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God of War III

God of War III

Mächtige Bizeps, scharfe Schwerter und das totale Chaos. Das alles serviert auf einer griechischen Platte vollgepackt mit Fleisch des Ex-Gottes Kratos. God of War III ist eingeschlagen in Europa. Endlich.

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Horden von Seelen haben seine legendären Klingen ins Jenseits geschickt. Er hat Titanen erschlagen und die Götter in Frage gestellt. Er wurde verurteilt und verraten. Sein Wunsch nach Rache, der ihn antreibt, kennt keine Grenzen. Nun erreicht Kratos' Vergeltung ihren Höhepunkt. Der letzte Tropfen Blut soll endgültig vergossen werden, um die Trilogie zu vollenden.

Oben in der Festung auf dem Olymp, haben sich Zeus und die anderen Götter versammelt. Am Vorabend der Schlacht, die bald wüten wird, haben sie ihre Verteidigungsposition eingenommen. Kratos ist wütend, die Titanen sind wütend und die Götter, die sind auch wütend. Kurz gesagt, jeder ist wirklich richtig sauer auf den anderen. Das einzig mögliche Ergebnis ist der Krieg.

Die God of War-Reihe wurde schon immer schön erzählt, aber auch immer irgendwie flach. Eine angemessene Entschuldigung für ein Übermaß an Brutalität und ein extravagantes Design auf Basis der griechischen Mythologie. Die Dramaturgie liefert dieses Mal nicht so perfekt ab wie vor allem im ersten God of War, aber manchmal ist ein Spiel eben einfach nur ein Spiel. Ein bisschen ist es so mit God of War III. Ein herzzerreißendes Drama darf niemand erwarten, oder anders gesagt: Kratos ist ein einfacher Mensch mit spartanischen Bedürfnissen. Schlichte Old-School-Rache ist das einzige, was auf seiner Agenda steht. Schädel werden zertrümmert und Körperteile ohne Gnade abgerissen. Kratos lebt nach einem profanen Mantra: "Stehst du in meinem Weg, ist das dein Problem, egal ob Hörner an deinem Kopf sind oder du zwei Kilometer groß bist."

God of War III
Die Level sind linear, fast wie auf Schienen. Macht aber nichts, denn die Inszenierung ist einfach himmlisch.
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Ein kraftvolles Intro, wo die Titanen die steilen Hänge zum Olymp hochsteigen, legt die Messlatte für den Rest des Abenteuers hoch. Kurz danach, übernehmen wir die Kontrolle von Kratos. Er steht auf den buschigen Rücken des Titanen Gaia und es dauert nicht lange, bis die Schlacht beginnt. Rechteck drücken, Dreieck drücken - der stetige Wechsel zwischen leichten und schweren Angriffen folgt. Die Feinde werden mit scharfen Ketten aus dem Leben jongliert.

Die nächsten Minuten machen bereits eines sehr, sehr deutlich: Die Grafik von God of War III ist absolut fantastisch und markiert das obere Ende auf der Playstation 3, für Games die derzeit verfügbar sind. Die Umgebungen sind episch, der Detailgrad ist pervers hoch (man muss sich nur mal Kratos' Schulterschutz anschauen, wenn die Kamera rein zoomt). Selten war ein Spiel schöner ausgeleuchtet, und die Choreographie der Kämpfe ist einfach nur atemberaubend. Wir schwingen, klettern und springen zwischen den riesigen Körperteile des Titanen Gaia hin und her, einige Kilometer hoch über der Erde. Schwindel ist vorprogrammiert.

Der Hype um God of War III versprach ein Technik-Monster, das alle Spiele der aktuellen Generation zerstören würde. Kratos' PS 3-Debüt sollte in Full HD-Auflösung laufen, als kleines Extra für die High-Ender. Es gab Gerüchte über eine konstante Framerate von 60 Bildern pro Sekunde. Beides hat Sony Santa Monica am Ende nicht abliefern können. Wir müssen mit einer Auflösung von 720p und einer zwischen 30 bis 60 Bildern alternierenden Framerate leben lernen, abhängig von der Umgebung und der Situation.

God of War III
Große Gegner machen Kratos keine Angst, auch nicht schlecht rasierte mit eindrucksvoll gegerbter Lederhaut.
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Trotzdem spielt God of War III in der gleichen Liga wie Uncharted 2 und Killzone 2, wenn es um erstklassige Grafik geht. Niemand kann eigentlich mehr verlangen in der heutigen Zeit. Das Spiel kommt zudem ohne Installation aus. Es strömt direkt von der Blu-ray ohne Ladezeiten zwischen den verschiedenen Levels, was das Erlebnis nicht gerade schlechter macht.

Es dauert nicht lange, bis sich Kratos der erste mächtige Bossgegner in den Weg stellt. Es ist Poseidon, der einen ersten Eindruck von Kratos' ausgeprägter Liebe kassiert. Kraftvoll, grandios, beeindruckend und anspruchsvoll ist das. Testosteron-Entertainment der erste Güteklasse, und wir haben Sitzplätze in der allerersten Reihe. Kratos ist wirklich mit aller Macht und Wut zurück, das ist mal sicher. Und das hier markiert erst den Anfang.

Der Soundtrack des Spiels schaltet schlau von bombastisch krachend hinüber zu geheimnisvoll ruhig. Ob man nun in dunklen Höhlen forscht oder einen mächtigen Titanen besteigt, die Stimmung stimmt immer. Auf den Punkt. Es ist so schlimm, dass ich in dem einen Moment ganz von einem mystischen Geheimnis gefangen bin, um kurz danach meine nicht vorhandenen Gamernerd-Muskeln anzuspannen und mit einem Dropkick die Zimmertür eintreten will, während ich "FÜR SPARTAAAA!" brülle. Es geht einfach nicht anders.

Die wahre Größe der God of War-Serie speist sich seit jeher aus ihrem so unglaublich zugänglichen Kampfsystem. Zum Glück haben die Entwickler nicht viel verändert. Alles ist poliert und feingeschliffen, aber mit radikalen Veränderungen muss niemand rechnen. Das, was nicht kaputt war, wurde zum Glück nicht verschlimmbessert. Wer die beiden anderen Teile gespielt hat, fühlt sich sofort wie zu Hause in God of War III.

God of War III
Das Blut muss fließen. Seine hohe Alterseinstufung hat der Titel nicht ohne Grund bekommen.

Im Laufe des Spiels schalten wir natürlich neue Attacken, Fähigkeiten und Waffen frei. Die Blades of Exile sind die Standardwaffe von Kratos, und sie funktionieren im Prinzip wie die Chaos- und Athena-Blades aus dem letzten Spiel. Tod in Form von Ketten. Es gibt vier Nahkampfwaffen, einen Bogen und ein paar andere spezielle Elemente, die Kratos helfen auf dem Weg der Vergeltung.

Meine Lieblingswaffe sind die mächtigen, eisernen Handschuhe Nemean Cestus. Diese einem Löwenkopf nachempfundenen Boxhandschuhe können jedes Tier, das sich uns in den Weg stellt, direkt in den Erdboden drücken. Die Handschuhe knurren dumpf, wenn Kratos zum Schlag ausholt und wenn sie treffen, fühlt man den Treffer in der eigenen Brust. Einfach mal den Bass aufdrehen, dann merkt jeder, was ich meine. Zusätzlich zu allen möglichen Angriffskombinationen gibt es auch mächtige Magie-Attacken und die Möglichkeit, mit einem XL-Schwert in den Berserkermodus zu gehen.

Grundsätzlich ist God of War III ein japanischen Action-Spiel in westlichem Gewand. Aus diesem Grund kann es sich ein wenig zu dicht inszeniert anfühlen. Es ist ein sehr lineares, konzentriertes Erlebnis. Der Kamerawinkel ist wie gehabt fest vorgegeben, so dass man leider nie etwas aus einem anderen Blickwinkel sieht. Das ist angesichts der wunderbaren Grafik sehr schade. Anderseits gibt es selten einen Grund, sich über die Auswahl der Kamerapositionen seitens der Entwickler zu ärgern. Es macht einfach nichts, dass das Spiel praktisch wie auf Schienen abläuft, da die Qualität einfach himmlisch ist. Positiver Nebeneffekt: So sind beide Analogsticks frei, um Kratos zu kontrollieren, etwas, das schon immer gut funktionierte und heute besser denn je funktioniert.

God of War III
Mitten ins Herz! Die wunderbare Grafik ist das derzeit absolut Schönste auf der PS3.

In seiner Zeit als Kommandant, als Kriegsgott und sowieso brutaler Mann hat Kratos einige mehr oder minder göttliche Exekutionsmethoden erlernt. Etwa das Abreißen von Köpfen oder das Herausreißen eines Zyklopenauges mit seinen bloßen Händen. Dies geschieht, wie üblich, durch Drücken der richtigen Taste zum richtigen Zeitpunkt während eines der häufigen Quick Time Events. Sony Santa Monica hat das Konzept vereinfacht, indem sie die Button-Symbole an den entsprechenden Bildschirmrand platziert haben anstatt in der Mitte. Auf diese Weise können wir das periphere Sehvermögen arbeiten lassen, während mehr Zeit für die Konzentration auf die Action bleibt. Ein einfacher Ansatz, der diese Szenen noch spaßiger macht als sie ohnehin bereits waren.

Auch die Plattformer-Passagen bestehen zu einem nicht zu großen Teil aus Quick Time Events. Genau die und die Tatsache, dass Kratos herumhüpft, haben früher genervt. Aber God of War III schlägt seine Vorgänger an beiden Fronten. Klettern, seit jeher der langweiligste Part der God of War-Reihe, nimmt dieses Mal nicht viel Raum ein. Aber wenn es geschieht, fühlt sich viel besser integriert an, viel weicher und angenehmer, dank des besseren Level-Designs und der großartigen Animationen.

God of War III
Willst du? Ja oder nein? Ein God of War ohne Liebesszene, das ist undenkbar für die Fans! Darum fehlt sie auch im dritten Teil nicht.

Das Abenteuer wird von einigen Rätsel aufgebrochen, wo fast immer etwas in die richtige Richtung gezogen oder gedrückt werden muss. Nichts Weltbewegendes, aber es funktioniert hervorragend als Unterbrecher für das rasante Tempo. Die meiste Zeit rast Kratos mit 200 Stundenkilometern auf der Überholspur durchs Game, so dass die ruhigen Passagen hin und wieder ganz gelegen kommen.

God of War III ist am Ende eine waschechte Fortsetzung, die das ursprüngliche Konzept nicht revolutioniert. Und das ist gut so, denn viele Fans wollten und wollen gar nichts substanziell Neues. Der dritte Teil entspricht dem bekannten Wahnsinn, nur noch einmal überhöht. Größer, besser, schöner, brutaler. Es muss erwähnt werden, dass das Spiel seine hohe Alterseinstufung wirklich verdient, nicht nur wegen der grafischen Gewalt, sondern auch wegen einer, nun ja, nennen wir es rhythmischen Begegnung mit einer bestimmten Göttin der Schönheit.

Und so schließt sich der Kreis. Der letzte, der entscheidende Schlag ist geschlagen. Als das Abenteuer nach etwa zehn Stunden aus ist, fühle ich eine Welle der bittersüßen Zufriedenheit durch meinen Körper strömen. Eines der wichtigsten Spiele für Sony in diesem Jahr ist unglaublich gut geworden. Wer erwachsen ist, eine Playstation 3 besitzt und hungrig auf Action ist, der muss God of War III haben. So einfach ist das.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
Unglaubliche Optik, epische Kämpfe, großartige Steuerung
-
Ein bisschen zu lineares Leveldesign
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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