Deutsch
Gamereactor
Vorschauen
Pro Evolution Soccer 2012

Pro Evolution Soccer 2012

Pro Evolution Soccer 2011 war ein sehr gutes Spiel und zudem der große Umbruch in der Reihe. Doch was kommt nach der Revolution? Statt in diesem Jahr schon wieder mit Neuerungen um sich werfen, gibt man sich bei Konami in dieser Hinsicht bescheiden. Das Ergebnis könnte am Ende nichts geringeres werden als das beste PES der aktuellen Konsolengeneration.

HQ

Wenn man darüber nachdenkt, ist es doch merkwürdig, welchen Kurs die Entwickler bei Fußballspielen einschlagen. Jedes Jahr versprechen sie ein nie da gewesenes Spielgefühl, sprechen von Revolutionen und überschlagen sich regelmäßig in ihren Superlativen. Man versucht jedes Jahr aufs Neue, das Rad neu zu erfinden. Ergebnis des Theaters ist das ständige Auf- und Absteigen der zwei großen Marken PES und FIFA. Und das, obwohl beide Seiten immer verkünden, das jeweils beste Spiel der eigenen Reihe produziert zu haben.

Da ist es wenig überraschend, dass auch dieses Jahr wieder Großbritanniens PES-Chef Jon Murphy in die Sprüche-Kiste greift. Doch diesmal klingen seine Worte besonders gehaltvoll, ganz einfach weil sie ungewöhnlich mutig gewählt sind. Bezugnehmend auf die große Konkurrenz von EA und das Gameplay des kommendes PES sagte Murphy in einem Interview wörtlich: "I think we'll smash them this year." Man werde FIFA 12 also "zerstören".

Die vielen Gameplay-Videos die Konami bis jetzt veröffentlicht hat, gaben sich in erster Linie selbstkritisch. Anhand von konkreten Spielsituationen zeigen die Videos, was der neue Teil anders macht, als der alte. Der Publisher beweist hier eine Menge Größe. Er spricht ganz offen die Schwächen des Vorgängers an und versucht den neuen Titel über die Verbesserungen zum Vorjahr zu definieren. Definitiv der richtige Weg.

Pro Evolution Soccer 2012
Die bereits gute Steuerung vom Vorgänger wurde noch mal überarbeitet. Das Ergebnis ist ein großartiges Spielgefühl.
Werbung:

Schon das Menü deutet an, dass sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel verändert hat. Aufmachung und Aufbau sind praktisch identisch zu Pro Evolution Soccer 2011. Die Mannschaftsauswahl wurde um ein Rating ergänzt, dass das angezeigte Team in Kategorien wie Offensive, Defensive oder Physis mit Noten von A bis D bewertet.

Das Aufstellungsmenü bleibt ebenfalls praktisch unverändert, was allerdings eher negativ auffällt. Es ist zwar immer noch unheimlich einfach, das eigene Team zusammenzustellen und Positionen zu editieren, ohne das Menü wechseln zu müssen. Es fehlt dem Menü aber immer noch an Übersicht. Es ist leider nicht möglich, gleichzeitig zu sehen, welches die stärkste Position eines Spielers ist, wie stark er dort ist und in welcher Form er sich befindet. Wer auf die Bank kommt und wer zu Hause bleibt ist, auch das ist nicht sofort erkennbar. Zwischen diesen Werten muss erst per Tastendruck hin und her geschaltet werden.

Die ersten zwei Sekunden in der Partie erinnern prompt daran, die Spielgeschwindigkeit etwas hoch zu schrauben. Auf dem Standardwert wirkt das Spiel doch etwas lahm. Die darauf folgenden Sekunden machten einen sehr guten Eindruck. Dabei hat sich hier im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls nicht so viel getan. Trotzdem fühlt es sich deutlich besser an. Die simplen Dribblings versprühen immer noch einen Hauch Arcade-Feeling und vor allem die Pässe gehen unheimlich gut von der Hand. Es steuert sich flüssig und fühlt sich, sofern man das überhaupt sagen kann, natürlich an.

Pro Evolution Soccer 2012
Bereits nach wenigen Sekunden fallen die vielen neuen Animationen auf. Das ist nicht nur sehr schön anzusehen, es bereichert auch das Gameplay.
Werbung:

Das macht sich immer dann bemerkbar, wenn echte Maßarbeit nötig ist. Speziell beim Steilpass und dessen gelupfter Variante macht sich die präzise Steuerung bezahlt. Um es auf den Punkt zu bringen: Pro Evolution Soccer 2012 spielt sich einfach großartig. Selbst wer andere Spiele als den Vorgänger gewohnt ist, findet sehr schnell ins Spiel. Es ist sofort spürbar, dass auf ein ausgewogenes Gameplay besonders großen Wert gelegt wurde. Zudem kann auf fünf Stufen eingestellt werden, in welchem Ausmaß das Spiel uns beim Passen unterstützt.

Was ziemlich schnell ins Auge springt, sind die außergewöhnlich guten Animationen. Ob beim Dribbeln, beim Schießen oder im Zweikampf - in praktisch jeder Spielsituation machen sich die realistischen Bewegungen bemerkbar. Insbesondere scheinen die virtuellen Kicker deutlich mehr Bewegungsabläufe zu beherrschen, als es je der Fall war. Das sorgt für einen völlig neuen Grad der Authentizität.

Die neuen Animationen sehen dabei nicht nur gut aus, sie bereichern auch das Gameplay. In den vergangenen Teilen gab es gelegentlich Situationen, in denen Spieler nicht zu wissen schienen, wie sie den Ball annehmen sollten. Beispielsweise bei etwas fiesen Aufsetzern. Dank der neuen Animationen sieht das heute deutlich souveräner aus. Zur Optik an sich muss eigentlich gar nichts gesagt werden. Einerseits kann sich im Detailgrad bis zum Release noch einiges tun, andererseits gewinnt hier die Pro Evolution Soccer-Reihe sowieso immer gegen FIFA.

Pro Evolution Soccer 2012
Fouls ohne Grätsche kommen ziemlich häufig vor. Dank der neuen Animationen sieht das zwar toll aus, es nervt aber manchmal.

In der Defensive fällt auf, dass die Tackling-Taste noch machtloser wirkt als im Vorgänger. Es benötigt schon eine ganze Menge an Timing, um dem Gegner gekonnt den Ball abzunehmen. In vielen Situationen ist die Grätsche dadurch deutlich angebrachter. Wer einfach nur die Taste gedrückt hält, läuft entweder am Gegner vorbei oder direkt in diesen hinein, was meist als Foul gepfiffen wird.

Wie im Vorjahr wird auch bei diesen Fouls dummerweise mit zweierlei Maß gemessen, was mir die meisten Sorgen bereitet. Denn mit der Tackling-Taste verursachte Fouls werden nach wie vor im Strafraum nicht gepfiffen. Das war zwar bereits im letzten PES ärgerlich, allerdings noch erträglich, da unsere Spieler nur ins Stolpern gerieten. Jetzt werden die Spieler, den neuen, realistischeren Animationen sei Dank, teilweise umgerannt und ihnen regelrecht die Beine weggezogen. Das sind ohne Diskussion Regelwidrigkeiten, die das Spiel einfach ignoriert.

Sollten die Entwickler dies außer Acht lassen, dann sehe ich für Pro Evolution Soccer 2012 schwarz. Das hat nichts mit der Arroganz eines Fußballbegeisterten zu tun. Fakt ist: Dieser Aspekt macht einfach aggressiv. Bei jedem nicht gepfiffenen Foul im Sechszehner hätte ich am liebsten meinen Controller in den Fernseher geschmissen. Bei jedem dieser Fouls fühlte ich mich beraubt.

Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012
Die verbesserte KI macht sich besonders bei den Verteidigern bemerkbar, die förmlich an den Angreifern kleben.

In den vielen Gameplay-Videos, die Konami veröffentlichte, ging es vor allem um die so genannte "Aktive KI", die den virtuellen Kickern deutlich mehr Verständnis für die Spielsituation und für sich öffnende Räume verleihen soll. In Offensivsituationen ist davon (noch) kaum etwas zu bemerken. In ähnlichen Situationen, wie in den Videos dargestellt, stehen die Teamkameraden teilweise immer noch so tatenlos rum wie beim letzten PES-Teil. Das ist zwar nicht wirklich störend, sieht aber schlichtweg anders aus, als es die vielen Bewegtbilder erhoffen ließen.

Was allerdings auffällt, ist das extrem kluge Defensivverhalten der Spieler. Versucht ein Angreifer sich für einen Pass freizulaufen, bleiben die Verteidiger förmlich an ihm kleben. Das bedeutet: Eingeübte Angriffsmethoden fallen flach und etwas klügere Alternativen müssen her. So gibt uns dieses Defensivverhalten die Möglichkeit, den Verteidiger zu ziehen und so Raum für den ballführenden Spieler zu schaffen.

Neu ist auch ein Feature, mit dem wir unsere computergesteuerten Teamkameraden zum Angriff animieren können. Dazu bewegen wir den rechten Analogstick in die Richtung des Spielers und drücken den Stick. Der angepeilte Kollege startet darauf einen Sprint in Richtung Strafraum, um idealerweise darauf angespielt zu werden. Das geht allerdings etwas holprig von der Hand. Der einfache Grund: Für das Schicken und das Passen benötigen wir den Daumen. Das erschwert das notwendige Timing. Ein "Spieler schicken" per Schultertaste, das es seit Ewigkeiten bei FIFA gibt, funktioniert da besser.

Stellen wir diese Funktion auf manuell um, können wir mit dem rechten Stick einen anderen Spieler sogar vollständig steuern. Auch das ist eine Funktion, die es in FIFA 04 bereits gab und wenn ich mich nicht irre, auch nur dort. Das Feature an sich ist nicht schlecht, irgendwie sogar begrüßenswert. Es ist dennoch unglaublich schwierig, sich ernsthaft auf zwei Spieler gleichzeitig zu konzentrieren. Es bleibt zu bezweifeln, ob dieses Feature ernsthaft Verwendung findet.

Zum Schluss sei nur kurz erwähnt, dass die spanische Liga wieder vollständig lizensiert ist. Neu dabei ist die portugiesische Liga, allerdings sind nur drei lizensierte Teams. Aus Deutschland wird, so wie es aussieht, nur der FC Bayern dabei sein. Im letzten Jahr bot die Preview-Version noch zwei "unechte" deutsche Teams, die erahnen ließen, welcher Verein noch den Weg ins Spiel findet. In diesem Jahr: Fehlanzeige.

Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012
Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012
Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012Pro Evolution Soccer 2012

Ähnliche Texte

0
Pro Evolution Soccer 2012Score

Pro Evolution Soccer 2012

KRITIK. Von David Moschini

Hat da das neue PES bei den vielen Auszeichnungen, die FIFA 12 bereits im Vorfeld einsackte, überhaupt eine Chance?



Lädt nächsten Inhalt