Neon Genesis Evangelion ist schon ein Weilchen her. Damals hatte die Faszination für große Roboter, die von Menschen gesteuert werden, ihre Blütezeit. Heute wurden die einst großartigen, edlen Maschinen unter der Feder von Michael Bay von kindischer 1980er-Nostalgie ersetzt. Qualitativ ging es bergab - wobei der Vergleich mit einer Klippe treffender wäre. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf bleibt eigentlich nicht viel Hoffnung für eine Mech-Reihe, die ihre Hochzeit während der Playstation 2-Ära hatte.
Und tatsächlich bin ich kaum überrascht, als sich Armored Core V als das unpersönlichste Spiel entpuppt, das ich je in die Finger bekommen habe. Stellen wir uns das bereits erwähnte Transformers-Universum von Michael Bay vor und streichen daraus alles bis auf den bombastischen Militär-Porno mit seinen Nahaufnahmen auf Waffen, die Raketen abfeuern oder Panzer, die nach einem Triumph für die ganze Welt noch einen Salut-Schuss aus ihrem Phallussymbol in den Himmel jagen. Das hier ist ein Action-Spiel, das selbst die Call of Duty-Reihe wie einen unschuldigen Pazifisten erscheinen lässt.
Leider ist Armored Core V nur viel langweiliger. Nach ein paar Stunden mit dem Spiel fiel mir auf, dass ich zwischendurch ein paar der so genannten Story-Missionen gespielt hatte. Echt jetzt? Da kann ich nur trocken lachen, denn die Story oder eine Handlung habe ich nicht bemerkt. Entwickler From Software sollte man mit Preisen dafür überschütten, dass sie es erfolgreich geschafft haben, mich für den Krieg in der Zukunft mit zehn Meter hohen, gigantischen, bewaffneten Robotern ähnlich stark zu begeistern wie für das Auf und Ab des Bruttoinlandsprodukts eines kleinen Inselstaates.
Die Kämpfe bestehen aus dem immer gleichen Reigen, in dem die dominante Strategie "umkreisen und schießen" immer aufgeht, ganz egal, wie stark wir unsere Waffen und den Mech angepasst haben. Das was hier als Leveldesign bezeichnet wird, ist einfach schrecklich. Oft handelt es sich um ein verwirrendes Labyrinth aus Wolkenkratzern und Bürogebäuden. Ein vernünftiges System für Karten fehlt ebenfalls, weshalb From Software auf die billige Lösung zurückgegriffen hat, dass unsere Armored Core-Mechs anfangen zu blinken und zu treten, wenn sie sich aus der Kampfzone heraus bewegen wollen.
Die Hürde, um überhaupt erst einmal herauszufinden, wie das Spiel funktioniert, ist zudem ziemlich hoch. Armored Core V erklärt nichts und die Lernkurve fühlt mehr wie eine Mauer an. Die Gebrauchsanleitung - jawohl, das Spiel hat mich so weit getrieben, dass ich sogar in die Anleitung geschaut hab - war allerdings auch keine große Hilfe. Das alles ist ziemlich seltsam, zumal Namco Bandai diesen Titel von allen 14 Spielen der Serie als besonders einsteigerfreundlich hervorhebt. Noch dazu fühlt sich der neue Fokus auf eine Online-Variante ziemlich widersprüchlich an. Es muss einfach so vieles anders laufen. Loslegen sollte From Software eben zunächst einmal bei einem vernünftigen Tutorial als Einstieg.
Habe ich noch etwas vergessen, das schlecht an Armored Core V sein könnte? Oh, natürlich: Die Präsentation ist hässlich wie die Nacht. Es erinnert an einen Haufen Müll, denn wir sprechen über Maschinen, die selbst Andy Warhol nicht gefallen hätten. Das sie sich entschieden haben, gigantische Roboter mit sehr spartanischen Funktionen zu entwickeln, statt riesige Hybride aus Maschinen, Menschen und Tieren zu erschaffen, kann ich nur zu gut nachvollziehen. Leider, hört mein Verständnis auf, wenn es trotzdem keinerlei menschliche Gesichter oder charismatische Stimmen gibt. Das hat schon bei bei Patlabor oder Chrome Hounds genervt.
Ich hab zwar keine besonders große Erfahrung, was Mechs im Detail betrifft, aber so viel weiß ich doch: Es gibt immer klare Unterschiede und eine Beziehung zwischen dem gigantischen Roboter und seinem oft sehr mickrigen Fahrer. Daraus aber zieht Armored Core V nicht den geringsten Vorteil. Jemand könnte vielleicht anmerken, dass Armored Core V nicht zu den Spielen gehört, die von einer Geschichte angetrieben werden. Ja, ich würde dieser Person vollkommen zustimmen. Aber dann muss ich eine Gegenfrage stellen: Was für eine Art von Spiel ist Armored Core V? Was ist, wenn die Handlung ganz offensichtlich verkrüppelt ist, aber der Kern selbst eher nur einem Glücksspiel gleicht und sowieso jeder Aspekt schlechter ist als bei den meisten anderen Vertretern des Genres? Eigentlich scheint es nirgendwo richtig gut zu sein.
Was also ist Armored Core V für ein Spiel? Ich werde jetzt einfach mal antworten: Es ist ein schlechtes Spiel.