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Company of Heroes 2

Company of Heroes 2

Das Genre Echtzeitstrategie hat ein großes Problem. Die Games sind einfach nicht realistisch. Die Truppen auf dem Feld zu platzieren und anschließend zu beobachten, wie sie sich langsam vorwärts bewegen, um dann den Feind nieder zu ringen, soll für uns bisher die Illusion erzeugen, an einem echten Krieg teilzunehmen. Und für viele Spieler ist das tatsächlich genug.

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Wenn man zum ersten Mal Company of Heroes spielt, ist das fast wie eine kleine Offenbarung. Denn hier finden etliche Elemente ein Zuhause, die in den Strategie-Spielen der Vergangenheit bisher unbeachtet blieben. Wie ich finde, gelingt es keinem anderen Spiel so gut, einen so ausgefeilten Kriegsschauplatz zu präsentieren wie den originalen Company of Heroes. Hier hat man nicht das Gefühl, einen Haufen von Pixeln zu kommandieren, sondern menschliche Wesen. Und gerade das ist vielleicht das Erfolgsrezept des Titels. Mit dem Nachfolger versucht sich das Entwicklerstudio Relic nun an etwas eigentlich Unmöglichem: sich selbst zu schlagen und etwas zu verbessern, das nahezu perfekt ist.

Und trotzdem scheint genau das Relic zu gelingen, wie ich bereits nach den ersten zehn Minuten feststell. Denn in Company of Heroes 2 weht ein ganz anderer Wind, als noch in den beschaulichen Landschaften Frankreichs im ersten Teil. Wir finden uns an der Ostfront in Russland wieder und hier kämpfen unsere russischen Soldaten nicht nur gegen den deutschen Feind, sondern auch und vor allem gegen die Kälte. Der russische Winter ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, der schon seit dem Kriegszug Napoleons den Ausgang vieler Schlachten bestimmte.

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Relic greift zwar auf sein altes Rezept zurück, fügt dem aber einige wirklich beeindruckende Aspekte hinzu
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Ein neues Szenario wie dieses könnte natürlich auch Einfluss auf das bewährte Gameplay nehmen. Und so ist es auch. Relic greift zwar auf sein altes Rezept zurück, fügt dem aber einige wirklich beeindruckende Aspekte hinzu. Allen voran bedeutet das kalte Klima nämlich eine Menge Schnee. Der steht vor allem in den Wäldern hoch und erschwert uns sichtlich das Vorankommen. Während unsere Männer durch das unwegsame Gebiet stapfen, erfordern selbst wenige Schritte schon eine Menge Kraft. Im Gegensatz dazu sind die Straßen verhältnismäßig frei. Gerade hier lauert aber auch oftmals der Feind.

Ein weiteres Element ist Eis. Das ist auf der einen Seite sehr nützlich für uns, denn breite Flüsse können locker zu Fuß überquert werden. Sogar zwei Panzer schaffen es über das gefrorene Nass, hinterlassen aber schon Risse in der Eisdecke. Nun ist Vorsicht geboten, denn der dritte Panzer könnte schon zu viel sein. Er könnte das Eis brechen, in den Fluss stürzen und mit ihm die ganze Besatzung.

Neben den Gefahren auf dem Weg sollte man aber auch die Temperatur nicht unterschätzen. Denn die ist meist weitaus tödlicher als die deutschen Truppen. Jede Einheit ist deshalb mit einem Thermometer ausgerüstet. Fällt die Temperatur rapide ab, sinkt im gleichen Maße auch die Effektivität unserer Truppen. Und das soll nicht unser einziges Problem bleiben. Denn die stetige Kälte sorgt für Unterkühlungen und kann sogar das Leben einiger Soldaten fordern. Aus diesem Grund werden die Ingenieure vorausgesandt, um Feuerlager zu errichten, an denen sich die Männer später aufwärmen.

Ein weitere Veränderung im Vergleich zu Company of Heroes entdecken wir beim Aufspüren der Gegner. In den meisten Strategiespielen zeigen sich die, wenn wir in ihrer unmittelbaren Reichweite sind. In Company of Heroes 2 werden unsere Feinde allerdings nur unter bestimmten Umständen sichtbar. Verstecken sie sich beispielsweise hinter einem Gebäude oder Baum, bleiben sie unentdeckt und fallen uns dann vielleicht in den Rücken.

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Company of Heroes 2
Jeder friedliche Ort kann plötzlich zur Hölle werden, wenn wir von Feinden aus dem Hinterhalt überrascht werden.

Auf diesem Weg fügen die Entwickler dem Spiel das Element der Überraschung hinzu. Praktisch jede unspektakuläre Umgebung kann plötzlich zur wahren Hölle werden. Für Fans klassischer Strategietitel ist gerade das unheimlich beunruhigend. Jeder Schritt der müden Soldaten wird von der unterschwelligen Angst begleitet, dass jeden Moment der Feind zuschlagen könnte. Das zehrt nicht nur an den virtuellen Nerven.

Und die Angst vor dem Gegner ist dabei auch noch vollkommen berechtigt, denn in der Stunde, in der ich die Gelegenheit habe, gegen die Einheiten eines vom Computer gesteuerten Spielers zu kämpfen, bemerke ich vor allem dessen ungewöhnlich aggressives Verhalten. Allein zehn Minuten kämpften wir um eine Kirche, in der ich dann endlich einige Scharfschützen platzieren kann.

Plötzlich aber sehe ich mich umzingelt von fünf Deutschen, die jeweils 40 Mann im Rücken haben. Als wäre das nicht schon schlimm genug, realisiere ich nach langem Ringen, dass diese Männer nur Kanonenfutter waren. Und hinter der anderen Ecke lauert schon ein Panzer, um mein ganzes Team zu vernichten. "Die KI wird euch in den Hintern treten", sagt einer der Entwickler - und genauso ist es auch. Ich verliere die Schlacht, aber ich verlasse die Spielstation sichtlich befriedigt.

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