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Transistor

Transistor

In der stilvollen Computerwelt von Cloudbank geht etwas merkwürdiges vor sich und wir müssen in dem ungewöhnlichen Rollenspiel das Geheimnis lüften.

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Oft wird uns genau erklärt, was wir machen müssen und wie wir vorgehen sollten. Transistor versucht uns nur das Nötigste mit auf den Weg zu geben. Selbst bei Handlung setzt der Indie-Entwickler Supergiant Games auf Minimalismus und verzichtet auf einleitende Worte. Das allerdings sorgt an keiner Stelle dafür, dass Tiefe fehlt. Nein, das Spiel ist einfach ein Sprung ins kalte Wasser und je länger wir uns damit beschäftigen, desto mehr Facetten entdecken wir, um erst am Ende zu begreifen, was hier eigentlich vor sich geht.

Auch nur irgendetwas über die Charaktere zu verraten, würde also im Grunde bedeuten, entscheidende Details zu verraten. Um allerdings nicht komplett im Trüben zu fischen, wagen wir es trotzdem, die Handlung grob zu umreißen. Eine Gruppe, die sich Camerata nennt, will die Stadt Cloudbank verändern, um sie zu erhalten. Ihr Leitgedanke ist: "Wenn sich alles ändert, ändert sich nichts." Zu den Zielen gehört auch Red, in deren Rolle wir schlüpfen. Irgendetwas scheint allerdings schief gelaufen zu sein, denn als wir nach einem Attentat wieder zu uns kommen, ist Cloudbank wie leer gefegt. Auf uns warten lediglich sonderbare, bösartige Gestalten.

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In der technisch Welt von Cloudbank sind plötzlich ungewöhnliche Kreaturen aufgetaucht, die uns ausschalten wollen.
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Und dann ist noch dieses sprechende Schwert. Es ist unser einziger Verbündeter in dieser entvölkerten Welt. Red hat im Übrigen ihre Stimme verloren und die Kommunikation erfolgt entweder über Texteingaben an Terminals oder beschränkt sich auf die Monologe unseres Partners. Über die Figur also, die wir eigentlich selbst steuern, erfahren wir dadurch vergleichsweise wenig und können nur ahnen, was in der Frau vorgeht. Die Beziehung zwischen den beiden ist daher eine ganz besondere und prägt die Erfahrung mit Transistor.

Dazu kommt der wirklich abgefahrene Stil. Der Name des Spiels lässt es vielleicht bereits erahnen, in Transistor ist alles technisch. Es beginnt bei der Stadt Cloudbank und endet bei der Digitalisierung von Seelen. Einfach alles hier ist elektronisch und selbst das Wetter wird über einen Umfrage-Automaten von der Bevölkerung beeinflusst. Es gibt Momente, in denen wir uns fühlen, wie in dem Disney-Meisterwerk Tron. Optisch ähnelt der Titel ansonsten durchaus Bastion, wenngleich eine andere Farbpalette zum Einsatz kam.

Unser Feind ist passend dazu ein Prozess, der die Stadt nach und nach offline nimmt. Menschen, die davon betroffen sind, sollen an Symptomen wie Vergesslichkeit, Erschöpfung und bleicher Haut leiden. Bis wir uns aber dahin vorgearbeitet haben, müssen wir in dem Rollenspiel zuvor viele Kämpfe bestreiten, welche ebenfalls nach einem sehr eigenen Konzept funktionieren und ebenfalls das Thema elektronische Bauteile aufgreifen.

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Im Kampf können wir auch ein Fokusmodus, in dem wir alles strategisch planen können - dieser muss sich allerdings immer wieder neu aufladen.
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Das Kampfsystem beinhaltet zwei verschiedene Ansätze. Im Echtzeitmodus kämpfen wir mit bis zu vier aktivierten Aktionen gegen unsere Feinde. Dabei können wir versuchen, hinter zerstörbaren Schutzwällen auf dem Schlachtfeld den Angriffen zu entgehen. Dazu gibt es einen Fokusmodus, der per Tastendruck aktiviert wird. In diesem steht uns eine bestimmte Anzahl von Zügen zur Verfügung, um den Angriff in Ruhe strategisch zu planen. Dadurch sind dann auch Kombo-Attacken möglich und Aktionen, die sonst viel Zeit zum Ausführen in Anspruch nehmen würden.

Wir starten mit lediglich einer Aktion, später wählen wir aus 16 verschiedenen. Jede Funktion kann direkt als eine von vier Aktionen aktiviert werden, als Upgrade für eine andere Aktion implementiert werden oder aber wir setzen sie in einen Slot für passive Fähigkeiten. Dadurch ergibt sich eine enorme Vielfalt von Möglichkeiten und es lohnt sich, die verschiedenen Kombinationen einmal auszuprobieren, bis wir vielleicht irgendwann unsere Favoriten gefunden haben.

Für einen erfolgreich abgeschlossenen Kampf gibt es Erfahrungspunkte, die unser Level erhöhen. Mit jedem Stufenaufstieg bekommen wir Zugang zu weiteren Funktionen, Slots für Erweiterungen und Begrenzern. Letzteres ist ein wirklich pfiffiges System, mit dem sich jeder seinen Schwierigkeitsgrad selbst bauen kann. Jeder der elf Begrenzer steht für eine Feind-Klasse im Spiel und werden sie aktiviert, gibt es mehr Erfahrungspunkte, aber auch eine Einschränkung - so zum Beispiel können mehr Gegner auftauchen.

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Die Geschichte wird hauptsächlich durch unseren Begleiter erzählt, denn wir haben unsere Stimme verloren.

Es ist ein wirklich großartiges Kampfsystem, welches ein bisschen Einarbeitungszeit braucht. Dass es nur eine dünn gehaltene Einführung gibt und wir die meisten Tricks und Kniffe erst im Verlauf lernen - manche sogar erst gegen Ende - ist wahrscheinlich Absicht. Zum einen geht es Red eigentlich nicht anders als uns. Sie wurde in etwas hineingezogen, das sie erst lernen muss, zu begreifen. Zum anderen macht es Spaß, das alles zu entdecken. Und nach einem Durchlauf hat man dann tatsächlich noch einmal Lust auf einen Neustart. Fähigkeiten und Level werden beibehalten und dafür im Gegenzug der Schwierigkeitsgrad angepasst.

Im Spiel finden wir zudem immer wieder auch Zugang zu einer sogenannten Hintertür mit Bonusmissionen. Diese verraten gleichzeitig, wie selbst schwierige Situationen zu meistern sind. Und wer bei den Funktionen und den Missionen alles freischalten möchte, muss sowieso ein zweites Mal ran. Dann wissen wir von Anfang an, wie Transistor funktioniert. Es ist ein bisschen so, als wäre der erste Durchlauf für die Handlung und das Kennenlernen und der zweite dann für das Vertiefen der Spielmechaniken.

Ich zumindest habe mich in dieses Spiel verliebt. Transistor pflegt nicht nur einen großartigen Stil, hat einen wunderschönen Soundtrack und besitzt eine hübsche Erzähltechnik, sondern beinhaltet auch spannende Spielmechaniken. Es mag sein, dass der ungewöhnliche Einstieg nicht allen gefällt, aber Supergiant Games ist auf jeden Fall eine einzigartige Erfahrung gelungen.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
toller Soundtrack, fantastisches Design, interessante Spielmechaniken, deutsche Text- und Sprachausgabe
-
anfangs werden wir ins kalte Wasser geworfen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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