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South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe

South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe

Katzen verschwinden, Furze schmecken übler als sonst und ein Neuer droht South Park auseinanderzureißen.

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Das neue Kind ist wieder zurück in der Stadt, beziehungsweise waren wir ja eigentlich nie wirklich weg. Es geht nämlich genau dort weiter, wo wir in South Park: Der Stab der Wahrheit aufgehört haben. Diesmal hat Cartman eine neue Idee, denn er hat keinen Bock mehr König und Zauberer zu spielen und schlägt den Kindern aus South Park stattdessen vor, sich als Superhelden zu versuchen. Schließlich ist die Katze Scrambles verschwunden und es ist an der Zeit ein Superhelden-Franchise aufzubauen - komplett mit eigenem Kinofilmen, Ablegern, Social Media-Plattform, Netflix-Serien und allem Drum und Dran.

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South Park: Die rektakuläre ZerreißprobeSouth Park: Die rektakuläre Zerreißprobe
Einige Bosskämpfe punkten mit herrlich seltsamen Aufgaben, lassen sich beim Schummeln erwischen und durchbrechen dabei die vierte Wand.

Es hat etwas Magisches durch South Park zu spazieren und auf dessen unterschiedliche Bewohner zu treffen, so war es schon für Fans von South Park: Der Stab der Wahrheit. Auch wenn The Coon und seine Superhelden-Freunde bereits in der 13. und 14. Staffel der Cartoon-Serie zu sehen waren, das Spiel könnte auch ohne diese Vorlage bestehen. Seine Ideen leiht sich der Titel vor allem aus den X-Men-Filmen, hier im Besonderen aus Zukunft ist Vergangenheit und dessen Zeitreisen-Mechaniken. Natürlich wurde auch die Fernsehserie zu Mint-Berry Crush herangezogen, die das neue Kid einführte, aber wir haben den Verweis in South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe leider nicht gefunden oder eben übersehen.

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Die verschiedenen Superhelden und Superschurken, die den Kindern als Verkleidungsvorlage dienen, sind zum Schlapplachen komisch und es ist ein großer Spaß auf Wendys Call Girl-Interpretation zu treffen oder auf Butters als Professor Chaos. Kenny als Mysterion ist super lustig, ebenso wie Kyle als Human Kite und Scott Malkinson als Captain Diabetes. Am Ende werdet ihr alle Kinder als spielbare Charaktere freischalten und ein großer Teil des Spielspaßes entsteht durch das regelmäßige Auswechseln der Figuren in den Kämpfen. Der Neue erlernt im Spielverlauf die Zeit-sprengenden Fürze zu kontrollieren, selbstverständlich mithilfe der besonderen Burritos von Morgan Freeman.

Insgesamt ist die Erzählstruktur von South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe flüssig, aber trotzdem extrem albern. Aktuelle Referenzen auf den Zustand Amerikas, die Polizei und Ungerechtigkeiten aufgrund der Hautfarbe sind natürlich mit dabei und werden in gewohnt adretter Art und Weise aufgefangen. Ein Beispiel ist der Regler für den Schwierigkeitsgrad, über den schon so viel berichtet wurde. Im Charaktereditor sollen wir eigentlich den Schwierigkeitsgrad festlegen, aber alles was sich verändert ist die Hautfarbe unserer Spielfigur. Dadurch wird natürlich nicht wirklich der Schwierigkeitsgrad des Spiels verändert, es gibt nur einen Erfolg für das Spielen mit der dunkelsten Hautfarbe.

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South Park: Die rektakuläre ZerreißprobeSouth Park: Die rektakuläre Zerreißprobe
Die besonderen Burritos von Morgan Freeman helfen dem Neuen dabei, seine desaströsen Fürze zu kontrollieren.
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Eine der größten Veränderungen im Vergleich mit South Park: Der Stab der Wahrheit ist die zusätzliche Erzählebene, die dadurch entsteht, dass wir uns vor dem Kampf auf dem Raster frei positionieren können. Wer Gegner ineinander schubst und Statuseffekte nutzt, beherrscht bereits die zwei wichtigsten Zutaten des rundenbasierten Kampfs (furtz Gegner vor der Schlacht ruhig mal an). Insgesamt sind die Kämpfe spaßig und haben erstaunlich viel Tiefgang, sind aber leider nicht so abwechslungsreich wie anfangs gedacht. Es macht mehr Spaß, wenn wir vor jeder Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Helden wechseln, was in der freien Bewegung fast immer gestattet ist.

Neben dem Aufsteigen und Sammeln von Erfahrungspunkten stärken wir unsere Spielfigur noch durch den Erwerb von Artefakten. Diese Teile erhalten wir durch Quests und finden sie in versteckten Arealen, stellen sie selbst her oder kaufen es bei einem Händler. Dafür bekommen wir dann verschiedene Perks (stärkere Rückstoßeffekte, einen Gesundheitsbonus auf die Lebenspunkte, etc.) - ein simples System, das man schnell begreift. Ihr könnt natürlich Artefakte wählen, die eure Macht am meisten stärken, aber ihr solltet das Meiste aus eurem Team herausholen und Synergien verstärken. Wenn ihr und eure Squad-Kameraden gern und viel schubst, solltet ihr den Schaden in diesem Bereichen erhöhen und wenn ihr lieber Staus-Effekte einsetzt, dann konzentriert euch stattdessen darauf.

Wir müssen Follower für Coonstagram gewinnen, indem wir Selfies mit verschiedenen Bewohnern der Stadt aufnehmen (dafür müssen wir häufig vorher eine Aufgabe bewältigen). Fans der Serie können sich über die vielen Easter Eggs und Referenzen freuen. Währenddessen sammelt ihr fleißig Mitglieder-Beeren und schwule Yaoi-Bilder von Tweek und Craig und besucht eine Mauer, die euch von Kanada fernhält. PC Prinzipal bringt uns Mini-Aggressionen bei, die in den Kämpfen eingesetzt werden können (eine alberne Mechanik, aber ich musste jedes Mal lachen). Für Fans gibt es etliche solcher Punches, ich könnte Stunden verbringen, sie alle aufzuzählen.

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South Park: Die rektakuläre ZerreißprobeSouth Park: Die rektakuläre Zerreißprobe
Ein paar Einzeiler stören die Immersion, weil die sonstige Atmosphäre so unglaublich gut ist.

South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe ist ein echter Service für die Fans. Es wurde auf jedes noch so kleine Detail geachtet, von den Liedern aus den Lautsprechern der Geschäfte bis hin zum Sammelzeug und den Klamotten des neuen Kindes. Es gibt Querverweise zu fast sämtlichen Episoden, das ist absolut fantastisch. In den Animationen der Figuren wurde viel Arbeit gesteckt, damit das Ganze genauso aussieht, wie im Fernsehen. Wenn man das alles weglässt, bleibt allerdings „nur" ein schlichtes, aber nettes Rollenspiel übrig. Das hat nicht den Tiefgang der großen AAA-Titel, was man unter anderem auch daran bemerkt, dass wir häufige Ladebildschirme erleben, während wir durch die Stadt laufen und auch technisch gibt es noch Probleme. Bei mir ist das Spiel (auf der PS4 Pro) ein paarmal vor einem Kampf eingefroren, aber insgesamt läuft South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe technisch größtenteils in Ordnung.

Ich habe ungefähr zwanzig Stunden mit dem Spiel verbracht und versucht alles einzusammeln. Wenn man alle Trophäen/Erfolge finden möchte ist man sicher noch ein bisschen länger beschäftigt, aber der größte Teil des Spiels besteht aus den Story- und Nebenmissionen. Es kommt zu vielen besonderen Begegnungen und Bosskämpfen, die mit herrlich seltsamen, alternativen Aufgaben punkten, sich beim Cheaten erwischen lassen und damit die vierte Wand durchbrechen. Für die Kinder ist das Ganze sehr ernst, denn rote Legosteine sind nun einmal tödliche Lava.

Tatsächlich ist South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe so gut, dass man schon davon enttäuscht ist, wenn sich in den Kämpfen oder der offenen Welt Textzeilen wiederholen. Der Typ an der Bushaltestelle muss nicht ein Dutzend Mal darüber schimpfen, dass er seit drei Jahren auf den Bus wartet und es gibt ein paar Mädchen, die sich über fehlende weibliche Superheldinnen beschweren. Das passt alles zum Thema, aber das Spiel fühlt sich sonst so an, als würden wir eine TV-Episode spielen. Diese Einzeiler stören die Immersion, weil die sonstige Atmosphäre wirklich auf so unglaublich hohem Niveau steckt.

South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe verbindet die Geschichten der beiden Spiele großartig miteinander. In vielerlei Hinsicht sollte genau so eine hervorragende Videospiel-Adaption eines populären Franchise aussehen. Das hier ist eine echte Kollaborationsarbeit im Hause Ubisoft gewesen und man merkt, wie viel Arbeit in die verschiedenen Elemente geflossen ist. Der Sinn fürs Detail ist großartig und alle Dinge passen gut ineinander. Ich denke Fans von South Park werden es lieben, abgesehen von Kanye West natürlich...

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Großartiger Fan-Service; einzigartige Bewältigung von aktuellen Themen der Popkultur; typischer South Park-Stil; etliche sammelbare Dinge und viele Aktivitäten; tolle Bosskämpfe und grandioses Drehbuch.
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Verhältnismäßig einfaches RPG mit rundenbasierten Kämpfen; einige Einzeiler stören die Immersion.
overall score
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