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UFC 2

UFC 2

UFC-Fan Petter verfolgt seit Ewigkeiten die brutalen MMA-Events und hat den EA-Erstling 2014 böse verrissen. Hat die Beta vom Nachfolger UFC 2 den Experten überzeugt?

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Meine Wertung für das erste UFC-Spiel von EA war offenbar die niedrigste in der ganzen Welt. Die 5/10-Kritik sorgte für miese Stimmung bei den Entwicklern - und ich verstehe sie. Die Arbeit von 28 Monaten wird von einem mittelalten Arschloch als „konsequent mittelmäßig" abgetan. Das kann kaum lustiger sein, als ein Tritt ins Gesicht von einem der UFC-Kämpfer.

Nun, für mich gab es nie einen Zweifel an der Wertung. EA Sports UFC war eine monumentale Enttäuschung und nicht einmal annähernd so explosiv und vor allem grafisch poliert wie es das Hochglanzvideo von der E3 2011 versprach. Meine Kritik war darum sehr kritisch, was auch sonst. EA verbesserte Teile des Spiels in den Monaten nach der Veröffentlichung, aber für mich spielte das keine Rolle. Das Spiel blieb stark fehlerhaft. Zwei Jahre sind seither schnell vergangen und in fünf Wochen donnert der Nachfolger UFC 2 los. Und ich habe gerade knapp zehn Stunden mit der geschlossenen Beta auf der Xbox One verbracht.

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Das Greifen und Ringen in UFC 2 ist kompliziert. Man braucht Zeit zu lernen, wie das System funktioniert und noch mehr Zeit, es zu meistern.
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Der schlimmste Teil der Vorgänger war zweifellos das System für die Griffe und den Bodenkampf. Ich habe in allen Kämpfen stets gebetet, dass es nie auf die Matte geht. "Zum Glück" waren 99,9 Prozent aller Onlinekämpfe, die ich 2014 absolvierte, komplette Kickboxing-Matches, weil die Bodenkämpfe eben einfach kaputt waren. Für UFC 2 wurde das System komplett neu konzipiert. Alles dreht sich nun um den richtigen Zeitpunkt des Einleitens einer Submission in Kombination mit Reaktionszeit. Man muss die Analogsticks in die richtige Richtung neigen, wenn die Marker in einem kleinen Achteck erscheinen. Und man muss es schnell tun. Der Gegner wird derweil alles tun, um die Eingabe zu stören. EA wollte die Idee des "menschlichen Schachs" erfassen, die oft als Beschreibung des Jiu-Jitsu-Teils von Mixed-Martial-Arts verwendet wird.

Das Greifen und Ringen in UFC 2 ist kompliziert. Man braucht Zeit zu lernen, wie das System funktioniert und noch mehr Zeit, es zu meistern. Ich habe quasi einen ganzen Tag gebraucht, bevor ich mich relativ wohlgefühlt habe, meine Gegner sicher in den Armhebel zu verriegeln. Trotzdem führte nur einer von zehn Versuchen zum Sieg. Es ist klar, dass EA dieses Mal eher in Richtung MMA-Simulator zielt. Ich für meinen Teil finde das gleichzeitig sowohl interessant als auch kontraproduktiv.

Interessant ist, denn ich bin ein fanatischer UFC-Fan, der in den vergangenen 15 Jahren jedes Event live oder live am TV geschaut hat. Ich sehe den Nervenkitzel, ein halbes Jahr damit zu verbringen, ein supertiefes Spielsystem beherrschen zu lernen und schließlich die Früchte dieser Arbeit zu ernten und online mit meiner Tasten-Finesse zum Matchkiller zu werden. Kontraproduktiv, weil ich denke, dass die meisten UFC-Fans, die in Betracht ziehen ein UFC-Game zu kaufen, in dieser Hinsicht kaum so fanatisch sind wie ich es bin. Ich denke, es sind meistens Menschen, die lieber ein leicht verständliches, explosives und schnelles Kampfspiel haben wollen, um sich mit einfachen Spielmechaniken einen unterhaltsamen Samstagabend mit Freunden zu machen.

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In UFC 2 sind die Schläge langsam, den Tritten fehlt Gewicht und obwohl ich auf meine Kombinationen im Übungsmodus lange ausprobiert habe, kann ich keinen richtigen guten Weg finden, eine Jab-Jab-Cross-Haken-Kombo zu setzen.

UFC 2 allerdings scheint er die Kampfspielversion der Rennsimulation Assetto Corsa zu werden als, und das wäre wohl klüger gewesen, eine MMA-Version von Burnout. Mehr Geschwindigkeit, mehr Reaktionsschnelligkeit, mehr Flüssigkeit, mehr Brisanz und Intensität wären einfach cooler gewesen für die Masse. Momentan fühlt sich UFC 2 aber ganz im Gegenteil so an, als ob das Game in Zeitlupe abläuft. Zumindest teilweise. Das Gefühl von Schlagen, Treten und Takedowns fühlt sich an, als ob alles unter Wasser passiert. Das ist verdammt schade. Ich vermisse die natürliche Eleganz und Geschwindigkeit des Sports, bei dem schnelle und vor allem heftige Intensität fast immer zur Verfügung steht.

In UFC 2 sind die Schläge langsam, den Tritten fehlt Gewicht und obwohl ich auf meine Kombinationen im Übungsmodus lange ausprobiert habe, kann ich keinen richtigen guten Weg finden, eine Jab-Jab-Cross-Haken-Kombo zu setzen. Es bleibt immer das Gefühl, als ob BJ Penn ein Necroborg aus Rise of the Robots geworden ist. Ich lobe ausdrücklich den Simulationsansatz, aber zur gleichen Zeit ist das den Kampf im Käfig. Immerhin ist es leichter geworden, in und aus Reichweite des Gegners zu kommen, einfacher einen kurzen Schlag und dann eine saftige Gerade zu landen, wenn der Gegner noch kurz angeschlagen ist.

Es ist wichtiger denn je, den Ausdauerbalken im Auge zu behalten. Es ist wichtiger denn je, die gegnerischen Schläge und Tritte zu parieren und zu blocken. Jeder Block eröffnet die Möglichkeit eines Konters, da der Gegner den Arm oder das Bein ausgestreckt hat und so eine Öffnung in der Deckung steckt. Es funktioniert nicht perfekt und es fühlt sich manchmal unpoliert an, aber die Grundidee ist gut.

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Die Grafik sieht toll aus, keine Frage. Man sieht deutlich die flüssigen und unterschiedlichen Bewegungen der Kämpfer.

Neben dem Karriere-Modus (der nicht in der Beta spielbar war), gibt es als Optionen den schnellen Kampf, den Übungsmodus und den obligatorischen Onlinemodus. Die große Neuerung ist UFC Ultimate Team. Der bekannte Kommentator Mike Goldberg begleitet uns durch eine vom Weg zum ultimativen Fighter inspirierten Geschichte, in der wir ein eigenes Team aufbauen. Wir dürfen die Kämpfer verändern mit erspielten UFC-Münzen und alles von den Fähigkeiten und Attributen wie Tattoos, Frisuren und so weiter verändern..

Auffällig ist, dass EA die Kritik über den mageren Contentgehalt des Erstlings mit größter Ernsthaftigkeit aufgenommen hat. Es gibt nun stapelweise Einstellungen und Modusvarianten des Spiels - und der Karrieremodus verspricht detailliertes Herumspielen in Amateurkämpfen und sogar mit Vertragsstreitigkeiten. Das finale Spiel wird über 250 Kämpfer enthalten, darunter viele der größten Stars wie BJ Penn, Johnny Hendricks, GSP, Robbie Lawler, Nick Diaz und Carlos Condit. Alle Fighter haben ihren sehr eigenen Stil und nutzen erkennbar ihre speziellen Moves aus dem echten Leben. Allerdings habe ich in Bezug auf Tempo, Timing, Bewegungsmuster und Spezialangriffe erhebliche Schwierigkeiten etwa Lawler und Penn zu unterscheiden, eine echte Enttäuschung.

UFC 2 musste (und muss) mir eine Menge beweisen. MMA ist mein absoluter Lieblingssport. Ich möchte ein Spiel, dass mir entweder ein perfekt simuliertes System liefert, das fair und realistisch die Komplexität schildern und mich voll eintauchen lässt. Oder ich will schnelle, flexible, verständliche Action und vor allem eine brutale Show von Schlägen und Haltegriffen. Im Moment scheint UFC 2 weder das eine noch das andere zu werden. Mal schauen, was in den kommenden Wochen noch an Feinschliff passiert.

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