen.

Wie ihr euch sicher vorstellen könnt nimmt der fehlende Anspruch jegliche Spannung und Begeisterung aus dieser Komponente des Spiels. Als wir bei Bandai Namco nachgefragt haben, konnten die unsere Ergebnisse nicht bestätigen. Vielleicht habe ich irgendetwas verpasst, übersehen oder Arc System Works stellt die Herausforderung erst mit dem Day-1-Patch an (zu dem wir leider noch keinen Zugang hatten). Was wir jedoch gespielt haben war viel zu einfach und anspruchslos. Insgesamt war die Geschichte aber nicht nur aufgrund der repetitiven Kämpfe uninteressant, weshalb wir am meisten Spaß mit dem Arcade-Modus hatten, der vom Anspruch deutlich ausgeglichener ist. Es gibt dort unterschiedliche Spielvarianten mit drei, fünf oder sieben Matches, was perfekt für Spieler ist, die eine Herausforderung wünschen.

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Viele Charaktere fehlen einfach und die vielen Zwischenformen der wichtigsten Kämpfer wurden ebenfalls komplett weggelassen.

Am anspruchsvollsten werden ohnehin die Begegnungen mit anderen, echten Spielern im Online-Modus sein. Die Version auf der wir gespielt haben konnte keine Verbindung zum Netzwerk aufbauen, doch was wir aus den Beta-Phasen mitgenommen haben machte einen tollen Eindruck. In jedem Fall dürft ihr weiterhin gespannt bleiben, denn wir halten euch selbstverständlich über alle Schwierigkeiten auf dem Laufenden, sollte es die Situation erfordern. Neben den Kämpfen steht die Interaktion mit anderen Spielern im Vordergrund. Im Hub wählen wir einen zentralen Charakter, der uns repräsentiert. Damit nicht alle Spieler mit den gleichen Figuren herumrennen, hat System Arc Works eine Vielzahl an Personalisierungsoptionen eingefügt. Das beinhaltet weitere Figuren, Farbschemen, Titel und Stempel, die man über den Kauf von Kapseln freigeschaltet. Das Design lädt dazu ein Kapseln mit Loot-Boxen zu vergleichen und da die Online-Funktionalitäten im Testzeitraum komplett abgeschaltet waren, können wir noch nicht klarstellen, ob diese Funktion mit Mikrotransaktionen daherkommt oder nicht. Normalerweise kaufen wir Kapseln nur mit Spielgeld, die zufälligen Inhalte sind ohnehin rein kosmetischer Natur.

Das beste Element von Dragon Ball FighterZ ist die Grafik. Es ist wirklich spektakulär, wie die 3D-Modelle im Spiel den Anime-Look des Originals einfangen. Wir sprechen hier von einigen großartig detaillierten Charakteren und exzellenten visuellen Effekten. Der Sound bleibt größtenteils unaufgeregt, Fans werden sich aber über englische und japanische Stimmen freuen. Kommen wir jetzt aber endlich zum Gameplay: Dragon Ball FighterZ funktioniert wie ein normales 2D-Beat'em Up mit extrem flüssigem und sauschnellem Gameplay. Obwohl alles sehr spektakulär wirkt ist der Titel gleichzeitig zugänglich. Die meisten Kombos sind einfach auszuführen und dadurch schafft der Titel die schwierige Balance, seinen eigenen Wurzeln treu zu bleiben und trotzdem ein eher traditionelles Kampfspiel zu sein.

Das Kampfsystem konzentriert sich auf Drei-gegen-Drei-Kämpfe, obwohl beide Seiten immer nur einen Teilnehmer aktiv auf dem Spielfeld haben. Wir dürfen jederzeit zwischen den Figuren wechseln, was ein sehr wichtiger Bestandteil des Gameplays ist. Wer in den herausfordernden Kämpfen erfolgreich sein möchte, der muss lernen seine Kollegen schlau einzusetzen. Der Zeitpunkt des Auswechselns ist nämlich sehr wichtig und wenn ein Kämpfer gerade nicht aktiv im Kampfgeschehen steckt, regeneriert er eine Portion seiner Gesundheitsleiste, was schnell zu einem taktischen Bestandteil eines Matches wird.

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In diesem Spiel liegen die Prioritäten auf dem Kampfsystem, dem Gameplay und der visuellen Inszenierung.

Leider hat das Spiel so seine Probleme damit all diese Informationen sauber auf den Bildschirm zu übersetzen, denn es gibt etliche Elemente, die andere überschatten. Mit dem schnellen Gameplay und den einnehmenden, visuellen Effekten ist es manchmal schwierig konkret zu sagen, was aktuell passiert. Die Figuren haben natürlich alle ihre Eigenheiten, steuern sich grundsätzlich aber gleich. Arc System Works hat hier einige Variation und spielerische Tiefe eingefügt, was für Abwechslung sorgt. Was uns am meisten begeisterte war jedoch die Zugänglichkeit von Dragon Ball FighterZ und dass es für talentierte Spieler trotzdem Möglichkeiten gibt, ihr Fähigkeiten zu demonstrieren.

Dragon Ball FighterZ ist ein wahres Kampfspiel und zumindest aus Gameplay-Sicht näher an Titeln wie Injustice 2 und Street Fighter V angesiedelt, als an Dragon Ball Xenoverse oder Dragon Ball Z: Battle of Z. Im Hinblick auf die Grafik und das Gameplay bietet Dragon Ball FighterZ mit Leichtigkeit die pointierteste Erfahrung der Saga, doch in Sachen Umfang kann der Titel echt noch einige Inhalte vertragen. Letztes Jahr erschienen viele hervorragende Kampfspiele, wie Injustice 2, Tekken 7 und Marvel vs. Capcom: Infinite. FighterZ gleich am ehesten Marvel vs. Capcom: Infinite, dem unserer Meinung nach schwächsten Kampfspiel dieser tollen Reihe. Falls ihr ein Dragon Ball-Fan seid dürfte euch das aber eh egal sein, denn eine Empfehlung fällt uns hier nicht allzu schwer. Besonders falls ihr Inhalte auf Kosten der fulminanten Präsentation verschmerzen könnt.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Unfassbare Grafikexplosion; zugänglich und unterhaltsames Kampfsystem; eigene Geschichte; wichtigsten Charaktere sind mit dabei.
-
Story-Modus zieht sich in die Länge und wiederholt sich zudem; Umfang lässt zu wünschen übrig.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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