Short Peace: Ranko Tsukigime's Longest Day

Short Peace ist kein gewöhnliches Spiel, sondern ein Hybrid-Projekt. Vier Kurzfilme sind dafür entstanden, die alle übergreifend Japan als Thema haben. Jeder Beitrag steht für ein anderes Thema, einen anderen geschichtlichen Hintergrund und auch einen anderen Stil. Am Ende fehlte nur die Moderne, weshalb man sich entschloss, diese mit Hilfe von einem Videospiel zu präsentieren. Gewonnen wurde dafür Grasshopper Manufacture und Crispy's, die wiederum beide auch noch weitere Partner gewinnen konnten und so das Spiel mit dem Titel Ranko Tsukigime's Longest Day selbst zu einem kleinen Projekt innerhalb von Short Peace zu machen.

Das Ergebnis der fünf Elemente ist tatsächlich die Essenz von Japan. Short Peace: Ranko Tsukigime's Longest Day ist eine wunderbare und sehr kompakte Dosis, die alles Wesentliche zumindest kurz streift. Die vier Filme liegen in japanischer Spracher mit deutschen Untertiteln vor. Sie lassen sich über das Blu-ray-Film-Menü aufrufen. Als Extra gibt es von jedem Anime das Storyboard und in der Erstauflage liegt ein dickes Buch mit Artworks und Konzeptzeichnungen bei.

A Farewell to Weapons von Hajime Katoki ist ein Anime über das neue Japan in der Zukunft. Es basiert auf einem 20 Jahre alten Manga von Katsuhiro Otomo und das der Macher an der Gundam-Serie mitgewirkt hat, erklärt wohl das Thema und die Art der Umsetzung. Ein großartiger und zugleich düsterer Beitrag. Combustible von Katsuhiro Otomo, dem Vater von Akira, ist ein Kurzfilm über das alte Japan. Das ist ein bisschen ungewöhnlich, wo dieser sich eigentlich eher mit modernen Themen beschäftigt. Der Beitrag hat in Japan bereits mehrere Preise gewonnen und ist ziemlich eigen, aber gleichzeitig verrät er auch sehr viel über die japanische Kultur.

Gambo von Hiroaki Ando entstand in Zusammenarbeit mit Yoshiyuki Sadamoto, dem Charakter-Designer der Evangelion-Reihe und Katsuhito Ishii, der unter anderem bei einer Sequenz für Kill Bill mitgewirkt hat. Es ist ein ziemlich brutaler Anime.Der vierte Film heißt Possessions und basiert auf einer japanischen Volksweise. Regisseur Shuhei Morita erzählt darin eine Geschichte, die das Thema aufgreift, in dem es auch in Prinzessin Mononoke geht. Auch weltweit erreichte das Werk Aufmerksamkeit, denn es war bei den Oscars als bester animierter Kurzfilm nominiert.

Ranko Tsukigime's Longest Day ist das fünfte Element, welches sich mit Japan heute beschäftigt. Das Videspiel entstand zusammen mit Suda 51 und seinem Studio Grasshopper Manufacture, der bekanntermaßen versucht, immer über den Tellerrand Japan hinauszuschauen, sowie Crispy's, dem Studio hinter Tokyo Jungle. Es erzählt die Geschichte von einer, wie sie sich selbst nennt, gewöhnlichen Schülerin. Sie ist aber gleichzeitig die Tochter des Chefs des größten Anbieters für Monatsparkplätze auf der Welt, der die Parkplätze in Japan kontrolliert. Und sie hat einen Plan: Sie will ihren Vater ermorden.

Wir rasen durch das Level, müssen im richtigen Moment angreifen und Springen, um Abgründe und Hindernisse zu überwinden. Es gibt hübsche Kombos und verrückte Gegner. Wir laufen übrigens nicht automatisch, aber sollten uns sputen, denn ganz wortwörtlich streckt beispielsweise Anfangs eine feindliche Organisation die Hände nach uns aus. Und wenn diese uns erwischen, müssen wir das Level von von vorn beginnen. Möglicherweise hätte ein Levelaufbau, der automatisches Laufen zulässt, dem Spiel besser zu Gesicht gestanden. Stilistisch ist es durchaus interessant und eigentlich nervt es immer nur dann, wenn wir aus dem Fluss kommen.

Die Handlung ist sehr konfus und auch das Spiel selbst wirkt so eher wie ein Witz. Zehn Level die jeweils keine drei Minuten Spielzeit bieten, summieren sich am Ende mit den 20 Minuten Zwischensequenzen zu etwa einer Stunde Unterhaltung. Die Erfahrung ist schnell und kurz, so viel ist sicher. Allerdings sollte Ranko Tsukigime's Longest Day auch nicht als reines Spiel betrachtet werden, sondern als Teil des Short Peace-Projekts und dafür ist eben nichts Episches vorgesehen - obwohl für den kurzen Anime ebenfalls fünf Regisseure zusammengetrommelt wurden.

Laut Suda sind nicht Anime das Coole an Japan. Er witzelt, dass das wirklich Coole der Untergrund mit automatisierten Parkgaragen ist. Nein, so richtig ernst nimmt er Ranko Tsukigime's Longest Day wahrscheinlich nicht. Und sehr wahrscheinlich ist er auch nicht für die Preisgestaltung verantwortlich. Für Short Peace: Ranko Tsukigime's Longest Day will Bandai Namco nämlich den Preis für ein Vollpreisspiel und das rechtfertigt das Gesamtpaket einfach nicht - die Hälfte wäre schon zu teuer. Trotzdem ist das Projekt eine wirklich wunderbare Sammlung Japan.