Monster Hunter Tri

Fleisch? Check. Knochensplitter? Check. Erz? Check. Meine Mission der letzten 40 Minuten neigt sich dem Ende. Noch ein paar Sachen sammeln, das sollte es sein. Dann drehe ich mich um und sehe ihn. Lagiacrus, hungrig und nichts zum Frühstück gehabt. Er ist hungrig nach einem Happen von mir.

Aber eins nach dem anderen. Capcoms Monster Hunter-Serie ist seit Jahren extrem populär, vor allem in Japan und speziell auf der PSP. Für die Fans ist jeder neue Titel ein kleines Fest und das fesselnde Spielprinzip ist sowohl für das Online- und Offline-Spielen perfektioniert. Das wurde mir zumindest erzählt, denn gespielt habe ich keines der alten Monster Hunter-Spiele. Dann in Monster Hunter Tri hineingeworfen zu werden, einfach so, das fühlt sich gleichermaßen beängstigend und aufregend an.

Moga Dorf ist der Name des kleinen Fischerdorfes, in das ich geschickt wurde, nachdem ein verheerendes Erdbeben es zerstörte. Ich bin ein Jäger. Es ist meine Aufgabe, die erforderlichen Ressourcen zu beschaffen, um das Dorf wieder aufzubauen und den alten Glanz wieder zu bringen. Der Dorfälteste erzählt mir, dass das Erdbeben von herumwütenden Monstern ausgelöst wurde. Ich muss kichern. Als ob ein ein Monster in der Lage wäre, ein Erdbeben zu verursachen. Hat der Kauz eigentlich eine Idee davon wie groß das Monster sein müsste? Verrückter alter Mann ...

Anfangs ist man ziemlich verloren in Monster Hunter Tri - jedenfalls als Serien-Neuling. Es dauert ein paar Stunden, bevor ich zu Spiel, Steuerung und dem, worum es eigentlich geht, einen Zugang bekomme. Eine offensichtliche Parallele ist aber schnell klar: Monster Hunter Tri und Phantasy Star Online sind wie Geschwister. Genau wie in dem alten Dreamcast-Spiel gibt es nicht viele Bereiche zum Erkunden und wir müssen immer und immer wieder zurückkehren. Immer wieder müssen wir die gleichen Feinde bekämpfen und die gleichen Endbosse besiegen. Immer und immer wieder - auf der ewigen Suche nach besserer Ausrüstung. Auch so eine PSO-Parallele.

Durch das Finden oder Bauen größerer Waffen und besserer Rüstungen treibt man das Spiel vorwärts. Der Charakter selbst steigert seinen Level während des gesamten Spiels nicht. Er lernt keine neuen Angriffe oder entwickelt besondere Fähigkeiten. Alles muss über die Ausrüstung des Helden reguliert werden. Wer möchte, dass einen die Rüstung automatisch heilt, der muss die passenden Rüstungskomponenten finden oder selbst bauen. Ebenso bei den Waffen. Das ist die ganze Magie von Monster Hunter Tri. Es fördert einen zwanghaften Jagd- und Sammeltrieb zu Tage, wie ich ihn bei mir lange nicht mehr erlebt habe. Und liebe das ich.

Die daraus resultierende Frage ist natürlich, wie man an all die Teile kommt, mit denen Rüstungen, Waffen und so weiter gebaut werden können. Die Antwort ist leicht, denn durch das Jagen und Töten von etlichen Tieren auf der Insel lassen sich etliche der Rohstoffe finden, die wir brauchen. Fischen, nach Erz schürfen und nach anderen Kostbarkeiten der Natur Ausschau halten ist ebenso wichtig. Meist ist nämlich nicht nur ein Stoff, sondern diverse verschiedene nötig, um etwas Nützliches zu erstellen.

Es wäre zu kurz gedacht, wenn man glaubt, dass einfach irgendeine irrwitzige Menge von Knochen, Hautfetzen und scharfen Schnäbel gesammelt werden muss, damit man überall in Monster Hunter Tri hinkommt. Nein, so leicht ist es nicht, denn Capcom war schlau genug, es am Anfang unmöglich zu machen, an wirklich geiles Zeug zu kommen. Ich betrachte die Jagd nach Materialien als eine Art Levelsystem, bei dem man sich langsam von einer Waffe zur nächsten vorarbeitet - von einer Schrottrüstung zu einer besseren. Mir gefällt das wirklich, aber manchmal fühle ich mich leicht frustriert darüber wie lange das dauert. Keine Ahnung, wie viel Zeit ich auf der Suche nach den geeigneten Materialien damit verschwendet habe, Dutzende der vierfüßigen Dinos abzuschlachten, damit meine Lanze am Ende ein kleines bisschen besser wird.

Monster Hunter Tri könnte auch nur offline sehr unterhaltsam sein, aber erst online wird es richtig spannend. Dann kann man sich mit bis zu drei Spielern zusammentun, um gemeinsam auf die Jagd zu gehen - Und Capcom hat wirklich ohne Zweifel die beste Online-Erfahrung für die Wii am Start. Wir Europäer sind zwar darauf beschränkt nur untereinander in dem Kampf zu ziehen, aber umgekehrt blieben uns endlich die nervigen Freundescodes erspart. Monster Hunter ist darüber hinaus mit Wii Speak kompatibel, was den Titel noch zugänglicher macht.

Wer online spielt, bewegt sich nicht länger im Moga Dorf, sondern landet in der Stadt Loc Lac. Die Stadt wird als Drehscheibe für dich und deine Mitspieler fungieren. Alles was man braucht, gibt es da. Der Vorteil am Onlinespiel ist - und da kommt wieder Phantasy Star Online durch - dass man Zugang zu Missionen hat, die sonst gar nicht da wären. Das wiederum bedeutet, dass man noch besseres Material bekommen kann, um noch besseres Zeug zusammenzufriemeln.

Die Wii ist nicht die stärkste Konsole am Markt, aber Capcom verdient Applaus dafür, dass sie es geschafft haben ein Spiel so gut auf der Konsole aussehen zu lassen. Die Umgebungen versprühen nicht nur die richtige Atmosphäre, von grünen Tälern und dunklen Höhlen bis hin unter Wasser, Capcom ist es auch gelungen einige wirklich hübsche Animationen zu spendieren. Jedes Monster bewegt sich auf seine eigene Art und Weise und auch der eigene Charakter bewegt sich unterschiedlich, je nach dem, welche Waffe er gerade bei sich trägt - Da hatte offenbar jemand ein gutes Händchen für die Qualität.

Monster Hunter Tri braucht ein bisschen, bis es in Fahrt kommt. Das der Titel gänzlich auf ein Levelsystem verzichtet, sondern stattdessen lediglich auf das Verbessern von Waffen baut, fühlt sich anfangs etwas komisch an, aber schon bald lernt man Geduld zu haben. Es braucht eben alles seine Zeit und falls ich jemals den Seedrachen Lagiacrus besiegen sollte, werde ich mich einfach freuen und das auch akzeptieren. Denn schließlich beginnt jede Reise mit einem kleinen Schritt.