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Yakuza Kiwami

Yakuza Kiwami

Im Kern ist das Remake ein typisches Yakuza-Spiel, daher ist es empfehlenswert, zumindest etwas Erfahrung mit den anderen Teilen der Reihe zu haben.

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Im Januar erschien das Prequel Yakuza 0 und um das Abenteuer durchzuspielen hatte ich damals knapp 30 Stunden benötigt. Nachdem ich das Actionspiel abgeschlossen hatte, fragte ich mich warum es ein so monumentales Prequel braucht, um die Geschichte für das Remake in Szene zu setzen. Doch das ist mir mittlerweile vollkommen klar. Yakuza Kiwami hat so viele unterschiedliche Figuren, dass selbst Veteranen kaum noch mitkommen dürften. In Yakuza Kiwami dreht sich alles um diese Charaktere und die Geschichte des japanischen organisierten Verbrechens. Ihr solltet mindestens Yakuza 0 gespielt haben, bevor ihr mit diesem Abenteuer beginnt.

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Die Karte ist klein, vollgepackt und nahezu identisch mit den anderen Yakuza-Spielen.

Yakuza Kiwami ist das Remake des PS2-Originals aus dem Jahre 2006. Man benötigt ca. 15 Stunden um Yakuza Kiwami abzuschließen, also ungefähr die Hälfte der Spielzeit der anderen Yakuza-Spiele. Die zentrale Figur ist Kazuma Kiryu, dessen Liebe für seine Sandkastenfreundin Yumi ein schlechtes Ende genommen hat. Am Ende fand die Geschichte von Kiryu und Yumi eine Auflösung, die war aber für ein Videospiel recht ungewöhnlich. Doch Kiryus Karriere dient nur als Rahmenhandlung, den Löwenanteil unserer Zeit folgen wir unterschiedlichen Nebenfiguren, deren Geschichte irgendwie mit der von Kiryu verbunden ist. Das reicht vom korrupten Bullen bis zum Weisenkind.

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Die Art wie die Geschichte präsentiert wird, sorgt für simples Gameplay und zwingt dazu etliche Zwischensequenzen durchzustehen. Für jemanden der die Spiele kennt ist das keine Überraschung, aber alle anderen könnten das für billige Tricks halten oder sogar langweilig finden. Das es gerade am Anfang zu ellenlangen Dialogen kommt, macht es nicht leichter. Die Emotionen und Entscheidungen hätten straffer präsentiert werden müssen.

Die Yakuza-Spiele bedienen sich schon immer an drei Elementen, um die Geschichte voranzutreiben. Da wären einerseits die normalen Zwischensequenzen, dann kommen rote Dialogkästchen mit oder ohne Sprachausgabe. Für mich ist das völlig unverständlich, warum nicht alles in Zwischensequenzen präsentiert wird. Es wird langsam Zeit, dass dieser Unfug aufhört.

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Am Ende ist Yakuza Kiwami ein typisches, nicht mehr ganz modernes Yakuza-Spiel - nicht mehr und nicht weniger.
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Yakuza Kiwami spielt zum größten Teil in Kamurocho, einem fiktiven Stadtteil Tokyos. Die Karte ist klein, vollgepackt und nahezu identisch mit den anderen Yakuza-Spielen - okay, zugegebenermaßen ändert sich die Struktur von echten Städten auch nicht so schnell. Die Umgebungen wirken statisch und überall gibt es unsichtbare Wände. Das eigentliche Gameplay besteht darin, von einem Ort zum Nächsten zu rennen, Zwischensequenzen anzusehen und natürlich wird gekämpft - wirklich viel gekämpft.

Kämpfe machen ungefähr 70 Prozent des Spiels aus, wenn man die Zwischensequenzen nicht mitrechnet. Wir können unterschiedliche Kampfstile wählen und sie auch jederzeit wechseln. Die Rollenspielelemente zeigen sich in den Spezialfähigkeiten, die wir im Laufe der Zeit freischalten. Die Kämpfe selbst sind brutal, aber nicht sehr flüssig. Tritte und Schläge werden eher steif ausgeteilt, mit der Action aus Ninja Gaiden oder Bayonetta hat das hier wenig zu tun. Es ist gerade noch tolerierbar, wenn man die alten Yakuza-Spiele gewöhnt ist. Neue Spieler könnten abgeschreckt werden.

Besonders irritierend sind beispielsweise die Bosskämpfe, bei denen die Gegner manchmal einfach still stehenbleiben, um ihre Gesundheit ein wenig zu regenerieren. Man kann eigentlich nichts dagegen tun, daher gehen die Kämpfe häufig einige Minuten länger, als sie eigentlich sollten. Aber Ende zeigen gerade die Prügeleien, dass die Leute Yakuza nicht wegen der Kämpfe, sondern wegen der Story spielen.

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Die Emotionen und Entscheidungen hätten straffer präsentiert werden müssen.

Dann sind da noch 78 Nebengeschichten, in die wir eintauchen können, die häufig beginnen, während wir durch Kamurocho laufen. Wir haben also nicht die gleichen Wahlmöglichkeiten, die uns in aktuellen Open-World-Spielen zur Verfügung stehen. Normalerweise erzählen die Nebengeschichten kurze Abschnitte aus dem Leben anderer Leute und wir müssen anschließend aushelfen, Diebe einfangen oder jemandem bei seinem Liebesleben helfen. Besonders gut hat mir die Nebengeschichte mit Goro Majjima gefallen, der eine zentrale Figur in Yakuza 0 war und in Kamurocho häufig gegen Kiryu kämpft.

Technisch ist Yakuza Kiwami gut gemacht, jedenfalls sind mir keine Bugs aufgefallen und selbst die Ladezeiten sind kurz. Die Umgebungen sind statisch und klein, aber auch sehr detailreich und die Stadt ist richtig farbenfroh. Die Sprachausgabe und die Zwischensequenzen sind gut gemacht und machen den größten Teil der Spielerfahrung aus. Die gesprochene Sprache ist so klar, dass ihr am Ende sicher ein bisschen japanisch gelernthabt. Das Spiel kann übrigens jetzt auch nahezu jederzeit außerhalb der Telefonzellen gespeichert werden, was eine echte Bereicherung ist.

Am Ende ist Yakuza Kiwami ein typisches, nicht mehr ganz modernes Yakuza-Spiel - nicht mehr und nicht weniger. Es hat dieselben Stärken und Schwächen, die sich auch im Rest der Reihe zeigen und die Limitierungen der letzten Generationen sind ebenfalls sehr deutlich. Yakuza Kiwami ist eindeutig ein japanisches Spiel und wem das gefällt, der kann auch hiermit gut Spaß haben. Yakuza 6: The Song of Life soll im März 2018 erscheinen, dann wird es wirklich Zeit, dass sich die Serie gerade beim Gameplay modernisiert und nicht länger wie ein Relikt aus der Vergangenheit wirkt.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Das hier ist der Startpunkt der Serie; wir können überall speichern; Goro Mijamas Nebengeschichte ist großartig.
-
Staatische Umgebungen, unsichtbare Wände; spärlicher Einsatz von Dialog-Sequenzen; steifer Kampf.
overall score
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KRITIK. Von Markus Hirsilä

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