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Metal Gear Solid: Peace Walker

Metal Gear Solid: Peace Walker

Wenn ich den Namen Metal Gear Solid höre, geht mir immer das Herz auf. Der Taktik-Shooter aus dem Jahr 1999 gehörte zu meinen absoluten Lieblingstiteln auf der Playstation und die ganzen abgefahrenen Charaktere wie Revolver Ocelot, Vulcan Raven und Psycho Mantis werde ich mit Sicherheit nie vergessen. Das ist nun elf Jahre her, die Playstation ist portabel und Mastermind Hideo Kojima bittet zur zweiten Schleich-Ballerei auf Sonys Handheld.

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Die Handlung von Metal Gear Solid: Peace Walker ist im Jahre 1974 inmitten des Kalten Krieges angesetzt. Hauptfigur ist wie in Snake Eater und Portable Ops Naked Snake, Vater des klassischen Solid Snake und Chef der Söldnertruppe Soldaten ohne Grenzen. In der Story geht es um die Geheimdienste CIA und KGB, sozialistische Revolutionstruppen, High-Tech-Kriegsgerätschaften, reichlich Atomwaffen, die nach Mittelamerika verfrachtet werden und das mögliche Ende der Welt. Im Großen und Ganzen eine Kubakrise 2.0 sozusagen.

Zentrum allen Handelns ist die Motherbase. Von hier aus werden nicht nur die einzelnen Missionen vorbereitet und gestartet, es gibt auch jede Menge organisatorischen Kram zu erledigen. Unsere Soldaten werden je nach Qualifikation in verschiedene Abteilungen gesteckt, beispielsweise den medizinischen oder den technischen Bereich. Selbst die Kantine benötigt fähiges Personal. Ein gut besetztes Technik-Team versorgt Snake mit neuen Waffen und Gadgets, die Mediziner kümmern sich um verletze Kameraden. Genug zu Beißen sorgt für eine gute Moral in der Truppe.

Um sich unbemerkt durch den Dschungel Nicaraguas zu arbeiten, gibt es für Snake verschiedene Möglichkeiten. Äußerst nützlich in dieser Hinsicht ist die schallgedämpfte Betäubungspistole, die einen getroffenen Gegner erst dumm aus der Wäsche gucken lässt und ihn nach wenigen Sekunden ins Reich der Träume befördert. Ein handlicher Elektroschocker ist dafür ebenfalls bestens geeignet, ein paar Tritte und ein kräftiger Würgegriff leisten aber auch ihren Dienst.

Um bewusstlose Feinde vom Level zu entfernen, greifen wir zum so genannten Fulton-Rettungssystem, einer Art Mini-Heißluftballon, der die Widersacher gen Himmel befördert, wo sie für uns nicht sichtbar von einem Helikopter abgeholt werden. Die eingesammelten Soldaten stehen von da an als Mitglieder von Snakes Truppe zur Verfügung. Der regelmäßige Gebrauch des Rettungssystems ist also für den Fortschritt der Motherbase von größter Wichtigkeit. Komische Vorstellung, wie ich finde, einen Söldner zu rekrutieren, indem ich ihm vorher erst so richtig die Fresse poliere.

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Metal Gear Solid: Peace Walker
Diese Mal ist Naked Snake in Mittelamerika unterwegs. Atomwaffen werden nach Nicaragua verfrachtet und gefährden den Weltfrieden.

Wird Snake von einem Gegenspieler entdeckt, geht es schnell recht hektisch zu. Die Feinde greifen sofort im Verbund an und holen sogar noch Verstärkung. Handgranaten und ein paar platzierte Schüsse mit dem Sturmgewehr sind hier ein probates Mittel. Wir könnten die Gegner natürlich auch gleich ganz unverblümt aufmischen, das macht allerdings nicht nur deutlich weniger Spaß als gepflegtes Schleichen, es gibt am Ende der Mission auch noch Abzüge in der B-Note. Zudem lassen sich Leichen für gewöhnlich nur schwer rekrutieren. Bosskämpfe gestalten sich in Metal Gear Solid: Peace Walker meist in Form von Schlachten gegen schweres, militärisches Gerät. Panzer sind da nur der Anfang, obwohl die schon schwer genug sind. Spätere Endgegner benötigen unzählige Anläufe, um geschlagen zu werden.

Gesteuert wird das Spiel über drei verschiedene Tastenbelegungen, die sich in erster Linie in der Kamerasteuerung unterscheiden: Action, Shooter und Jäger. Am sinnvollsten erschien mir die Shooter-Konfiguration, da dies der einzige Modus ist, in dem während des Zielens auch seitlich gelaufen werden kann. Auto-Aiming soll das Erfassen der Gegner erleichtern, das gelingt allerdings nicht immer. Bei besonders kurzer Distanz wird es häufig unübersichtlich und bei etwas größerer Distanz greift die Automatik gerne mal nicht. Glücklicherweise stellen sich auch die KI-Gegner häufig sehr dumm an, was bei der etwas komplizierten Steuerung auf der PSP kein unwillkommenes Manko ist.

Vorangetrieben wird die Story von schönen Zwischensequenzen im Comic-Stil, der ein wenig an die Anime-Passagen aus Kill Bill erinnert. Trotz der Sprechblasen gibt es auch Synchronstimmen, jedoch nur auf Englisch. Auch wenn diese Sequenzen zwar teilweise etwas langatmig geraten sind, sie zu überspringen wäre in zweierlei Hinsicht doof. Einerseits wissen wir dann nicht mehr warum und wozu wir durch die Mittelamerikanische Pampa schleichen, andererseits entgehen einem Snakes rauchige Stimme und gelegentliche Quick-Time-Events, die den Sequenzen ein interaktives Moment verleihen.

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Metal Gear Solid: Peace Walker
Jedes Level darf im Koop-Modus erneut gespielt werden. Das ist nicht nur an sich sehr spaßig, Spieler können so auch taktisch ganz anders vorgehen.

Metal Gear Solid: Peace Walker kommt außerdem mit einem Koop-Modus, der in den Leveln neue Lösungswege öffnet. Kameraden erklimmen mit Hilfe der Räuberleiter vorher unerreichbare Höhen oder helfen sich nach einem Gefecht wieder auf die Beine. Außerdem können bis zu sechs Spieler im Deathmatch und Team-Deathmatch gegeneinander antreten. Eine nette Idee ist, dass Spieler ihre Söldner untereinander tauschen können. Ein bisschen wie mit Magic-Karten. Leider läuft das alles nicht über das Internet, sondern nur über die Ad-Hoc-Verbindung.

Optisch macht das Spiel einen guten Eindruck, besonders Explosionen sind schön anzusehen. Einige Texturen wirken zwar etwas verwaschen, das trübt aber das Gesamtbild kaum. Akustisch scheint sich seit dem ersten Metal Gear Solid nichts verändert zu haben. Die Sounds, die erklingen, sobald ein Ausrufezeichen über einem gegnerischen Kopf erscheint oder Munition eingesammelt wird, sind die gleichen wie noch vor elf Jahren. Stillstand, der allerdings funktioniert.

Metal Gear Solid: Peace Walker ist, achtung Wortspiel, ein sehr solides Spiel, das sehr viel Spaß macht. Dass die Missionen einzeln wiederholt werden können, ob nun solo oder im Koop, macht das Spiel zu einem perfekten Zeitvertreib für zwischendurch. Die Benotung am Levelende sorgt für zusätzliche Motivation, einen absolvierten Abschnitt zu wiederholen. Die doofe KI und das nervige Auto-Aiming sind verzeihlich. Die kleine Portion Manager-Spiel, mit dem ganzen Personal-Kram, ist zwar eine nette Idee, wäre es allerdings nicht da, würde es auch niemand vermissen. Das große Plus bleibt am Ende die tolle Atmosphäre und die fabelhafte Inszenierung von Hideo Kojima.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Tolle Inszenierung, nette Story, jede Menge Gadgets, große Motivation
-
Koop und Multiplayer nur über Ad-Hoc, teils nervige Steuerung, extrem schwere Endgegner
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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