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Sonic the Hedgehog 4: Episode II

Sonic the Hedgehog 4: Episode II

Inzwischen ist es eineinhalb Jahre her, dass Sega einen echten Sonic the Hedgehog-Nachfolger herausgebracht hat. Sonic the Hedgehog 4: Episode I bot zeitgemäße Grafik mit dem klassischen Spielkonzept. Und nun endlich macht sich auch die Fortsetzung in die Spur.

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Sega hat es wirklich nicht leicht mit Sonic. Noch immer ist es die wichtigste, die stärkste Marke des Herstellers. Aber wie wir bereits in unserem großen Artikel Die ganze Sonic-Story geschrieben haben, ging es in den vielen Jahren immer auf und ab. Ein großer Teil des Ruhms eben hängt immer noch mit den ersten drei Abenteuern zusammen. Und nicht ohne Grund will Sonic the Hedgehog 4 eben genau da anschließen: Zweidimensionale Level, hohe Geschwindigkeit, keine lästigen Nebencharaktere. Verpackt wurde das ganze trotzdem mit modernen Elementen und zeitgemäßer Grafik. Sonic the Hedgehog 4: Episode I war dahingehend fantastisch, aber hatte eben ein paar Macken. Und manche davon sollten mit dem Nachfolger beseitigt werden.

Die meisten Dinge funktionieren immer noch genauso. Es handelt sich um mehr oder weniger zwölf Level, vier Bossgegner und sieben Bonuslevel, die den Zusatzstages von Sonic the Hedgehog 2 entlehnt sind. Mit dabei sind diesmal neben der Sylvania Castle Zone die Zonen White Park, Oil Desert und Sky Fortress. Wieder haben diese ihre Vorbilder aus den ersten Sonic-Spielen, aber bauen auch etliche neue Elemente mit ein. In der zweiten Episode allerdings fühlen sich die Elemente nicht so aufgesetzt an und genau genommen lässt sich auch nicht immer genau ein Äquivalent aus den Klassikern finden, sondern es sind viel mehr Mischungen aus den Schauplätzen der Originale. Die Welten fühlen sich dabei trotzdem kaum aufgewärmt an, sondern ziemlich neu und frisch.

All die Level sind immer noch wunderschön, sie bieten zahlreiche alternative Routen und versteckte Geheimnisse - und das hat die zweite Episode ebenfalls mit ihrem Vorgänger gemein - die einzelnen Welten spielen sich alle unterschiedlich. Es gibt Spielabschnitte, in denen wir kurz mit dem Snowboard unterwegs sind, unter Zeitdruck vor steigendem Wüstensand fliehen oder auch mal in die Luft gehen. Der Abwechslungsreichtum, der aber trotzdem den Kern von Sonic nie vergessen zu versucht, es ist das, was am meisten Spaß macht an Sonic the Hedgehog 4. Besonders gut gelungen sind die Bossgegner, denn hier wurden ein paar interessante Ideen verarbeitet.

Sonic the Hedgehog 4: Episode II
Diesmal sind wir im Duo unterwegs und uns eröffnen sich damit völlig neue Spielmechaniken.
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Doch damit konnte eigentlich auch schon der die erste Episode punkten. Völlig neu hingegen ist der Koop-Modus mit Tails. Der Igel ist zum ersten Mal seit langem wieder ein echter Partner und auch wenn wir froh sind, dass auf die Mehrzahl der Nebencharaktere verzichtet wurde, so bildet dabei der zweischwänzige Fuchs eine ganz besondere Ausnahme. Es gibt spezielle Moves, so kann er Sonic durch die Luft heben oder sich mit ihm zu einer Kombo-Rolle vereinen.

Diese speziellen Koop-Moves wirken anfangs ziemlich merkwürdig. Und man wäre fast geneigt sie zu verurteilen. Aber der Gewöhnungseffekt tritt schon recht schnell ein und vor allem hat dieser Spielmechanismus einen ganz besonderen Vorteil: Den Mehrspielermodus. Tatsächlich ist die Koop-Variante mit einem Freund on- oder offline eines der wirklich großen Extras von Sonic the Hedgehog 4: Episode II. Während wir uns sonst nur wenig um Tails scheren, wird er dann zum unerlässlich Freund, der durchaus ein paar Vorteile mit sich bringt. Scheitert einer der beiden Charaktere, muss nicht vom letzten Rücksetzpunkt begonnen werden, sondern sich nur per Tastendruck neu eingeklinkt werden. Und weil Tails allein länger in der Luft bleiben kann, als mit dem schwerern Igel im Schlepptau, lassen sich damit manche Passagen auch leichter bewältigen - ebenso wie bei New Super Mario Bros. Wii lassen wir den jeweils anderen komplizierte Strecken alleine spielen.

Andere Annehmlichkeiten wurden aber natürlich auch beibehalten. Denn trotz aller Retro-Anleihen ist es ein modernes Spiel. Sonic etwa muss nicht mehr selbst in einer Kettenreaktion von einem fliegenden Gegner zum nächsten hopsen. Nahe gelegene Ziele werden automatisch anvisiert und können per Knopfdruck attackiert werden. Das wird natürlich auch ein häufig genutztes Spielelement, weil so entfernte Punkte bei schneller Reaktion in der Luft noch erreicht werden können. Die Steuerung wirkt allerdings dabei nicht mehr so hakelig, die Kollisionsabfrage ist besser und es fühlt sich insgesamt deutlich reibungsloser an. Bonusgegenstände etwa, ein Kritikpunkt am vorgänger, sind diesmal deutlich klüger platziert. Einziges Manko sind nun die Koop-Moves, and die wir uns jedoch mit der Zeit gewöhnen.

Die Grafik ist ebenso wunderbar und so ziemlich genau das, was wir von dem Spiel erwarten. Scharfe und flüssige Animationen und viele kleine Details, die trotzdem dem Charme des Pixel-Klassikers treu geblieben sind. Im Hintergrund sehen wir Teile des Levels, dass wir theoretisch auch erreichen können, wenn wir andere Wege wählen. Und selbst beim Gegner-Design sind die Wurzeln zu spüren. Sega reitet mit uns auf der Retrowelle in HD-Generation und vermengt dabei so geschickt Altes und Neues, dass wir zwar ein wenig nostalgisch werden und trotzdem nie das Gefühl haben, das alles schon einmal gesehen zu haben.

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Dies gilt leider ohne das positive Vorzeichen auch für die Musik. Die nervt zwar nicht so sehr wie im Erstling und manche Stücke sind sogar ganz hübsch, aber auch der zweiten Episode gelingt es nicht, die eigenen Akzente so zu setzen, dass wir ins Schwärmen kommen würden. Bit-Pop-Freunde können der musikalischen Untermalung wahrscheinlich deutlich mehr abgewinnne, aber auch die wünschen sich dann vermutlich doch lieber den Originalsoundtrack zurück.

Sonic the Hedgehog 4: Episode II
Wie schon im Vorgänger überzeugen die Grafik und der Abwechslungsreichtum der Level.

Das Produkt, was Sega mit Sonic the Hedgehog 4: Episode II abliefert ist deutlich runder als der Vorgänger. Der Koop-Modus ist das große neue Feature, dass wir schnell zu schätzen wissen. Sega hat gelernt und liefert uns einerseits den Anhängern des Klassikers frisches Futter. Sie zeigen, dass sie schon verstanden haben, was den Igel ausmacht, dass es nicht nur um Fähigkeiten und Extras geht. Allerdings ist der Umfang weiterhin sehr begrenzt, die Level sind schnell durchgespielt. Trotz Online-Bestenlisten und ein paar Geheimnissen fehlt der letzte entscheidende Schliff, mit dem wir uns vollends in diesen Titel verlieben.

Denn inzwischen ist auch die Freude darüber verflogen, den Igel in HD zu erleben, weswegen wir uns eher komplett neue Level gewünscht hätten, die ohne Rückgriffe auf Klassiker die Originale rezitieren. Wer Sonic aber mag, der wird auch die zweite Episode lieben. Und mit einem Freund zusammen wird die Jagd nach der besten Punktzahl vielleicht sogar die Spielzeit so weit verlängern, dass wir über den Preis gar kein Wort mehr verlieren werden.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Retro-Gefühl, hübsche Grafik, abwechslungsreich, schnell, Koop-Modus
-
recht kurz, manches nur wiederverwertet
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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