Es ist ein Markt, dessen Wachstum offenbar kein Ende kennt. Für die Akteure im Bereich Social Games ging es immer nur aufwärts und müde belächlte man inzwischen schon die Branchengrößen im traditionellen Spielemarkt.
Aber irgendwie scheint sich inzwischen ein wenig Katerstimmung einzustellen. Der Riese Zynga steht seit seinem Debüt an der Börse unter ständiger Kritik - denn die kühnen Erwartungen kann das Unternehmen einfach nicht befriedigen. Einerseits stört die Abhängigkeit von Facebook und zum anderen laufen auch die neuen Titel nicht mehr so stark an. Und zu allem Überfluss wurden jetzt noch Stimmen laut, die davon ausgehen, dass mehr Geld ins Marketing fließt als am Ende wieder herauskommt.
Und hinzukommt, dass die Branche offenbar bereits an ihrem eigenem Grab schaufelt. Und damit ist nicht einmal gemeint, dass sich die meisten Spiele einfach nur ähneln und die kurzweiligen Spielkonzepte irgendwann einfach nicht mehr unterhalten und die Menschen das Spielen sein lassen. Nein, es geht sogar noch schlimmer, wie Popcap eindrucksvoll demonstriert.
Die haben, wie GamingIndustry.biz schreibt, täglich 100.000 aktive Nutzer für das Facebook-Spiel Baking Life - 760.000 sind es über den Monat verteilt. Für die Plattform nicht viel und als Popcap den Entwickler Zipzapplay im April 2011 kauften, war es ihr erfolgreichster Titel. Und wenn wir von den üblichen fünf bis zehn Prozent ausgehen, die tatsächlich Geld investieren, ist das langfristig keine zu unterschätzende Größe.
Nun will aber Popcap das Spiel zum Februar hin eindampfen und nicht nur das investierte Geld ist weg, sondern auch das, was sich noch auf dem virtuellen Konto befindet. Für den Social Games-Entwickler rechnet es sich eben nicht mehr. Die Meldung kam sehr plötzlich, so das bis vor Kurzem auch noch einige Nutzer fröhlich weiter investierten.
Als Dankeschön spendiert Popcap aber den Spielern lediglich ein einmaliges, kostenloses Geschenk, wenn sie andere Titel wie Bejeweled Blitz oder Zuma Blitz ausprobierten. Wie lächerlich muss das auf zahlende Kunden wirken. Kunden, die vermutlich dann erst einmal die Nase voll von solchen Spielen haben. Eigentlich treue und wichtige Kunden.
Und das könnte ein grundsätzliches Problem werden, wenn Leute erkennen, dass investiertes Geld nur virtuell ist, man nichts davon mitnehmen kann und die Spiele eben nicht immer weitergehen. Die klassische Spiele-Industrie schaltet ihre Geräte nicht einfach ab, wenn eine neue Konsole herauskommt. Ihre Spiele funktionieren ohne digitalen Münzeinwurf. Hardware kann nur kaputt gehen, aber selbst dann gibt es relativ lange einen Reparatur-Service.
Natürlich läuft es sich noch eine Weile gut, es gibt noch immer Menschen, die nicht gespielt haben oder denen die negative Erfahrung fehlt. Aber ein Geschäftsmodell auf so sandige Konzepte zu bauen, bei denen eben so mancher Anbieter bei Qualität oder bei Service spart, dass kann nur nach hinten losgehen und schadet am Ende der gesamten Branche.