Die Kanonen dazu hängen an einem Raumschiff, das aussieht wie ein kleiner Fisch mit einer leuchtenden Halo-Membran außen drum herum. Genau dieser glühende Ring spielt eine zentrale Rolle, den er schützt das Raumschiff vor dem Tod.
In diesem Shooter müssen wir nämlich verhindern, dass uns die Energie herausgesaugt wird von den Feinden, die uns in einem beständigen Fluss entgegenströmen. Vorbeifliegende Feinde saugen nämlich den Saft aus dem Ring. Verhindern lässt sich das nur mit gezielten Abschüssen. Zum Glück fliegt das kleine Raumschiff auf Knopfdruck in der Zeit hin und her. Bis zu 4,2 Sekunden zurück in die Vergangenheit kann es reisen und danach ballert 4,2 Sekunden die zeitreisende Kopie selbstständig auf die Gegnermassen, während man selbst derweil eine andere Front verteidigt.
Der schwarze Schatten kann aber noch mehr: Schießt man in ihn hinein, werden je nach Status der fünf freispielbaren Extrawaffen mächtige Spezialangriffe abgefeuert. Die Raumschiffe helfen sich also in beiden Zeitebenen gegenseitig und Angriffe aus Vergangenheit und Gegenwart lassen sich miteinander kombinieren. Wenn man etwa seinen schwarzen Schatten mit dem mächtigen Horizontal-Laserstrahl des Gegenwartsraumschiff beschießt, feuert der Laser aus der Kopie heraus auch in die Vertikale hoch.
Besonders kühne und fingerfertige Piloten dürfen die Zeit auch vorspulen, um Extrapunkte zu kassieren. Das ist verführerisch, aber eben auch sehr risikoreich. Manchmal tauchen Extras auf, die die Lebens- und Zeitreiseenergie auffüllen und die schwarze Bombe räumt den Bildschirm auf einen Schlag leer. Manche Gegner muss man erst aus einer Zeitschleife befreien, um sie abschießen zu können.
Sieben Modi hat der Berliner Indie-Entwickler Brightside Games eingebaut: Arcade, Wellen, Zeitlimit, Überleben, Taktik, Rekordjagd und Herausforderung. Sie schalten sich nacheinander frei, indem man jeden Modus einmal eine Runde lang spielt. Besonders die Herausforderungen sind nett gemacht, zumal es einen eigenen Modi gibt, um sie zu erfüllen. Die 70 Mini-Missionen im Off lassen sich aber auch im regulären Spielverlauf abgreifen - zumindest teilweise. Aber die dynamisch nach dem Zufallsprinzip erzeugten Herausforderungen wie etwa seinen eigene Highscore in einem bestimmten Level zu schlagen, nur mit schwächeren Waffensystemen - das ist schon eine lustige Idee.
Auch Klassiker wie das Abschießen von Gegnerwellen und dabei möglichst viele Punkte kassieren oder die profane Rekordjagd bringen reichlich Spaß. Die vielen Ranglisten sind es ohnehin, die einen bei Laune halten. Das Messen mit Freunden ist bei solchen klassischen Shootern eben die Hälfte des Spaßes, mindestens. Wer Spaß an Weltraum-Memory hat, wird mit dem Taktik-Modus glücklich. Hier muss man bestimmte Gegnertypen ausspähen und passieren lassen, damit sie danach als höherwertiges Kanonenfutter zurückkommen. Klingt einfach, ist aber schnell lustig kompliziert.
Nervig ist allein - aber das leider so richtig - dass der Entwickler keine Option eingebaut hat, um die Flugrichtung des Raumschiffs in der Vertikalen individuell einstellen zu können*. Jeder drittklassige Egoshooter bietet das - und es ist für die Spielerfahrung ein wesentliches Element selbst bestimmen zu dürfen, ob nach oben drücken auf dem Joystick heißt, dass das Raumschiff nach oben oder nach unten fliegt. Meine Spielerfahrung hat das jedenfalls gehörig verschlechtert. Auch die Musik ist leider nach einer Weile ziemlich eintönig. Am Ende ist Zeit² ein trotzdem ein gelungener Mischmasch aus Gradius, Geometry Wars, Braid und, nun ja, einer Lavalampe - und wird guten Gewissens eben nicht nur Retro-Freunden empfohlen.
*Wie Thomas Bedenk von Brightside Games uns nach Erscheinen der Kritik schreibt, ist der "Inverse Controls Bug" durch die Qualitätskontrolle geschlüpft und soll via Update nachgebessert werden. Wer jetzt schon andersrum spielen will, muss die Invert Y-Axis-Option in den Usereinstellungen seiner Xbox ausschalten, danach das Spiel neu starten bzw. aus- und wieder einloggen.