Auch wenn ich mit München nicht allzu viel anfangen kann, hatte ich mich ein wenig darauf gefreut die Stadt zu besuchen, um dabei auch noch etwas über Call of Duty: Ghosts zu erfahren. Doch bis nach München kam ich gar nicht erst. Zwischen dem Münchner Airport und München selbst liegt das neblige Unterschleißheim, in dem Activisions Vorzeigemarke präsentiert wurde. Zu sehen gab es Szenen vom Anfang der Kampagne und zu spielen einen Multiplayermodus, über den schon lange vor seiner Ankündigung gesprochen wurde.
Wie ich bereits in meiner letzten Vorschau zu Call of Duty: Ghosts anmerkte, weiß Activision sehr wohl, wie sie ihre wichtigste Marke präsentieren und auch, wie sie Euphorie um den bevorstehenden Release erzeugen können. Doch ein kleiner Videoschnipsel setzte da noch einen drauf. Ganz am Ende des ohnehin gelungenen Trailers gab es eine kurze Szene, in der ein Spieler im Knee-Slide an eine markierte Stelle rutschte und plötzlich verschwand.
Das ganze geschah ohne jegliche Informationen oder Erklärungen. Das war die perfekte Vorlage für wilde Spekulationen in der Community. Es gab teilweise sehr detaillierte Analysen, die meist auf dem richtigen Weg waren. Es handelte sich um eine Szene aus dem Multiplayermodus Blitz. Und eigentlich war mit dieser Szene der Modus auch gänzlich erklärt. Hier müssen wir es nur schaffen, die gegnerische Basis zu erreichen und haben damit schon gepunktet. Praktisch wie bei Capture The Flag, nur dass wir nichts zurückbringen müssen.
Blitz ist, wie der Name bereits andeutet, ein sehr temporeicher Modus. Theoretisch ist man in nur wenigen Sekunden am Ziel angekommen, macht seinen Punkt und respawnt an der eigenen Basis. Das vermittelt schon nach wenigen Sekunden eher das Flair eines Sportspiel als das eines Shooters. Da die Kills in diesem Modus völlig unwichtig sind, ist auch das eigene Leben relativ wertlos. Und zwar immer relativ zur Distanz zur feindlichen Basis. Direkt vor der gegnerischen Markierung über den Haufen geschossen zu werden, ist so ärgerlich wie nur möglich.
An der eigenen Basis einfach nur auf den Gegner zu lauern ist hier jedenfalls moralisch vertretbarer als im Deathmatch. Blitz ist besonders aufgrund seiner Einfachheit noch deutlich kurzweiliger als es Matches generell ohnehin schon sind. Daher wird es zwar ein Modus sein, der Abwechslung von anderen Spielarten bringt, aber auf Dauer eher nicht wirklich fesseln kann. Allein schon deshalb nicht, weil das spaßige Ballern in den Hintergrund rückt.
Im Multiplayer von Call of Duty: Ghosts wird es eine Abschusserien-Belohnung geben, die von ihrer Nervigkeit wohl kaum zu übertreffen sein wird. Zwei Spielertyen sind es, die wohl jedem Spieler gehörig auf den Sack gehen. Diejenigen, die mit Einsatz-Schild spielen und sich einem nähern, ohne Schaden zu nehmen, um einen dann mit einer Nahkampattacke zu erledigen. Zum anderen solche, die sich nur mit einem Messer bewaffnen, pfeilschnell über das Schlachtfeld huschen und kurzerhand alles abstechen. Beim Maniac kommt "das Beste" aus beiden zusammen.
Bei dieser Abschussserie werden wir wie beim Juggernaut mit einem gepanzerten Anzug ausgestattet, können aber nur noch mit dem Messer angreifen. Das besondere dabei ist, dass wir plötzlich unendlich lang sprinten können und das auch noch ziemlich schnell. Für ein faires Balancing erholen wir uns beim Tragen des Anzugs nicht von erlittenem Schaden. Davon verträgt der Maniac aber eine ganze Menge. Es wird kein Spaß, dem Maniac auf dem Schlachtfeld zu begegnen. Ich höre mich jetzt schon vor dem Fernseher fluchen. Nur noch am Rande erwähnt: Der Maniac musst erst per Helikopter angeliefert werden und tut ganz besonders weh, wenn er in den Händen der Gegner landet.
Den Singleplayer von Call of Duty: Ghosts dürften wir nicht selbst spielen, aber immerhin gab es eine kurze Mission zum angucken. Nämlich den Beginn der Kampagne. Wie wir wissen, sind die Vereinigten Staaten von Amerika in Call of Duty: Ghosts völlig verwüstet und von der so genannten Föderation überrannt und eingenommen worden. In der ersten Mission erfahren wir, wie es dazu kam.
Direkt neben der Raumstation schwebt Odin, eine riesige Waffe in der Gestalt eines Satelliten, der die USA eigentlich vor ihren Feinden beschützen sollte. Doch nur wenige Augenblicke später stürmen Trupps der Föderation die Raumstation und fangen an, auf dramatisch kitschige Weise unsere Kollegen abzuknallen. Wir schnappen uns die erstbeste Knarre, die uns in die Finger kommt und ballern los. Der Reiz dieser ersten Mission liegt wohl vor allem darin, dass wir immer noch schwerelos sind und erschossene Gegner und Kameraden ebenso wie Trümmerteile in einem chaotischen Weltraumballett an uns vorbei schweben.
Ab hier kann man sich denken was passiert. Die Feinde übernehmen die Kontrolle über Odin und beschießen die USA. Unsere Versuche, das zu verhindern, scheitern kläglich. Der etwas kitschige Beginn macht mich weiterhin skeptisch, was Oscar-Gewinner Stephan Gaghan aus der Story eines Shooters fabriziert hat. Aber man darf weiterhin gespannt bleiben. Doch eines ist klar: Sollte der Singleplayer aus irgendeinem Grund eher nicht zu gebrauchen sein, gibt es immer noch den äußerst umfangreichen Multiplayer, auf den man jederzeit zurückgreifen kann.