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Weapon Shop de Omasse

Weapon Shop de Omasse

Es ist vollbracht, Level 5 hat nun auch das letzte Spiel der Guild-Reihe in den Westen gebracht. Schnell wird deutlich, warum sich die Japaner bisher so lange geziert haben.

Die Idee ist nicht neu, bei der Erzählung eines Abenteuers einen anderen Blickwinkel zu wählen. Also etwa nicht in die Rolle des Helden zu schlüpfen, sondern eine außenstehende Person zu mimen - beispielsweise einen Ladenbesitzer. Level 5 war das aber noch nicht genug. Im Rahmen der ungewöhnlichen Spielereihe Guild 01, zu der auch Liberation Maiden und Crimson Shroud gehören, entstand das Rhythmus-Rollenspiel Weapon Shop de Omasse. Wir arbeiten in einer Schmiede und sollen die besten Waffen anfertigen, um der Bedrohung durch den Dunklen Lord etwas entgegenzusetzen.

Weil der Kampf allerdings schon sehr lange andauert sind Rohstoffe knapp geworden. Daher haben wir ein neues Geschäftsmodell entwickelt, wonach wir keine Waffen verkaufen, sondern nur verleihen. Das Geld sowie die gefundenen Gegenstände kassieren wir im Anschluss und wenn wir keine passende und gute Waffen schmieden konnte, nehmen wir den Fauxpas auf unsere Kappe und gehen leer aus. So weit klingt das alles noch halbwegs logisch, allerdings gibt es zwei entscheidende Unterschiede zu gewöhnlichen Spielen dieser Art.

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Ein ganz wesentliches Element des Spiels ist der Humor - aber die Spielidee stammt auch von einem Comedian.

Zum einen stammt das Spiel aus der Feder von Yoshiyuki Hirai. Der Comedian ist in Japan ziemlich bekannt und hat schon an der Professor Layton-Reihe und Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin mitgewirkt. Für Weapon Shop de Omasse heißt das jede Menge flotter Sprüche und dazu eingespielte Lacher wie in vielen Sitcoms im Fernsehen. Die Kunden, die wir in unserem Laden bedienen müssen, strotzen vor Klischees und es gibt jede Menge absurder Dialoge.

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Dazu gibt es mit dem Grindcast eine Art Twitter, der in jeder Waffe verbaut ist und uns immer über den Status unser Kunden im Bilde hält. Einige der Momente sind wirklich großartig und sehr lustig, während andere womöglich nur für ein Gähnen sorgen, aber das ist bei Comedy durchaus üblich. Und unter dem Strich ist Weapon Shop de Omasse ziemlich heiter und der Witz offensichtlich gut übersetzt. Aber genau diese vielen Passagen sind wohl auch der Grund, warum das Studio den Titel lange nicht in den Westen bringen wollte. Der Aufwand, die vielen humorvollen Texte ins Englische zu übertragen, schien zu groß für den Nischentitel.

Teil des Humors ist auch, dass sich alle Figuren im Spiel mehr oder weniger darüber bewusst sind, dass sie nur Charaktere in einem Rollenspiel sind. Wir selbst müssen uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass wir das Verhalten und die Ziele der Kunden nicht hinterfragen, sondern einfach nur immer wieder eine Waffe fertigen sollten. Fehlen darf an dieser Stelle natürlich auch nicht ein dummer Spruch von einem nichtspielbaren Nebencharakter, der genau weiß, wie unwichtig er ist. Das all dies komplett in englischer Sprache verfasst ist, sollte beim Kauf bedacht werden, denn es ist ein ganz wesentliches Element für den Spielspaß.

Womit wir bei der zweiten Besonderheit von Weapon Shop de Omasse wären, welche die Spielmechaniken betrifft. Der Fokus liegt weniger auf dem Management des Landes als auf dem Herstellen der Waffen. Dieser Prozess ist als Musikspiel verpackt und wir müssen im richtigen Rhythmus auf das glühendheiße Material eintrommeln. Dabei gilt es zu beachten, dass unser Schmiedestück nie zu kalt oder zu heiß ist. Außerdem können wir nicht immer auf dieselbe Stelle schlagen, sondern müssen es drehen, verschieben und ungefähr wissen, wie die fertige Form ausschaut. Das ist eine lustige Idee, die tatsächlich fordert. Wollen wir nämlich eine wirklich gute Waffe schmieden, müssen wir uns ganz schön konzentrieren.

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Wir müssen ein Schwert zunächst richtig schmieden und dann polieren, damit es seine volle Kraft nutzen kann.
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Im Anschluss an dieses Spielchen, für das wir uns übrigens alle Zeit der Welt lassen können, um es ja nur richtig zu machen, folgt das Polieren. Dabei rubbeln wir die Waffe von beiden Seiten glänzend, um die volle Kraft herauszuholen. Dieser stupide Vorgang muss übrigens immer wiederholt werden, wenn wir eine Waffe zurückbekommen. Und weil sie mit jedem Gebrauch stärker wird, lohnt sich das auch mit jedem Mal ein bisschen mehr.

Die Präsentation ist übrigens für ein solch kleines kompaktes Spiel schwer in Ordnung. Allerdings gibt es auch nur einen Schauplatz und die Zahl der Charaktere ist ebenfalls begrenzt. Level 5 hatte es also einfach und musste sich nur auf wenige Details konzentrieren. Dennoch haben sie ein paar wunderbare Figuren geschaffen, die in ihrem Auftreten und Stil ebenso typisch wie auch einzigartig sind. Eine Sprachausgabe wäre natürlich das Sahnehäubchen obendrauf gewesen, aber sprengt dann wohl tatsächlich den Rahmen für einen Titel dieser Art.

Das Problem, was der Weapon Shop de Omasse aber hat, ist die Eintönigkeit. Zwar unterscheiden sich die Lieder und die Form der Waffen, aber die Musik ist nicht besonders genug, dass sie ein ganzes Spiel tragen würde. Die richtige Waffe zu wählen wiederum ist relativ simpel, denn wir bekommen jedes Mal eine Übersicht mit den Stärken des Kunden und mit den Schwächen der Gegner, auf die er trifft. In regelmäßigen Abständen lernen wir zudem, neue Rohstoffe einzusetzen, die wiederum stärkere Waffen hervorbringen. In den acht bis neun Stunden Spielzeit erleben wir also eine ständige Wiederholung, die aber wohl auch Teil des Humors ist.

Und daher möchte ich mich auch gar nicht wirklich abfällig über Weapon Shop de Omasse äußern. Little Inferno war auch so ein Spiel, das vordergründig ziemlich hohl war, wenngleich ein echtes Konzept zu Grunde lag. Und obwohl die Mechanismen repetitiv und die Witze zum Teil sehr flach waren, ich wollte es dennoch bis zum Ende spielen. Das Konzept ist so simpel und eingängig, dass es unterhält. Für einen Preis von rund sieben Euro jedenfalls bekommen Rollenspielfreunde eine hübsche Verlängerung der klassischen Konzepte. Wem Rhythmus im Blut liegt und wer Dinge mit einem Augenzwinkern betrachten kann, wird hiermit definitiv Spaß haben, aber es ist und bleibt eben ein Spiel für die Nische in der Nische.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Seitenhiebe gegen Rollenspiele, nettes Rhythmusspielchen
-
Mechaniken sind eintönig, viel Text
overall score
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KRITIK. Von Martin Eiser

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