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Return to Popolocrois: A Story of Seasons Fairytale

Return to Popolocrois: A Story of Seasons Fairytale

Ein großer Held muss keinesfalls ein schlechter Bauer sein. Marvelous wagt das Experiment, aber kann leider keine Seite so recht glücklich machen.

Wer das erste Mal den Namen für das Spiel liest, wird sich wahrscheinlich etwas irritiert am Kopf kratzen. Doch für den etwas sperrigen Titel gibt es einen ganz einfachen Grund. Es handelt sich um ein Mashup zweier traditionsreicher Serien, die jedoch in Europa nur wenige kennen. Popolocrois ist eine Rollenspiel-Serie für Playstation, die auf einem Manga aus den 70er Jahren basiert. Erzählt werden die Abenteuer vom jungen Prinz Pietro im Königreich Popolocrois. Es gibt einen Haufen absurder Figuren und viel Humor. Die Reihe ist bei uns deswegen kaum bekannt, weil sowohl Manga, Anime als auch Spiele nur in Japan erschienen, mit Ausnahme von einem Game für Playstation Portable. Hinter Story of Seasons wiederum steht der langjährige Entwickler der Harvest Moon-Reihe, der allerdings nicht die Rechte an der Serie besitzt. Mit dem neuen Namen arbeiten das Team nun ohne die bekannte Marke an dem bewährten Konzept weiter und muss sich erst wieder beweisen.

Auch ohne jegliches Wissen über diesen Hintergrund funktioniert Return to Popolocrois: A Story of Seasons Fairytale. Zwar gibt es immer wieder Hinweise darauf, dass dies nicht das erste Abenteuer ist, doch es handelt sich um eine eigenständige Geschichte ohne Bezug auf die Vorgänger. Alles beginnt damit, dass eine Botschafterin aus Galeriland nach Popolocrois kommt, um den König vor einer großen Gefahr zu warnen. Prinz Pietro ist bereits als legendärer Held bekannt und wird auserwählt, sich in dem fernen Land für den Kampf ausbilden zu lassen. Zu spät wird jedoch klar, dass es sich dabei nur um einen Trick gehandelt hat. Pietro kann sich zwar später aus den Fängen seiner Schergen befreien, aber befindet sich nun in einer unbekannten düsteren Welt. Um zurück in seine Heimat zu gelangen, muss er die Schutzgöttin des Landes retten und wieder Licht in das Schattenreich bringen. Doch er muss das Abenteuer nicht allein bestreiten, sondern hat Unterstützung von ein paar bekannten Gesichtern.

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Return to Popolocrois: A Story of Seasons Fairytale ist viel mehr Rollenspiel als Bauerhofsimulation.

Am Anfang der Geschichte, als noch alles neu ist, gibt es viele Momente zum Schmunzeln. Auch "Der Zauberer von Oz" scheint eine Quelle der Inspiration gewesen zu sein. Dann aber kommt die Handlung etwas ins Stocken und erst gegen Ende wieder in Schwung. Dazwischen gibt es immer wieder Lichtblicke, die uns motivieren, aber mindestens ebenso viele, sich wiederholende Ärgernisse, die die Erfahrung trüben. Es ist großartig, dass neben der englischen auch zwei verschiedene japanische Sprachausgaben enthalten sind. Dass allerdings deutsche Bildschirmtexte fehlen, wird einigen sauer aufstoßen.

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Das aus der Popolocrois-Reihe bekannte rundenbasierte Kampfsystem hat Elemente, die wir aus Strategierollenspielen kennen. Wir können während unseres Zugs unsere Einheit frei in einem Aktionsradius bewegen. Zufallskämpfe sind allerdings lästig, auch wenn wir die Häufigkeit selbst bestimmen können. Vielleicht würde das am Ende auch weniger ins Gewicht fallen, wenn die Dungeons nicht alle so ausschauen würden, als wären sie alle identisch automatisch generiert worden. Tatsächlich verändern sich die langen, labyrinthartigen Gänge mit ihren toten Enden nicht, wenn wir den Dungeon erneut betreten. In diesem Teil des Spiels steckt tatsächlich erschreckend wenig Liebe.

Um wahrscheinlich den Anhängern von Story of Seasons entgegen zu kommen, wurde ein optionaler, automatisierter Kampf eingeführt, der kurioserweise auf allen drei Schwierigkeitsstufen zum Sieg führt. Nur selten ist ein Eingreifen nötig. Gleichzeitig ist Return to Popolocrois: A Story of Seasons Fairytale allerdings viel mehr Rollenspiel als Bauerhofsimulation. Die Bewirtschaftung unseres Hofs, den wir im Laufe des Spiels erhalten, ist ziemlich anspruchslos und bringt noch dazu nur marginale Vorteile. Pflanzen wie auch Tiere brauchen kaum Aufmerksamkeit und es gibt keine Energiebegrenzung. Noch deutlicher aber wirkt sich das Fehlen eines Tag-Nacht-Zyklus und der Jahreszeiten auf den Anspruch aus.

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Der Mischung aus Rollenspiel und Bauernhofsimulation fehlt leider die Balance.
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Im Gegenzug bekommen wir beim Verkauf etwas Geld, wir brauchen Obst und Gemüse teilweise zum Erfüllen von Nebenmissionen oder aber wir zaubern leckere Gerichte, mit denen wir spezielle Damen bezirzen. Weil unsere Liebste allerdings bereits feststeht, wird aus dieser Beziehung eher so etwas wie eine innige Freundschaft, die ein paar Vorteile mit sich bringt. Das Abbauen von Erzen und Sammeln von Insekten ist ebenfalls an Bord, aber ist wie schon in Story of Seasons kein zentrales Element. Der Anteil der Simulation am gesamten Spiel ist eher wie schmückendes Beiwerk zu begreifen, das für mehr Abwechslung sorgt - und als solches erfüllt das seinen Zweck.

Der Mischung aus Rollenspiel und Bauernhofsimulation fehlt leider die Balance. Die vielen enthalten Elemente bieten ein wirklich solides Grundgerüst. Gegner besitzen sogar verschiedene Elemente wie Erde, Feuer, Wind und Wasser, denen wir mit entsprechender Ausrüstung begegnen können. Das Spiel ist allerdings so leicht geraten, dass man dem keinerlei Beachtung schenken muss. Weder im Rollenspiel noch bei der Simulation werden wir gefordert. Insbesondere jene, die versuchen Return to Popolocrois: A Story of Seasons Fairytale mit all seinen Geheimnissen auszukosten, werden zu wenig gefordert.

Dennoch besitzt das Spiel einen gewissen Charme, der vor allem von den sympathischen Figuren ausgeht. Auch die Präsentation mit dem Comic-Look überzeugt. Und obwohl vor allem die Dungeons öde sind, bei denen wir auf die Größe eines Insekts geschrumpft werden und einen Acker von dunkler Magie befreien müssen, mit dem 3D-Effekt vom Nintendo 3DS sehen sie dafür umso schöner aus. Wer Lust auf ein eher ungewöhnliches Rollenspiel hat, wird mit Return to Popolocrois: A Story of Seasons Fairytale wahrscheinlich auf seine Kosten kommen. Bauerhoffreunde bleiben aber lieber beim Original.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
nette Geschichte, sympathische Charaktere, hübsche Präsentation, englische und japanische Sprachausgabe, abwechslungsreiche Elemente
-
zu wenig Anspruch in den Kämpfen, Bauernhof ist nur ein Gimmick, keine deutschen Bildschirmtexte
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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