Gaijin Games haben Rhythmus und Musik auf eine Art und Weise mit ihren Spielen verbunden, dass wir nicht wissen, welches Element nun wirklich am Wichtigsten ist. Aber im Grunde ist auch genau das völlig unwichtig, denn klar ist nur, dass sie mit ihrer Wiiware-Serie einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Es sind sechs Spiele, um die Besitzer anderer Konsolen die Wii durchaus beneiden dürfen.
Alles nahm seinen Anfang im Frühjahr 2009. Da kam Bit. Trip Beat raus. Das simple Spielprinzip und der elektrisierende Chiptune-Soundtrack weckten meine Aufmerksamkeit. Es erinnerte ein wenig an den Klassiker Pong, denn wir mussten einen Balken auf den linken Seite entlang bewegen, um kleine Blöcke zurückzuschlagen. Jeder Treffer sorgte für einen Ton und wer perfekt spielte, konnte den erhabenen Soundtrack hören, der für dieses Spiel komponiert wurde.
Diese besondere Spielerfahrung wiederholte der Entwickler dann mit Bit. Trip Core. Diesmal bewegten wir keinen Balken, sondern mussten im richtigen Rhythmus Barrieren aktivieren, die sich wie ein Plus vom Mittelpunkt des Bildschirms nach oben, unten, links und rechts erstreckten. Der Soundtrack umfasste wieder zehn fantastische Musikstücke, feinster Chiptune-Musik.
Und als Bit. Trip Void mit dem gleichen Grundkonzept ein paar weniger Monate später veröffentlicht wurde, war klar, dass Gaijin Games keine Eintagsfliege war. Da waren Profis am Werk, die ein Rezept für großartige Spiele gefunden hatten. Diesmal mussten wir mit einem Pixel schwarze Pixel einsammeln, um zu wachsen und dabei gleichzeitig den ebenfalls zahlreicher werdenden weißen Pixeln ausweichen. Wieder unglaublich einfach, aber ebenfalls genial. Und auch dieser Soundtrack war fabelhaft.
Mein ganz persönlicher Höhepunkt war dann mit dem vierten Teil erreicht. Im Mai 2010 habe ich mich in Bit. Trip Runner verliebt. Es galt, den Helden Commander Video durch 50 Level zu manövrieren. Gelaufen ist er automatisch, aber wir mussten springen, rutschen, einen Kick vollführen und Schalter auslösen. Der kleine Kerl lief immer weiter und wenn wir einen Fehler gemacht haben, fing das Level erbarmungslos ohne Unterbrechung wieder von vorn an.
Dieses Spiel war schonungslos und ziemlich schwer, aber die Herausforderung war so leicht anzunehmen, weil es eben auch einfach immer wieder von vorne anfing. Man durfte alles einfach noch einmal probieren und das wunderschöne Musikstück des Levels aus unseren Aktionen zusammenbasteln. Wieder stand eine Aktion für einen Klang und damit wurde bereits zum vierten Mal ein Soundtrack geschaffen, der das Wort Meisterwerk wahrlich verdient. Bit. Trip Runner ist wohl das beste Spiel der Serie.
Es folgten noch Bit. Trip Fate und Bit. Trip Flux. Ersteres war ein Shooter, bei dem Commander Video sich auf einer festgelegten Bahn bewegte und um sich herum Feinde und Hindernisse abräumte. Wie es sich für einen ordentlichen Shooter gehört, konnte der Held aufgerüstet werden und mit jedem Upgrade steigerte sich auch die musikalische Untermalung. Der Serienabschluss Bit. Trip Fate kehrte zu den Wurzeln des ersten Spiels zurück und nahm Elemente aus den anderen Spielen auf. Außerdem kann dieser Titel auch zu zweit gespielt werden.
Um die Faszination Bit.Trip zu verstehen, muss man sie wirklich selbst erleben. Selbst das Zuschauen vermittelt nur ein verzerrtes Bild, lässt es eventuell sogar kompliziert erscheinen. Das aber ist garantiert keines der Spiele. Der Schwierigkeitsgrad ist vielleicht hoch, aber selten wird man so bereitwillig Zeit in einen Titel investieren, ihn trainieren, ja sogar Level auswendig lernen.
Die einzige Barriere ist die Musik. Wem Chiptune-Musik nicht zusagt und wer mit Bit-Pop nichts anfangen kann, der wird aufgrund dessen jedes einzelne Spiel der Serie kaum mögen lernen. Wer in den Achtzigern groß geworden ist, für den ist dies nur eine kleine Hürde - die Musik aus den alten Atari-Kisten hatte einen ganz ähnlichen Stil und tatsächlich sind sogar manche der Endbosse von alten Spielen inspiriert. Doch Retro-Kitsch erwärmt eben leider nicht jedes Herz.
Als Entscheidungshilfe an dieser Stelle einmal das unglaubliche Rechenbeispiel: Für rund 25 Euro bekommt man sechs Spiele, die zusammengenommen bei Wiiware über 40 Euro kosten. Außerdem beinhaltet jedes Spiel in der Sammlung exklusiv 20 kleine Zusatzherausforderungen, welche die Spielzeit noch einmal erhöhen. Und ebenfalls enthalten ist eine Sountrack-CD mit einer Auswahl von 18 Musikstücken. Der vollständige Soundtrack besteht übrigens aus 61 Stücken - aber dafür wären zusammengenommen auch noch einmal rund 35 Euro fällig. Eigentlich gibt es also gar nichts zu überlegen, sondern nur eins: kaufen!