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Sorcery

Sorcery

Lange erschien kein Titel mehr, für den wir unseren Move-Controller ernsthaft aus der Ecke hätten kramen müssen. Als Sorcery auf der E3 2010 angekündigt wurde, hatten wir zumindest die Hoffnung, dass nun endlich ein Titel das volle Potenzial von Playstation Move ausnutzen würde. Nach mehreren Stunden in der Zauberwelt von Finn und Erline schmerzt zumindest schon mal der Arm - aber lohnt sich auch der Kauf?

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In einer Welt, die noch voller Magie und großen Zauberern ist, träumt ein Junge davon, bekannt und geachtet zu sein. Finn ist Zauberschüler des Großmeister Dash und hoch motiviert, der größte Zauberer aller Zeiten zu werden. Doch dafür fehlt ihm noch eine Kleinigkeit - ein Zauberstab. Der wird kurzerhand aus den Privaträumen des Meisters entliehen und draußen ausführlich getestet.

Wirklich Spaß macht das vor allem, weil der Move-Controller unsere Bewegungen präzise umsetzt und wir so schnell das Gefühl bekommen, wirklich einen Zauberstab in der Hand zu halten. Während wir mit dem Navigation-Controller im Spiel laufen, schwingen wir den Arm durch die Luft und verwandeln mit Hilfe des Arkanblitzes Schafe in Schweine oder Ratten und zerbrechen Vasen und Kürbisse. Dabei schießen wir sowohl geradeaus als auch nach oben oder lassen den Zauber mit Seitwärtsbewegungen in Kurven fliegen. Das ist besonders nützlich, um Gegner zu treffen, die sich in ihrer Deckung verschanzen.

Als wir jedoch entdecken, dass wir mit unseren Fähigkeiten auch Gegenstände bewegen und schweben lassen können, zerbrechen wir versehentlich einen von Dashs Zaubertränken. In Lochbarrow suchen wir daher nach der seltenen Zutat Grabstaub, um unser Missgeschick mit einem neuen Trank zu vertuschen. Mit dabei ist Kätzchen Erline, die uns anhand ihrer Position stets den weiteren Weg anzeigt und Informationen über unsere Gegner bereit hält.

Sorcery
In der Totenstadt nehmen wir es mit fiesen Skeletten auf, die wir mit platzierten Bitzen zurück in die Gruft schicken.
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Die Welten von Sorcery sind zwar nicht besonders detailliert, haben aber einen besonderen Charme, der stark an Fable erinnert. In der Totenstadt gilt unsere Aufmerksamkeit jedoch zunächst den grün glühenden Skeletten, die uns das Weiterkommen erschweren. Mit einigen gezielten Schüssen sind die knochigen Gesellen erledigt. Bei einer überschaubaren Menge dieser Widersacher funktioniert die Steuerung gut und zuverlässig. Je mehr uns jedoch gegenüberstehen, desto unpräziser werden die Attacken und wir kämpfen mit dem automatischen Anvisieren von Gegnern, das nur schwer von einem Ziel abzubringen ist.

Da wir kaum Einfluss darauf haben, visieren wir oft weit entfernte Gegner an, obwohl uns gerade ein echsenartiger Typ namens Schrecken direkt vor der Nase herumtanzt. Das kratzt an der Atmosphäre des Spiels und lässt einen teilweise wirklich frustriert zurück. Denn so verkommen die Kämpfe stellenweise zu bloßem Button-Mashing. Wobei hier nicht die Knöpfe des Controllers leiden, sondern der sich ständig ruckartig auf und ab bewegende Arm. Im Vorteil ist hier, wer beidhändig sicher mit dem Move-Controller umgehen kann, andernfalls kann es zu unfreiwilligen Pausen kommen. Gegner langsam zu schwächen ist keine Option, denn die regenieren stets ihre Energie. Da hilft nur kontinuierliches Angreifen.

Abwechslung versprechen die Boss-Kämpfe am Ende der Level, wie etwa gegen eine recht unangenehme Fee. Knifflig wird Sorcery immer nur dann, wenn wir nicht wissen, welche Strategie wir im Kampf verwenden müssen. Doch nach einigem Herumprobieren ist auch das kein Problem mehr. Ausgerüstet mit einem Lichtschild wehren wir die Attacken der fliegenden Fee ab. Immer wieder müssen wir unsere Taktik ändern, da auch unsere Angreiferin nicht lange dieselben Angriffe durchführt. Einmal erledigt, löst sich der Boss-Gegner in Rauch auf und hinterlässt eine leuchtende Perle. Zurück von unserem Abenteuer, erkennen wir bereits aus der Ferne, dass unsere Stadt brennt. Die Albtraumkönigin verbreitet Angst und Schrecken. Für Finn ist klar, dass er die Welt vor ihr retten muss und begibt sich auf seine eigentliche Abenteuerreise. Leider bleiben sowohl unsere Helden als auch die Königin in ihrer Rolle als Bösewicht blass und bieten wenig Tiefgang.

Auf unserer Jagd nach der Königin müssen wir uns neben anderen Gefahren auch kleineren Rätseln stellen. Doch weder das Reparieren von Gegenständen, das durch eine einfache Kreisbewegung des Move-Controllers erledigt wird, noch das Freiräumen eines Weges von Steinen (hier reicht eine einfache Seitwärtsbewegung) sind wirklich herausfordernd. Hier hätten die Entwickler sich etwas mehr Kreativität erlauben dürfen. Die entfaltet sich aber zumindest, wenn es darum geht, verschiedene Zauber anzuwenden.

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Neben Erd- und Eiszaubern lernt unser Zauberschüler Finn unter anderem auch Feuer- und Windzauber. Die werden durch das Drücken der Move-Taste und einer spezifischen Bewegung angewählt. Leider funktioniert das oftmals nur unzureichend und so werden im hektischen Gefecht schnell die falschen Zauber ausgewählt. Zwar verlangsamt sich die Zeit beim umrüsten, frustrierend bleibt es dennoch. Denn jeder Spruch zeigt sich im Kampf als unterschiedlich effektiv.

Wir passen ihren Einsatz an die Gegner an. Eisfeinde werden mit einem gezielten Schuss des Arkanblitz durch ein Lagefeuer in Brand gesteckt. Andersherum lassen sich heiße Gegner mit unserem Eiszauber einfrieren und zerspringen mit einem weiteren Treffer in viele Einzelteile. Das ermöglicht es jedem Spieler, eine eigene und passende Taktik für jede Situationen zu finden. Ich habe beispielsweise den Erdzauber so gut wie nie verwendet, dafür den Eiszauber umso öfter.

Sorcery
Oft werden weit entfernte Gegner automatisch anvisiert, obwohl uns gerade ein "Schrecken" direkt vor der Nase steht. Dann werden die Kämpfe wirklich frustrierend.

Um unsere Sprüche zu verstärken, stellen wir verschiedene Zaubertränke her. Dazu geben wir von acht unterschiedlichen Zutaten wie Trollschweiß, Blutbeeren oder Schwefel drei in einen Topf. Mit dem Move-Controller schütteln wir Pulver in das Gemenge. Flüssigkeiten werden wie im realen Leben kopfüber hineingeschüttet. Danach muss das Gemisch noch umgerührt werden. Das fühlt sich sehr natürlich an und macht Spaß. Zwar ist die Auswahl der Zutaten stark begrenzt, doch man kann einfach nicht aufhöhren, wie ein Kräuterhexlein immer neue Kombinationen zu probieren und sich über die freigeschalteten Tränke zu freuen.

So erhöhen wir mit Hilfe der Gebräue beispielsweise auch die maximale Lebensenergie. Neben der Möglichkeit, Zaubersprüche durch Tränke zu verstärken, kombinieren wir unsere magischen Angriffe aber auch untereinander zu verherrenden Attacken. So wird etwa aus einem Tornado, auf den wir Feuerkugeln schießen, ein wahrer Feuersturm. Damit wird das Kampfgeschehen abwechslungsreicher und bietet Raum für neue Strategien.

Doch auch das verhindert nicht, dass wir uns bei jedem Schritt in der Welt von Socery vorstellen, was alles aus diesem Titel hätte werden können. Sorcery macht viel richtig und zeigt vor allem, wie ein gutes Harry Potter-Spiel hätte aussehen können. Doch die Rätsel sind nie wirklich fordernd und die Kämpfe stellenweise wegen der Kamera-Führung und der automatischen Zielfunktion frustrierend. Sorcery ist ein Spiel, das man aufgrund seines unschuldigen Charmes und seiner sympathischen Welten wirklich unheimlich gern haben möchte, aber irgendwie springt der Funke nie richtig über. Viel zu oft bleibt es ein belangloses Dahinplätschern und bietet keinen echten Grund, die Move-Controller für längere Zeit aus der Mottenkiste zu fischen.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
sympathische Spielwelt, das Forschen nach neuen Tränken, teilweise viel Spaß mit der Move-Steuerung, Kombination von Zaubern
-
automatisches Zielen, flache Story, blasse Charaktere, zu leichte Rätsel, Button-Mashing bei vielen Gegnern
overall score
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