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Martin singt. #8

Es gab in den Nuller-Jahren eine sehr coole Party in Berlin - Pop Pourri im Eingang 28 in der Christinenstraße. Einmal im Monat gab es dort Indie-Musik vom Feinsten. Das war sogar so fein, dass es sich oft um B-Seiten von Bands handelte, die eigentlich keiner kennt. Man brauchte also eine Weile, um sich reinzufinden und das Tanzbein zu schwingen. Dann irgendwann zog die Party um ins Magnet auf die Greifswalder. Damals war der Prenzlauer Berg noch Anziehungspunkt für unzählige Ausgehgesellschaften, die hier durch die Straßen zogen. Das Publikum im Magnet, wie übrigens auch im nahegelegenen Knaack, war jung. Es waren Studenten und Schüler, die Zielgruppe, die etwa Radio Fritz anpeilt. Und somit wandelte sich auch die Pop Pourri. Angekommen im Indie-Mainstream kannte man die Hits und die neueren Stücke. Das Musik entdecken blieb zwar aus, aber es war im Grunde sehr lustig.

Die neuen Bewohner vom Prenzlauer Berg aber wollten plötzlich nicht mehr im hippen Szenekiez wohnen und haben diesen daher rausgeklagt. Das Magnet machte dicht und eröffnete in Form des Comet Clubs an der Oberbaumbrücke. Die Warschauer Straße war inzwischen überlaufen von Touristen und das Publikum auf der Party wurde im Schnitt noch jünger. Dafür gab es jetzt zwei Tanzflächen, die eine größere Musikvielfalt darstellen konnten. Leider trieb mir das Ergebnis eine Träne ins Augen. Oben tanzten 300 Leute zu Lady Gaga und unten tanzten 3 Leute zu Common People von Pulp. Die Party war zu Ende.

Ich weiß, ich habe jetzt sehr weit ausgeholt, aber es ist eine sehr prägende Erinnerung, die ich mit dem Song von Pulp verbinde. Die Band, die ich in meiner Jugend schon immer sehr lässig fand, aber damals noch nicht so richtig begriffen hatte, wie wahr die Worte waren, die Jarvis Cocker da sang - ein Lied über den Unterschied zwischen Unterschicht und allem, was darüber kam. Es drückte Kraft aus und das gleichzeitig mit so viel Verzweiflung. Großartig in dem Zusammenhang ist auch die Version von William Shatner zusammen mit Ben Folds. "Captain Kirk" gab dem Stück mit seinem tiefen, fast gesprochenen Gesang eine Note, welche die Intention von Common People noch deutlicher unterstrichen hat. Ich liebe es. Ein guter Song. Und meine Auswahl für diese Woche. Das Singstar-Video gibt es hier.

You'll never live like common people,
You'll never do what common people do,
You'll never fail like common people,
You'll never watch your life slide out of view,
and dance and drink and screw,
because there's nothing else to do.

Martin singt. #8

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