Deutsch
Gamereactor
Vorschauen
Majin and the Forsaken Kingdom

Majin and the Forsaken Kingdom

Enslaved, The Last Guardian und Majin and the Forsaken Kingdom sind gar nicht so verschieden. In allen Spielen gibt es einen Charakter, der die Welt mit einem starken Partner durchstreift. Und doch ist der Ansatz bei Entwickler Game Republic ein wenig anders. Das Abenteuer könnte auch ein wunderbares Märchen sein.

HQ

Ein wenig kann ich verstehen, warum Daisuke Uchiyama, Produzent von Majin and the Forsaken Kingdom, seine Hände nicht vom Plüschtier lassen kann. Den Charme des monsterhaften Majin hat auch die knuddelige Variante ziemlich gut eingefangen. Den treuen Knopfaugen kann sich niemand entziehen. Während der gesamten Präsentation streichelt Uchiyama ihm über den mit Pflanzen bewachsenen Rücken, er krault ihn regelrecht.

Aber Majin ist ja auch einer von den Guten, das merkt man schon bei der ersten Begegnung. Er wirkt naiv, scheint trotz seiner Größe eigentlich noch ein Kind zu sein. Seine Sprache ist eher einfach und wenn er schnell läuft, kann es passieren, dass er auch einfach mal stolpert, hinfällt und dies mit einem langgezogenen "Aaaaauuutsch!" quittiert. Genau in solchen Momenten ist diese unglaubliche Hilflosigkeit und seine reine Unschuld spürbar. Dass Majin so mächtig ist, die finsteren Gestalten zu besiegen, mag man an dieser Stelle gar nicht glauben.

Majin and the Forsaken Kingdom
Majin und der Junge sind ein ungleiches Paar. Sie brauchen einander, um gegen die finsteren Gestalten zu bestehen.

Eingesperrt wurde er schließlich auch irgendwie von eben dieser dunklen Armee. Von jenen Schatten, die auch das gedeihende Königreich plötzlich überfallen haben. Danach blieben den fliehenden Menschen nur noch wenige karge Gebiete. Und auch die Tierwelt leidet. Die Flüsse sind verschmutzt, die Wälder existieren kaum mehr. Der Held ist ein junger Dieb ohne Namen, der bei den Tieren aufwuchs und daher ihre Sprache versteht. Er ist für die Tiere die letzte Hoffnung und macht sich daher auf, Majin zu befreien und die Finsteren zu besiegen.

Werbung:

Als er und Majin sich kennenlernen, merken sie rasch, dass sie aufeinander angewiesen sind. Majin ist groß und kräftig und nur er besitzt die Fähigkeit, die dunklen Kreaturen zu besiegen. Allerdings ist er auch sehr langsam und erreicht aufgrund seiner Größe nicht jeden Winkel. Der Dieb aus den Wäldern hingegen ist schnell, wendig und gescheit, aber dafür allerdings recht schwach auf der Brust. In Kämpfen würde er allein auf sich gestellt gnadenlos untergehen.

Majin besitzt die Fähigkeit, den Jungen zu heilen, wenn er Lebensenergie verloren hat. Dieser Prozess ist eine Art Reinigung von der bösen, schwarzen Masse, die sich mit jedem Energieverlust wie ein Ölfilm über den Körper zieht. Der Junge wiederum kann für das liebe Ungetüm Früchte sammeln, die ihm neues Leben einhauchen. Stirbt einer der beiden, ist das Spiel vorbei. Die Defizite des jeweils anderen heben sich gegenseitig auf, sie sind ein perfektes Paar. Und das ist auch das prägendste Spielelement: Teamwork ist angesagt.

Majin and the Forsaken Kingdom
Es gibt Rätsel im Spiel, für die sich die beiden trennen müssen. Majin gelangt nicht an alle Ort und muss manchmal zurückbleiben.

In der Geschichte über die Rettung der verbliebenen Menschen und der Natur ist das Verhältnis der beiden Protagonisten zueinander daher der rote Faden. Einerseits ist die Handlung um die wachsende Freundschaft gestrickt, zum anderen basiert das ganze Spielprinzip auf Kooperation. Gespielt wird aber nicht zu zweit, sondern die Figur von Majin wird von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert, die auf Zurufe reagiert und ansonsten autark handelt.

Werbung:

Der Junge, der von Majin übrigens Tepeu getauft wird, muss versuchen, die Kraft des Monsters geschickt einzusetzen. Manchmal ist es gar nicht klug, sich direkt in einen Kampf zu stürzen. Ist die Zahl der Feinde groß, werden sie selbst den starken Majin überwältigen können. Viel leichter ist es manchmal, die Feinde in eine Falle zu locken. Eine bröckelige Wand zum Beispiel, kann kleinere Feinde leicht unter sich begraben. Der flinke Junge lockt sie zur betreffenden Stelle und Majin stürzt dann auf ein Zeichen die schwere Mauer herunter.

Das Spiel wirkt wie ein Märchen, zum Beispiel durch die sprechenden Tiere und den Erzähler, der in schemenhaften Zwischensequenzen aus der Vergangenheit berichtet. Der Stil erinnert eher an einen Wii-Titel. So als sei er eher für ein jüngeres Publikum gedacht. Dabei richtet sich Majin and the Forsaken Kingdom spielerisch eindeutig nicht an diese - dazu ist es zu anspruchsvoll. Es ist eben ein Action-Adventure, wie es auch von Nintendo hätte entwickelt werden können. Es gibt viele kleine Rätsel, die Kämpfe und ein rudimentäres System, mit dem Fähigkeiten verbessert werden. Majin etwa lernt Zauber aus den Elementen Feuer, Eis, Wind, Donner und Kristall. Beide können ihre Kraft beziehungsweise Energie erhöhen - so auch über die besonders gute Zusammenarbeit im Kampf gegen Feinde. Wer auf dem Egotrip ist, muss auf Belohnungen verzichten und wird irgendwann scheitern.

Majin and the Forsaken Kingdom
Wird Majin stärker, hat auch der Junge über seine Waffe mehr Stärke. Ohne Majins Hilfe ist er verloren.

Etwas, das Entwickler Uchiyama gar nicht so sehr in den Vorgrund rücken möchte, aber sich einem unvermeidlich aufdrängt, ist der ökologische Gedanken hinter all dem. Majin ist ein Pflanzenwesen mit viel Kraft, die ihm aber von der Finsternis geraubt wurde. Der Junge ist menschlich mit dem Willen die Welt zu ändern, um wieder Lebensraum für alle Lebewesen zu haben. Und die Finsternis wird als schwarze, ölartige Masse dargestellt - Parallelen zu Katastrophen, wie die der Ölplattform im Golf von Mexiko, sind aber wohl nur zufällig.

Und so ist das Märchenhafte von Majin and the Forsaken Kingdom am Ende vielleicht doch mehr einer Fabel entsprungen. Die Moral allerdings will der Titel eben nicht nach vorne schieben. Ein bisschen erinnert das Spiel dabei vielleicht an die Geschichten von Hayao Miyazaki, dem Macher von Prinzessin Mononoke und Ponyo. Grafisch und musikalisch ist das Spiel jedenfalls genauso zauberhaft, wenn auch optisch vielleicht keine Wucht, aber der Soundtrack ist wirklich überragend.

Fünf Jahre hat Daisuke Uchiyama am Konzept gearbeitet, bevor es in die Entwicklung ging. Es sollte etwas ganz anderes werden, nichts wollte er recyceln. Schwer war das schon, aber er freut sich über das viele gute Feedback bisher. Und wirklich: für Genre-Freunde ist das Spiel ein Fest. Zwanzig bis dreißig Stunden Spielzeit soll man in der offenen Spielwelt verbringen können. So viel Zeit in einem mehr oder weniger gewaltfreiem Abenteuer - hoffentlich wissen das die Besitzer von Playstation 3 und Xbox 360 zu würdigen.

Majin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken Kingdom
Majin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken Kingdom
Majin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken Kingdom
Majin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken Kingdom
Majin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken KingdomMajin and the Forsaken Kingdom

Ähnliche Texte

0
"Majin symbolisiert die Erde"

"Majin symbolisiert die Erde"

ARTIKEL. Von Martin Eiser

Daisuke Uchiyama, der Produzent von Majin and the Forsaken Kingdom über unschuldige Helden, Beziehungen und Umweltschutz.



Lädt nächsten Inhalt