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"Homefront soll keine Angst schüren"

Tae Kim ist ein ehemaliger Field Operations Officer des CIA und der wichtigste externe Berater auf der Gehaltsliste des New Yorker Kaos Studios. Er kennt unseren Gegner im Spiel, ein wiedervereintes Korea, aus eigener Erfahrung.

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Der Amerikaner mit koreanischen Wurzeln hilft dem US-Entwickler, die Haupt- und Hintergrundgeschichte für Homefront zu entwerfen, das ist der nächste große Action-Shooter von THQ, der voraussichtlich Ende 2010 veröffentlicht wird. Gamereactor ist nach New York geflogen, um mit Tae Kim über seine Arbeit an Homefront zu sprechen.

Homefront
Tae Kim, former Field Operations Officer with the CIA and now consulting Kaos Studios in New York.

Tae Kim, ich habe mich gefragt, als ich euch über das ganze Konzept hinter der Homefront-Story hab' reden hören, ob es eine gute Idee ist, solche Ideen, die da entworfen werden, jenen Terroristen zu zeigen, die sie in der Realität umsetzen könnten?
Die meisten der Elemente aus dem Spiel sind nicht etwas, das wir dort sozusagen exklusiv einbauen. Wir haben es überwiegend aus öffentlich zugänglichen Quellen extrahiert. Aber es ist natürlich immer irgendwie gefährlich, so ein Paket für jemanden zu schnüren. Aber es war eindeutig nicht unsere Absicht, als wir uns die Story überlegt haben.

Die Koreaner werden als brutales Volk porträtiert, das viel Propaganda gegen die USA einsetzt. Aber ihr macht doch im Prinzip genau dasselbe - nur umgekehrt. Ist diese Kontroverse ein Thema?
Ja, es fühlt sich fast ein bisschen so an als würden wir Propaganda gegen die Nordkoreaner machen. Das ist natürlich nicht unsere Absicht. Was wir versucht haben ist darzustellen, was über sie heute bekannt ist und wie sie wahrscheinlich in 20 Jahren agieren werden. Wir nahmen das alles aus öffentlichen Quellen und haben es ins Spiel eingebunden und nicht versucht, eine künstliche Kontroverse zu generieren.

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Ich bin kein Amerikaner, aber wenn ich einer wäre und das Spiel sehen würde, bekäme ich Angst bei dem Szenario. Ist es nicht vielleicht ein wenig zu viel für die Menschen, so eine Situation nachzuspielen?
Ich denke, es gibt diesen Aspekt, aber es existieren ja einige andere Spiele, wo die Nachwirkungen eines nuklearen Holocaust thematisiert werden, wo das ganze Land zerstört ist und wir gegen Mutanten oder gegen andere Soldaten kämpfen...

Aber Homefront bringt das offensichtlich direkt in den eigenen Garten, das erste Level spielt ja sogar in einem schönen Garten mit jauchzenden Kindern...
Dort wird die Menge an Details sichtbar, die an vielen Stellen im Spiel vorhanden ist. Es soll persönlich wirken, damit sich der Spieler mit seiner Umgebung verbunden fühlt, aber gleichzeitig entfaltet sich dann die Hintergrundgeschichte. Aber es ist alles Fiktion, genau wie in dem Film Red Dawn, der eine große Inspiration war. Am Ende des Tages wird das Spiel gekauft, weil es Spaß macht, es intensiv ist und wegen seiner Solo- und Multiplayer-Erfahrung. Aber ja, es gibt da eindeutig den Faktor Angst. Es ist nicht so richtig schön dort im Garten, aber es ist nicht unsere Absicht, Angst zu schüren.

Ist Nordkorea nicht eigentlich das einfachste aller möglichen Ziel?
Als das Spiel erstmals vorgestellt wurde, sagten alle: "Seid ihr sicher, das ihr Nordkorea nehmen wollt? China klingt sinnvoll, vielleicht Russland, aber warum zum Teufel Nordkorea? Sie mögen vielleicht einfach als Buhmann herhalten, aber es ist schwer, eine Geschichte mit ihnen zu entwickeln. Zur gleichen Zeit haben wir zu einem rigorosen, akademischen Nachforschungsprozess gestartet um sicherzustellen, dass wir nicht nur Nord-Koreas aktuellen Zustand sehen, sondern auch historische Beispiele finden für Parallelen und Dinge, die Ereignisse umkehren können. Die Geschichte wiederholt sich. Von heute an bis zum dem Tag der Invasion im Spiel, wenn man alles kombiniert, sind die Chancen sehr sehr gering, dass das alles wahr wird. Aber wenn man sich die Geschichte Schritt für Schritt anschaut, ist jeder Schritt ein Münzwurf, aber ein plausibler Schritt. Obwohl die ganze Sache fiktiv ist, gibt es diese plausiblen, kleinen Schritte.

Sie wollen also doch die Leute zu erschrecken ...
Nicht notwendigerweise. Wenn die Menschen Angst bekommen, dann heißt es, dass wir ein schönes Stückchen Fiktion geschaffen haben.

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Ist es die größte Angst der US-Bürger, dass es eine Invasion gibt??
Ich glaube nicht, dass das eine große Angst ist. Persönlich gehe ich nicht abends ins Bett und denke daran, dass die Russen einmarschieren oder sonst jemand aus dem Westen oder dem Osten. Das Einzige, was ich denke, ist das die Benzinpreise massiv gestiegen sind.

Was für eine Erfahrung war es für jemanden wie dich, an einem Videospiel mitzuarbeiten?
Es hat eine Menge Spaß gemacht und war eine erhellende Erfahrung. Wie viel Zeit es braucht, um ein Spiel wie das hier zu machen, wie viel Zusammenarbeit. Es ist ein erstaunlich kooperativer Prozess und meine Rolle dabei sehr klein, ich liefere ihnen ja lediglich eine andere Sicht der Dinge. Das könnte das einzige Mal sein, dass ich in der Lage sein werde, bei einem Videospiel mitzumachen.

Du könntest tatsächlich auch nur eine Art koreanisches, trojanisches Pferd sein?
Haha, das könnte ich sein, das ist richtig.

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