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Kingdom Hearts Re:coded

Kingdom Hearts Re:coded

Nur wenige können von sich behaupten, dass sie wirklich immun gegen die vielen magischen Geschichten und Charaktere aus dem Hause Disney sind. Die Idee, daraus ein spielbares Abenteuer zu machen, in das man eintauchen kann, schien daher auch schon immer so unglaublich ansprechend für viele von uns. Square Enix hat es mit Kingdom Hearts umgesetzt.

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Allerdings, bei aller Liebe für Donald Duck, Micky Maus, Goofy und all die anderen, hat mich die Kingdom Hearts-Serie von Square Enix mit ihrer Kombination aus Rollenspiel und Disney-Welt nie gefesselt - und das obwohl sie überall in der Welt immer beliebter wurde. Es gab einfach zu viele Probleme und der Entwickler war offenbar immer zu träge, um diese richtig anzugehen.

Faulheit ist das Wort, das mir im Kopf herumgeistert, nachdem ich eine Weile Kingdom Hearts Re:coded gespielt habe. Eine dicke Schicht Recycling wurde da aufgetragen. Denn statt eines brandneuen Abenteuers wurden für den Nintendo DS mehrere Handy-Spiele zusammengeschraubt, die ursprünglich in Japan veröffentlicht wurden. Mit ein paar Einlagen aus dem ersten Spiel der Serie gepfeffert wurde uns der Titel dann mit einem Minimum an Neuigkeiten serviert.

Die Geschichte ist so zusammengestrickt, dass Jiminy Grille überrascht darüber ist, dass in seinen Aufzeichnungen über all die Abenteuer lediglich "Danke Naminé" geschrieben steht, obwohl er dies nie geschrieben hat. Er beschließt also der Sache auf den Grund zu gehen und bittet König Micky um Hilfe. Sie digitalisieren das Buch und stellen dabei fest, dass sich viele Fehler eingeschlichen haben. Und um das Problem zu lösen, bedarf es einer besonderen Person, die sich in den digitalisierten Welten umschaut, um die Bedeutung der Botschaft zu entschlüsseln und die Fehler zu beheben. Dieser jemand ist natürlich Sora.

Kingdom Hearts Re:codedKingdom Hearts Re:coded
Die Story ist leider etwas dünn und bringt so kaum Abwechslung ins Spiel.
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Trotz der vielen Disney-Charaktere und -Welten und den zahlreichen Vertretern aus dem Repertoire von Square Enix bleibt die Geschichte von Kingdom Hearts Re:coded während des gesamten Spiels wie ein Rauschen im Hintergrund. Es gibt nur ein paar dünne Fetzen zwischen den einzelnen Abschnitten. Und das ist wirklich schade, weil die Handlung mehr oder weniger die einzige Abwechslung zu den Kämpfen darstellt. Unabhängig von der jeweiligen Welt gibt es außerdem einige vertraute Feinde, die Herzlosen. Diese dunklen, schleimigen Kreaturen in unterschiedlichen Formen und Größen müssen wir aus dem Weg räumen. Das ist anfangs ein Kinderspiel, weil es reicht, einfach immer wieder anzugreifen, um den Sieg zu erringen. Im Verlauf zieht der Schwierigkeitsgrad aber an.

So wie das Spiel sich bei Handlung und Level-Design aus frühreren Spielen bedient hat, machte man dies auch beim Kampfsystem. Aus Kingdom Hearts: 358 / 2 Days entlehnt ist beispielsweise das Commando-Deck, das uns unsere eigenen Attacken zusammenstellen lässt und uns die im Kampf zur Verfügung stellt. Ergänzt wurde das System um ein Stück mehr Tiefe in Form der State-Matrix. Diese kann mit Hilfe von Computerchips kontinuierlich erweitert werden, um neue Fähigkeiten freizuschalten.

Das System ist wirklich schlau erdacht und weckt Erinnerungen an das Sphärenbrett aus Final Fantasy X. Die einzelnen Chips, die wir auf die Leiterplatte setzen, haben alle individuelle Fähigkeiten, aber je nachdem, wie wir sie alle zusammensetzen und für welche Wege wir uns entscheiden, werden dann zusätzliche Fähigkeiten erlernt. Interessanter wird das System dadurch, dass Prozessoren auf der Platte vorhanden sind. Bekommen wir genug Computerchips zusammen, um zwei von diesen Prozessoren miteinander zu verbinden, werden alle Fertigkeiten, die zwischen den beiden liegen in ihrer Stärke verdoppelt.

Um alle diese Systeme in Anspruch nehmen zu können, müssen wir bei den reichlich vorhandenen Möglichkeiten Erfahrungspunkte verdienen. Da das Abenteuer diesmal in einer digitalen Welten voller fehlerhafter Daten spielt, werden wir immer wieder auf Nebenmissionen stoßen, die viele virusartige Herzlose bereithalten. Im Systembereich ist es das einzige Ziel, dass Ende des Mission zu erreichen, was für gewöhnlich heißt, sich durch mehrere Level zu kämpfen. Zusätzliche Herausforderungen werden angeboten, wenn man einen Teil seiner Verdienste auf die Erfüllung besonderer Aufgaben setzt. Das kann zum Beispiel sein, dass eine bestimmte Zahl von Gegner besiegt oder eine bestimmte Anzahl von Attacken eingesetzt werden muss. Die Belohnung aus diesen kleinen Spezialmissionen besteht aus SP-Punkten, die für verschiedene Dinge eingesetzt werden können.

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Kingdom Hearts Re:codedKingdom Hearts Re:coded
Die Kamera ist eine komplette Katastrophe und die Steuerung mit abenteuerlichen Tastenkombinationen völlig überladen.

Kingdom Hearts Re:coded ist ein von Grund auf solides Rollenspiel und im Grunde ist auch nichts falsch damit - weder mit dem Gameplay noch den Rollenspiel-Elementen. Allerdings versagt der Titel an anderen Stellen und leider sind es dieselben, an denen die Serie immer wieder scheiterte. Die Kamera etwa ist komplett nutzlos, so dass man sich wirklich fragen muss, ob sich das Spiel jemand angeschaut hat, bevor es in den Laden ging. Die Gegner, die Sora angreifen, sind kaum auszumachen. Hinzu kommt, dass sich die Kamera manchmal sogar zu Sora falsch einstellt, wir also den Helden nur von der Seite sehen, ohne wirklich zu wissen, was da noch abgeht.

Außerdem wurde offensichtlich versucht, zu viele Funktionen in das Spiel zu packen, die dann nur über die Tasten erreichbar sind. Obskure Tastenkombinationen für ganz simple Dinge sind die Folge. So kann es schon eine Herausforderung sein, einen Feind in den Fokus zu nehmen, direkt nach dem uns erklärt wurde, wie das geht. Sich aber nach einer Pause wieder daran erinnern zu müssen, stellt das Gedächtnis und Geduld gehörig auf die Probe.

Am meisten nervt aber, dass, obwohl man sich mit der Zeit vielleicht mit einigen dieser schweren Fehler abfindet, sich das Spiel für Kenner der Serie wie ausgedehntes Recycling anfühlt. Es scheint so, als kennt man die Geschichte bereits irgendwo her und da hilft es auch nicht, dass einige Passagen als 2D-Plattformer, Strategie-Rollenspiel oder actiongeladener Shooter daherkommen. Kingdom Hearts Re:coded ist das jüngste Beispiel für eine Serie, die Ableger für Ableger immer schlechter wurde, weil man sich weigert mit der Zeit zu gehen und wenigstens die grundlegendsten Problemen zu beheben. Ich habe wirklich keine Ahnung, warum sich Square Enix weigert, eine vernünftige Kamera einzubauen, warum die Steuerung so kompliziert ist oder alles nach dem tausendsten Aufguss schmeckt? Sicher bin ich mir allerdings, dass ich auf keinen Fall noch mehr Zeit mit diesem verkorksten Spiel verbringe.

05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
Gutes Kampfsystem, cleveres Rollenspiel-System
-
Schreckliche Kamera, unlogische und komplexe Steuerung, zu viel Recycling, miese Story
overall score
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KRITIK. Von Thomas Blichfeldt

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