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Xbox One

Da ist sie nun endlich, die neue Xbox One. Schwarz ist sie, und groß. Das soll wohl Macht demonstrieren und Stärke. Aber was kann die Konsole?

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Erster Eindruck nach dem Start: Die Konsole bootet fix und läuft leise. Im Festplattenbetrieb hört man natürlich ein permanentes, leises Lüftersurren, mehr aber nicht. Wie bei einem Notebook. Das wird aber von leisem Spielsound sofort überlagert. Die Konsole ist schwer und kommt mit einem ziemlichen Brocken von Netzteil, halb so groß wie eine Literpackung Milch ist. Immerhin ähnelt dessen Look der Konsole, aber jetzt weg damit ins Regal. Die externe Variante sorgt immerhin für weniger Hitzeentwicklung im Gehäuse selbst.

Schwarz ist also das neue Schwarz. Die Xbox One kommt in einem schlichten Industriedesign daher. Wirklich stylish oder mutig kann man das nicht nennen, vor allem nicht im direkten Vergleich mit der schickeren PS4. Trotzdem: Der Wechsel zwischen glänzendem (sehr kratzempfindlichem) und mattschwarzem Kunststoff ist hübsch geraten. Und das kleine Xbox-Logo leuchtet freundlich und pulsierend auf, sobald man die Konsole mit einem kurzen Sprachkommando anschaltet, wenn sie nicht komplett ausgeschaltet war. Die Xbox erkennt übrigens tatsächlich ihre Benutzer und loggt diese dann gleich in ihr Xbox Live-Konto ein.

Dafür muss natürlich der Kinect-Sensor angeschlossen und aktiviert sein und das dazugehörige Feature zur biometrischen Erkennung. Kinect 2.0 ist kontrovers, aber tatsächlich bietet es eher viele Features, die den Alltag mit der Konsole erleichtern. Audiobefehle für viele wiederkehrende Aufgaben setzt der Sensor willig um. Xbox einschalten, Xbox gehe zu Forza Motorsport 5 und so weiter. Natürlich kann man total NSA-mäßig Angst haben, von Microsoft nun überwacht zu werden. Aber wer so denkt, sollte vielleicht generell nicht im Internet unterwegs sein.

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Xbox One
Der Bewegungssensor liegt der Konsole verpflichtend bei und liefert eine wesentlich präzisere Erkennung des Spielerkörpers, jetzt auch in kleineren Wohnzimmern sowie schlecht beleuchteten Räumen.

Der Bewegungssensor liegt der Konsole verpflichtend bei und liefert eine wesentlich präzisere Erkennung des Spielerkörpers, jetzt auch in kleineren Wohnzimmern sowie schlecht beleuchteten Räumen. Die Xbox One kostet mit Controller, Kinect-Sensor, Miniheadset und HDMI-Kabel 499 Euro. Damit ist sie teurer als die PS4, die ohne PS-Kamera 399 Euro kostet, mit Kamera mit 69 Euro zu Buche schlägt. Die Xbox One steht ohne zusätzlichen Standfuß vertikal, empfohlen wird dies von Microsoft aber nicht.

Das neue Dashboard ist flink und übersichtlich. Wir können es uns mit den von Windows 8 bekannten Kacheln selbst einrichten, wie wir wollen. Die Änderungen wirken sanft, aber überlegt. Zum Beispiel bei den Erfolgen, die haben nun alle kleine Screenshots und wirken dadurch interessanter. Eine schlimme Erkenntnis für all jene, die gerade runter waren vom Rausch der Achievements. Es gibt jetzt übrigens auch Erfolge für zusätzliche Herausforderungen und für die Nutzung von Apps. Dann klingelt auch das bekannte Geräusch, es gibt aber keinen Gamerscore dafür. Den gibt es weiterhin nur für Erfolge aus den Spielen selbst.

Am wichtigsten ist uns Spielern der Controller - und der bleibt trotz eines gelungenen PS4-Pads die Referenz. Er liegt perfekt in der Hand, ist sauber ausbalanciert und hat gefühlt genau das richtige Gewicht. Der Kunststoff ist wertig und kleine Details wie ein fein geschnitztes Gummiprofil an den Analogsticks bezaubern und sorgen für Extragrip. Die neuen Rumble-Motoren liefern ein feinfühligeres Vibrationserlebnis. Die Trigger und Bumper sind indes fast ein bisschen rutschig im Vergleich zu den Analogsticks, was an der Wahl von Hartplastik als Material liegt. Die Akkulaufzeit ist abhängig von den verwendeten AA-Batterien bzw. Akkus. Wer sicher gehen will, verbindet den Controller per USB-Kabel mit der Konsole.

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Im direkten Hardware-Vergleich gegen die PS4 verliert die Xbox One, die zwar einen etwas schneller getakteten Hauptprozessor hat, aber einen deutlich weniger starken Grafikprozessor und zwar gleich viel, aber schwächeren Arbeitsspeicher.

Da das hier eine Next-Gen-Konsole ist, zählt vor allen Dingen die Leistungsfähigkeit. Und die wird primär anhand der Optik definiert. Die Qualität der Grafik ist im Alltagsbetrieb kaum von der der PS4 zu unterscheiden, trotz der niedrigeren Auflösung von 720p bei vielen Launchgames von Third-Party-Publishern. Call of Duty: Ghosts etwa läuft mit hochskalierten 720p, auf der PS4 dagegen in nativen 1080p Full HD. Das sieht man, aber es macht am Ende fürs Gesamtbild kaum einen spürbaren Unterschied.

Trotzdem gibt es natürlich schöne und schönere Spiele. Forza Motorsport 5 etwa rennt blitzsauber in 1080p bei smoothen 60 Frames pro Sekunde auf der Xbox One. Hier sieht und spürt man zum ersten Mal dieses Gefühl, etwas zu spielen, dass wirklich einen Schritt weiter ist. Von Spielen von Crimson Dragon kann man das dagegen gar nicht sagen. Auch Killer Instinct ist eher Mittelmaß, Zoo Tycoon nur etwas für echte Simulationsfreak und über Lococycle reden wir besser nicht. Das Launch-Lineup der exklusiven Xbox One-Titel jenseits der Kracher wie Battlefield 4, Assassin's Creed IV: Black Flag oder eben Call of Duty: Ghosts ist jedenfalls dürftig. Außer Forza Motorsport 5 liefert Microsoft keine Kracher. Sony allerdings für die PS4 außer Killzone: Shadow Fall auch nicht.

Im direkten Hardware-Vergleich gegen die PS4 verliert die Xbox One, die zwar einen etwas schneller getakteten Hauptprozessor hat, aber einen deutlich weniger starken Grafikprozessor und zwar gleich viel, aber schwächeren Arbeitsspeicher. Aber: Alles das sind nur Daten auf dem Papier, was die Konsolen wirklich mit den verbauten Komponenten leisten, müssen sie im Betrieb zeigen. Eines ist klar: Zum Launch sehen die Games der Third-Party-Publisher aus der PS4 noch besser aus. Das wird sich aber angleichen, eher schnell als langsam. Dann wird es darum gehen, wer die besseren Exklusivspiele bringt. Und genau das ist noch ziemlich unklar.

Den größten Unterschied zur PS4 dürfte bei der Xbox One der kostenpflichtige Service Xbox Live Gold machen. Der ist bis dato die Referenz für Onlinespielen auf der Konsole - und auch das wird wohl so bleiben. Nett: Wir dürfen nun auf einer Konsole mit unendlich vielen Gamertags auf von einem Account gekaufte Spiele zugreifen und auch viele der kostenpflichtigen Gold-Features mit mehreren Accounts nutzen. Alle Spieler können dabei eigene Achievements gewinnen und Speicherpunkte anlegen. Früher hatte die PS3 noch den Vorteil, dass Onlinegaming kostenlos war. Auf der PS4 kostet das Multiplayererlebnis online nun auch Geld.

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Schwarz ist also das neue Schwarz. Die Xbox One kommt in einem schlichten Industriedesign daher. Wirklich stylish oder mutig kann man das nicht nennen.

Manches ist noch etwas nebulös. Cloud-Gaming zum Beispiel, das bei Forza Motorsport 5 dafür sorgt, dass die Künstliche Intelligenz besser und schneller lernt. Das Auslagern der Rechenleistung in die Cloud geht natürlich nur, wenn die Konsole permanent online ist. Ob sie das sein darf, entscheidet der Kunde. Einmal ist die Onlineverbindung übrigens dringend nötig, nämlich nach dem Kauf, um das erste Update zu ziehen. Ohne die neue Software wird man nicht viel Spaß mit der Konsole haben, das ist bei der PS4 allerdings ebenso der Fall.

Die Xbox One wird mit einer 500 GB große Festplatte ausgeliefert. Der Austausch gegen ein größeres Modell ist offiziell nicht vorgesehen, dürfte aber mit ein bisschen Geschick machbar sein. Den Platz wird man brauchen, denn jedes Spiel wird auf der Festplatte installiert. Das sorgt für kurze Ladezeiten des Spiels, aber nicht immer für kurze Ladezeiten im Spiel selbst. Die Konsole selbst startet in unter einer Minute.

Es gibt eine Haufen Features, mit denen Microsoft punkten will. Videochats via Skype, die durch das erstaunlich gute und klangstarke Mikrophon im Kinect-Sensor eine neue Qualität bekommen. Dazu eine tiefe Integration der Verbindungsmöglichkeiten mit externen TV-Empfängern, die allerdings eher in den USA sinnvoll ist. Es gibt externe Apps von Zattoo in Deutschland, auch Watchever und Lovefilm bieten Filme zum Streaming an. Weitere Kooperationen auch für TV-Angebote sind in Arbeit. Ein Killer-Feature ist das hierzulande nicht.

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Am wichtigsten ist uns Spielern der Controller - und der bleibt trotz eines gelungenen PS4-Pads die Referenz.

Dann kann man auch gleich Kino selber machen. Mit Game DVR auf dürfen wir Gameplay-Clips aufnehmen und mit der App Upload-Studio zurechtschneiden. Xbox, Aufzeichnen rufen reicht, und zack, zeichnet die Xbox auf. Man kann auch einfach die letzten fünf Minuten bearbeiten, denn die hat die Konsole immer im Speicher. Dank der SkyDrive-Integration lassen sich die in der App bearbeiteten Clips direkt in den Cloudspeicher laden. Von dort aus können sie mit Freunden geteilt werden. Die Dateien liegen allerdings nur als 720p-mp4 vor, lassen sich aber downloaden und so beliebig weiterverteilen. Und wer es live will: Twitch ist auch als App am Start.

Toll ist auch, dass die Xbox One endlich Blu-ray abspielt, nachdem man eine App geladen hat. Dumm ist nur, dass sich die Konsole nicht merkt, am welcher Stelle der Film war, wenn man die App verlässt, um etwas anderes zu machen. Bei Games klappt das problemlos, ebenso bei Lovefilm oder Watchever. Hoffentlich wird das noch ausgebessert. Verbessern muss Microsoft auch die Spracheinstellungen, denn derzeit kann man keine englische Spracheinstellung wählen und dann Deutschland als Region anwählen, was für den korrekten Betrieb des Xbox Live Marktplatzes aber wichtig ist. Das ist Unfug, denn ich will als Deutscher natürlich trotzdem selbst entscheiden, ob ich Games lieber in Englisch spiele (was meist nur über das Einstellen der Konsole auf englische Sprache machbar ist).

Der größte Nachteil der Konsole ist, dass sie weder abwärtskompatibel zu alten Discspielen noch zu den Downloadgames der Xbox Live Arcade ist. Vielleicht wird das irgendwann mal nachgereicht, aber man sollte nicht drauf hoffen. Es ist eben eine neue Generation. Und der Wechsel ist nach fast einem Jahrzehnt Xbox 360 eben immer auch ein Abschied. Für einen Neuanfang. Denn die Xbox One verbessert vieles, was bei der Xbox 360 schon gelungen war. Und liefert mehr Leistung für schickere Spiele. Aber am Ende entscheidet nicht die Optik allein, sondern das Gesamtpaket.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
tolle Rundumerfahrung, starke Verbesserung zur Xbox 360, Kinect-Sensor funktioniert viel besser, schnelle Navigation, leise im Betrieb
-
zu teuer (aber der Preis wird ohnehin relativ schnell fallen), schwache Grafikleistung mancher Third-Party-Launchspiele im Vergleich zur PS4, bisschen mutlose Optik
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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