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Escape Plan

Escape Plan

Escape Plan ruft unweigerlich Erinnerungen an Dick und Doof wach. Ein ungleiches Paar - einer dick, der andere dünn. Ein Abenteuer in Schwarzweiß, bei dem wir den zwei Figuren zum Ausbruch aus einem sehr merkwürdigen Labor verhelfen.

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Das erste Mal mit Escape Plan, es hat in mir eine tiefe Abneigung hervorgerufen. Ich hasse es, wenn Spiele versuchen, cooler zu wirken als sie eigentlich sind. Wenn sie heucheln, kulturell wertvoll zu sein, in dem auf ein paar einfache optische Tricks zurückgegriffen wird. Wir spielen ein bisschen klassische Musik, halten das Spiel komplett in Schwarzweiß und der Rest findet sich von selbst. Tatsächlich wirkten die Spielmechaniken in Escape Plan auf den ersten Blick sehr belanglos und machten nicht den Eindruck, als könnten sie ein ganzes Spiel tragen.

Das ganze Konzept beruht darauf, dass wir zwei Spielfiguren haben, von denen einen eben klein und dürr ist und die andere groß und fett. Der schlaksige Typ beherrscht beispielsweise die besondere Fähigkeit, sich aufpumpen und dann schweben zu können, der kräftigere Koloss kann dagegen brüchige Wände durchbrechen. Durch einen Großteil der kleinen Spielabschnitte müssen wir die beiden unabhängig voneinander befördern, an manchen Stellen steuern wir sie gleichzeitig. Wenn sie sich gegenseitig beeinflussen, fühlt sich Escape Plan ein wenig erhabener an, aber auch die Solopfade sind nicht immer leicht zu überwinden.

Was auf den ersten Blick oberflächlich und belanglos wirkt, beinhaltet unter dem Strich einen Haufen netter kleiner Ideen. Da wir die Charaktere seitwärts durch das Level manövrieren, können mit dem Touch-Display bestimmt Schalter und Blöcke in den Bildschirm hineingedrückt werden und mit dem rückwärtigen Trackpad wieder heraus. Grundsätzlich funktioniert sowieso alles nur über die berührungsempfindlichen Flächen, auch die Steuerung der Helden, die wir streifen und antippen, um sie zu bewegen und zu stoppen. Feinde müssen in Fallen gelockt, friedliche Figuren in die gewünschte Richtung getrieben werden.

Escape Plan
Solchen Kästen zum Beispiel lassen sich per Touch-Steuerung reinschieben und per Trackpad herausdrücken.
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Und überraschenderweise ist das eigentliche Problem des Spiels nicht die Oberflächlichkeit, sondern vielmehr seine Komplexität. An der nämlich scheint der Puzzler teilweise zu scheitern. Manche Aufgaben erfordern von uns, dass wir schnell zwischen den berührungsempfindlichen Flächen vorn und hinten wechseln und zudem zeitlich alles richtig abschätzen. Manchmal ist es einfach anstrengend. Wenn dann noch der Touchscreen oder das Trackpad nicht richtig reagieren, führt das zu Frust. Und weil das im Verlauf leider viel zu häufig passiert, werden zumindest jene, die sich Escape Plan eigentlich nur wegen der hübschen Präsentation zulegt haben, enttäuscht sein.

Aber vielleicht kommen auch jene Spieler gar nicht so weit, denn zwar handelt es sich bei den rund 80 Levels immer nur um ganz kleine Dosen, die wir da für 12,99 Euro präsentiert bekommen, insgesamt ist der Umfang aber annehmbar. Wer sich im Verlauf mit den beiden Helden anfreundet, kann Geheimnisse entdecken und versuchen, die Zahl der Gesten und der Zeit pro Level auf ein Minimum zu reduzieren, um eine gute Bewertung zu erhalten. Als Ansporn haben die zwei die Zahl ihrer Tode immer direkt in voller Größe auf ihren Bauch geschrieben. Und obendrauf gibt es auch noch einen Herausforderungsmodus mit wechselnden Aufgaben, die Freunde von Escape Plan ebenfalls bei Laune halten werden.

Und so unausgeglichen wie die beiden Charaktere sind, ist es eben auch das Spiel. Aber bei Fun Bits handelt es sich um einen noch recht jungen Entwickler. Zwar hat ein Teil des Teams bereits an Fat Princess mitgewirkt, doch schon dieser Titel hatte das Problem, dass nette Ideen nicht immer reichen, wenn es an Fokus und Spielbalance mangelt. Und ein bisschen geht es am Ende so auch Escape Plan. Hier ist es die Steuerung, die zum Aufreger wird, die manchmal ungenau oder verzögert ist und an bestimmten Punkten gar unmöglich erscheint, weil zu vieles gleichzeitig bewältigt werden muss.

Wer sich also blenden lässt, bekommt mit Escape Plan ein optisch und ebenso akustisch reizvolles Meisterwerk. Wer hinter die hübsche Fassade schaut, wird auch die schmutzigen Ecken finden. Allerdings bleibt die Idee wunderbar und alle Rätsel lösbar. Manchmal braucht es eben nur etwas Geduld oder sie werden einfach knallhart übersprungen. Schade, dass Fun Bits nicht mehr Energie in die Steuerung und das Tempo gesteckt hat, aber Spaß macht das Spiel am Ende eben trotzdem.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
schöner Stil, nette Musik, clevere Ideen für Rätsel
-
Touch-Steuerung überfordert zum Teil
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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