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Landwirtschafts-Simulator 2012 3D

Landwirtschafts-Simulator 2012 3D

Der Landwirtschafts-Simulator ist wohl eine der erfolgreichsten Simulationsserien in Deutschland überhaupt. Nun erschien der Titel für den 3DS und vermittelt, worauf es im Leben eines Agrar-Bauern offenbar wirklich ankommt - langsames Fahren, absurde Missionen und stupides Tuckern über Stock und Stein.

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Unser Leben als Bauer beginnt zunächst hoffnungsvoll auf einem namenlosen Bauerhof in einer namenlosen Welt. Die kleine Karte zeigt vierzehn Felder, wir starten auf den fünf Feldern im Nordosten, die für das eigene Gehöft reserviert sind. Unsere namenlose Spielfigur sehen wir nicht und wir wissen auch kaum etwas über sie. Es muss ein Mann sein, jedenfalls legt das das Bild auf dem Cover nahe, im Spiel werden wir sein Gesicht nie sehen.

Allerdings muss es sich bei dem Mann um einen sehr ehrgeizigen Arbeiter handeln, denn im Laufe des Spiels wird uns bewusst, dass er niemals schläft, isst, seine Kleidung nicht wechselt und offensichtlich nicht in der Lage ist, seine landwirtschaftlichen Geräte zu verlassen. Wir lernen: Wer im hart umkämpften Agrarsektor überleben will, muss einfach alles geben. Zum Glück besitzt er die wundersame Fähigkeit, sich zwischen seinen Maschinen hin und her zu beamen. Wir drücken einfach auf dem Steuerkreuz auf die linke oder rechte Taste und befinden uns sofort in einem anderen Gefährt. Mit dem fahrbaren Untersatz tuckern wir dann im absoluten Schneckentempo auf unsere Felder.

Von denen anfangs fünf Feldern stehen uns zunächst drei zum Beackern zur Verfügung. Außerdem werden wir mit unterschiedlichen Geräten ausgestattet, die für die Bearbeitung der Böden unerlässlich sind. Da wäre zum einen der Grubber. Damit wird die Erde zunächst gelockert, worauf wir erste Samen mit Hilfe der Sämaschine setzen. Nach einiger Zeit wachsen dann Mais, Raps oder Weizen. Geerntet wird mit Hilfe des Mähdreschers. Um Geld zu verdienen, ist es notwendig, das mühsam gesammelte Getreide zu verkaufen. Dazu stehen uns unterschiedliche Händler zur Verfügung.

Landwirtschafts-Simulator 2012 3DLandwirtschafts-Simulator 2012 3D
Im Spielverlauf erweitern wir unsere Gerätschaften um nützliche Maschinen wie die Quaderballenpresse oder den Maishäcksler.
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Das ist im Groben auch schon das ganze Spielprinzip. Informationen über den Zweck der einzelnen Geräte gibt uns der Landwirtschafts-Simulator 2012 übrigens nur ein einziges Mal mit kleinen grauen Hinweisschild. Wer nicht richtig aufgepasst hat, muss in der Bedienungsanleitung nachlesen. Hier hätten die Entwickler von Giants Software ruhig mal ein vernünftiges Tutorial einbauen können. Ambitionierte Ackerbau-Anfänger jedenfalls fühlen sich zu Beginn reichlich verloren.

Hat man den Dreh raus, nimmt das Spiel dennoch nicht gerade an Fahrt auf. Im Gegenteil: Wir führen nur noch stumpf die immer gleichen Aktionen durch. Wir düsen nun Tag und Nacht mit 20 Stundenkilometern über die Felder, um sie zu bestellen. Das kann pro Acker schon mal unfassbare 30 Minuten dauern. Ernsthaft! Daher ist es wirklich sinnvoll, per Touchscreen eine Hilfskraft einzustellen, die für uns diese lästigen Aufgaben erledigt. Die zaubert sich ebenso wie der Bauer einfach in unsere Maschine hinein und legt los. Das kostet zwar Geld, die gesparte Zeit können wir aber anderweitig nutzen.

Zum Beispiel, um die Umgebung zu erkunden. Das lässt sich gut mit einem Besuch beim einem der Händler verbinden. Unsere Ware können wir im Norden an einem Güterbahnhof, im Südwesten bei einer Getreidemühle oder im Südosten bei einem Gasthof anpreisen. Die Händler bieten unterschiedlich hohe Preise für unsere Ware, darum lohnt es sich, die Angebote mit Hilfe der Statistik-Option zu überprüfen. Wobei tatsächlich fast immer der Gasthof am meisten für Weizen bezahlt. Außerdem taucht in regelmäßigen Abständen eine erhöhte Nachfrage nach einem bestimmten Produkt auf. Das Options-Menü befindet sich am rechten Rand des Touchscreens, ebenso wie die Karte der Umgebung und ein Landmaschinenhändler, bei dem wir unser sauer verdientes Geld in neue und größere Maschinen investieren. Auch weitere Felder lassen sich mit dem nötigen Kleingeld kaufen. Zwölf weitere Äcker stehen dazu auf der Karte bereit.

Viel mehr entdecken wir während der rasanten Fahrt (wir sind ohne Anhänger immerhin 50 Stundenkilometer schnell) durch die kleine und trostlose Welt kaum. Der nahe gelegene Ort scheint ein Geisterdorf zu sein. Egal wie oft und zu welcher Zeit wir dort durchfahren, die Einwohner verlassen ihre Häuser nicht. Die fahren maximal in ihren kleinen Autos durch die Gegend, ohne erkennbares Ziel. Was sollten sie auch tun, wenn die einzigen Attraktion ein Landmaschinenverkäufer und ein Gasthof sind.

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Mit genügend Geld stellen wir Hilfskräfte ein, die unsere lästigen Arbeiten übernehmen. Die Geräte mit beispielsweise Wasser oder Benzin befüllen müssen wir aber selbst.

Stattdessen beauftragen sie uns mit aberwitzigen Missionen. So helfen wir der Dorfbevölkerung, eine verschwundene Ladung Melonen wieder zu finden. Wobei "finden" hier bedeutet, sie innerhalb eines bestimmten Zeitraums einfach zu erreichen. Die verschollene Ware wird uns nämlich bereits auf der Karte angezeigt. Das wirft einige Fragen auf. Wie konnten die Melonen verloren gehen? Wer hat die Melonen ausgerechnet hinter der Tankstelle versteckt? Und warum bekommen wir für den Fund die unfassbare Summe von 25.000 Euro? Das müssen wundersame Melonen sein. Ähnliche Suchaktionen waren noch mit Tomate oder Wasserflaschen gefragt. Wobei man sich auch hier die Frage stellen darf, wieso Waren, die angeblich von einem Transporter gefallen sind, mehrere Meter von der Straße entfernt hinter einem Berg liegen.

Doch selbst diese nett gemeinten Missionen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem Nintendo 3DS-Ableger des erfolgreichen PC-Spiels schlicht an Umfang mangelt. Hat man sich einmal eine gewisse Menge an Fahrzeugen erarbeitet, schaut man entweder den Hilfskräften bei der Arbeit zu oder tuckert selbst gelangweilt über die Krume. Auch neue Geräte wie eine Spritze zur Bewässerung begeistern nur kurz. Auch das vom Entwicklerteam gefeierte Feature des Wechsels von Tag und Nacht hat kaum Einfluss auf das Spielgeschehen. Der Landwirtschafts-Simulator 2012 3D ist eine trockene und fade Version von Harvest Moon, ohne dessen liebevolle Details, die helfenden Zwerge, niedliche Figuren und dem wichtigsten Faktor: Spaß. Denn der will zu keinem Zeitpunkt des Spielens so richtig aufkommen.

03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
nichts
-
langweilige und lieblose Spielwelt, fehlendes Tutorial, monotones Abarbeiten von Aufgaben
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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