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Milchmädchenrechnung #4

Milchmädchenrechnung #4

Nintendo soll Handyspiele entwickeln. Es klingt ein bisschen absurd, aber viele Möchtegern-Analysten setzen nun auf diesen Zug. Schließlich sind Smartphones ja auch allgegenwärtig. Aber manche scheinen dann doch ein bisschen zu übertreiben. Mein absoluter Favorit ist Michael Pachter. Ich habe seine Trefferquote jetzt nicht genau verfolgt, aber gefühlt ist Pachter ein guter Indikator dafür, was auf keinen Fall passieren wird. In dem Fall würde ich genau darauf auch wieder wetten.

Pachter rechnet uns vor, dass es 1,5 Milliarden aktive Smartphone-Nutzer weltweit gibt. Nintendo könnte zehn Spiele aus ihrem Repertoire im Jahr veröffentlichen, dafür fünf bis zehn Dollar verlangen und jedes würde sich dann 50 Millionen Mal an die Nintendo-Fans verkaufen. Dadurch würde Nintendo 2,5 bis 5 Milliarden Dollar einnehmen. Sagt Pachter.

Der Analyst vergisst dabei aber, das nicht alle Titel so populär sind. Super Mario Bros. und Donkey Kong laufen sicher gut. Wieso sich aber Wrecking Crew 50 Millionen Mal verkaufen sollte, wüsste ich jetzt nicht genau. Außerdem hat Nintendo natürlich ein weiteres Problem. Alle ihre Titel sind auf ihre jeweilige Konsole angepasst. Der Spielspaß wäre also deutlich geschmälert. Auch im Appstore verdienen nicht alle Entwickler gut. Es sind wenige, die mit Millionen-Erfolgen punkten.

Sega etwa, ein Hersteller der inzwischen für alle Plattformen Spiele entwickelt, feierte seine Million für Sonic 4: Episode 1. Das Spiel erschien für Playstation 3, Xbox 360, Wii und iOS. Sonic ist durchaus populär. Temple Run, das für iOS und Android zu haben ist, feiert seine 170 Millionen Downloads. Aber der Titel ist nicht nur ein Ausnahme-Erfolg, sondern dazu auch noch kostenlos. Ich frage mich also ganz ernsthaft, warum Nintendo mit Klassikern plötzlich nun fünf Milliarden Dollar verdienen können soll.

Tatsächlich - das hat Nintendo aber bereits vor geraumer Zeit angekündigt - wäre es klug, auf iOS und Android präsent zu sein. Zum Anfüttern könnten Anwendungen entwickelt werden - so etwa das Miiverse, Anwendungen wie Pokémon TV und anderes. Denn natürlich ist das Unternehmen nicht blöd und kann diese Plattformen nicht ignorieren. Aber ihr Tafelsilber verscheuern, um kurzfristig Erfolge zu feiern, das würde tatsächlich das Ende von Nintendo bedeuten.

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