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Guitar Hero Live

Guitar Hero Live

Wir haben Freestyle Games besucht um nachzuhorchen, wie gut die Neuauflage des Musikspielklassikers kurz vor der Veröffentlichung klingt.

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Seit Guitar Hero: Warriors of Rock sind fünf Jahre vergangen und mittlerweile verstauben meine einst heißgeliebten Plastikgitarren in irgendwelchen Ecken. Aber jetzt bricht eine neue Ära an und Activision will mit Guitar Hero Live das Gekreische, die Klicks und den Spaß zurück in die Wohnzimmer bringen. Freestyle ist das mittlerweile fünfte Studio, das sich mit dem Franchise beschäftigt. Trotzdem sind sie keine Neulinge, denn sie haben früher schon die beiden DJ Hero-Spiele für Activision entwickelt.

Jamie Jackson, der sowohl Mitbesitzer als auch Art Director bei Freestyle ist, hat mir erzählt, dass sie von dem Spielzeug-Look der alten Gitarren-Controller weg wollten. Und der erste Prototyp, den sie Activision geschickt hatten, spiegelte das mit seiner Größe und Gewicht wider. Diese frühe Version hatte realistische Details wie Perlmutt-Einlagen am Gitarren-Hals. Das wirklich hübsche Teil war allerdings viel zu teuer für die Massenproduktion - es mussten also Abstriche gemacht werden. Die endgültige Version mag zwar etwas einfacher ausgefallen sein, aber sie ist sicher nicht mehr so sehr ein Spielzeug wie noch der Vorgänger.

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Wer Guitar Hero Live spielen will, muss seine alten Instrumente im Keller lassen - die sind nämlich nicht kompatibel.
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Das neue Design sorgt allerdings dafür, dass die alten Controller bei Guitar Hero Live nicht benutzt werden können. Die alte Konfiguration mit fünf Knöpfen wurde durch zwei Reihen mit jeweils drei Knöpfen ersetzt und sorgt für eine realistischere Spielmechanik. Sechs Knöpfe, das klingt fordernd, aber kein Grund zur Panik - in den leichteren Level kommen nur drei von ihnen zum Einsatz. Die Idee mit den zwei Reihen fühlt sich gut an und selbst ich habe mit meinen Wurstfingern 87% auf einem der Tracks erreicht. Auch wenn mir danach die Hüfte wehgetan hat, was aber wohl eher an meiner Grifftechnik als an ernsten ergonomischen Problemen gelegen haben wird.

Zusammen mit dem Controller wurde auch die klassische Formel des Spiels überarbeitet. Guitar Hero Live hat eine erwachsenere Ästhetik verpasst bekommen - keine Flammen, kein Stacheldraht und sogar das Logo ist neu. Die größte Innovationen sind das Publikum und echte Bandmitglieder, die in Full-Motion-Realvideos präsentiert werden. Es wurde einiges an Zeit und Ressourcen investiert, um eine Konzertrealität zu erschaffen. Im Spiel gibt es eine ganze Anzahl von Bühnen, alle mit einem ganz eigenen Vibe - von intimen Club-Gig bis zum Stadionauftritt. Das Publikum und die Bandkollegen mussten dafür natürlich mehrmals gefilmt werden, denn sie reagieren dynamisch auf die Performance des Spielers.

Der Gitarren-Held konzentriert sich dabei natürlich auf den Highway in der Mitte des Bildschirms, aber das Buhen und die Handsignale, die man bekommt, machen die sowieso schon hektische Situation nicht gerade entspannter. Ein Entwickler erklärt uns, dass die ohne Frage teuren Hintergründe vor allem dazu dienen,das Gefühl eines Live-Auftritts zu generieren. Und sie sollen das Publikum im Wohnzimmer zu unterhalten. Außerdem glauben sie bei Freestyle, dass man auch als Spieler mehr von der Show mitbekommen wird, wenn man die Tracks erst ein wenig besser kennt. Das mag schon stimmen, aber mit den Tracks werden die Spieler auch die Videoclips immer wieder zu sehen bekommen und diese Art von Wiederholungen sind nicht ideal für ein Spiel, bei dem die Spieler die Songs wieder und wieder spielen, um sie irgendwann perfekt zu beherrschen.

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Es gibt unterschiedliche Reaktionen der Video-Massen für jeden Titel, man kann sie also manchmal sogar mitsingen hören.

Das Video-Material ist dennoch gut produziert und unterhaltsam anzuschauen. Die Atmosphäre wird noch durch großartiges Sounddesign unterstützt, mit dessen Hilfe das Studio eine Art Live-Version aller Tracks für diesen Teil des Spiels imitiert. Es gibt sogar unterschiedliche Reaktionen der Massen für jeden Titel, man kann sie also manchmal sogar mitsingen hören.

Die Live-Sektion ist aber nur ein Teil von Guitar Hero Live. Der zweite, noch größere Teil ist GHTV - eine Mischung aus Musik-TV und Guitar Hero. Ab dem ersten Tag wird es zwei Kanäle geben, die durchgängig 24 Stunden lang Musik-Videos senden. Der Spieler kann mit seiner Gitarre jederzeit einsteigen, sogar mitten im Song und die Leistungen werden in Echtzeit in die Online-Leaderboards eingespeist. Die Kanäle haben unterschiedliche Profile und die Programme konzentrieren sich auf eine Auswahl unterschiedlicher Genres. Wer nicht auf seinen Lieblingstrack warten will, kann mit Spielgeld oder echtem Geld eine Ausstrahlung kaufen.

Das ist wohl das problematischste Feature von Guitar Hero Live. Auch wenn wir Spielgeld mit guter Performance bei den verschiedenen Tracks verdienen können, es gibt die Echtgeldoption. Die Entwickler arbeiten übrigens noch an der Preisstruktur. Der live eingekaufte Track bleibt in keiner permanenten Kollektion und muss immer wieder neu gekauft werden - oder man wartet, bis er wieder in der Rotation auftaucht. Freestyle will Guitar Hero Live zu einem populären Partyspiel machen, aber welches Partyspiel füttert die Spieler tröpfchenweise mit Inhalten? Das Studio will das mit Party-Pässen umgehen, die für eine bestimmte Zeit Zugang zu allen Inhalten ermöglichen. Aber sowohl Preis als auch die Länge des Zeitraums liegen noch völlig im Dunklen.

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Wenn man die hypothetischen Streaming-Probleme und das etwas dubiose Geschäftsmodell mal beiseite lässt, sieht Guitar Hero Live nach einem unterhaltsamen, gut produzierten und modernem Musikspiel aus.

Mir wäre es wesentlich lieber, einmal zu zahlen und dafür die Inhalte so lang ich möchte nutzen zu können. Vielleicht bin ich auch nur etwas altmodisch. Laut den Entwicklern sieht das die jüngere Generation ein wenig anders und muss Sachen nicht mehr zwingend besitzen und sieht GHTV als einen Service und nicht als Produkt. Vielleicht haben sie recht und ich bin ein Dinosaurier. Momentan sind keine DLCs für Guitar Hero Live geplant - alle neuen Inhalte werden ausschließlich im GHTV auftauchen.

Ein weiteres Problem könnte sein, dass sich GHTV komplett auf Streaming verlässt - die eigene Internet-Verbindung sollte das also mitmachen. Die Technologie funktioniert ähnlich wie beispielsweise bei Netflix und sollte es zum Schluckauf beim Datenfluss kommen, wird im Spiel zunächst die Grafik runtergeschraubt, damit der Rhythmus nicht verloren geht.

Natürlich wurden schon über hundert Titel für den Offline-Teil des Spiels angekündigt - also selbst wenn einen das Netz im Stich lässt - es gibt immer etwas zu spielen. Das nützt natürlich nichts, wenn man sich gerade für die aktuellsten Titel interessiert. Wenn man die hypothetischen Streaming-Probleme und das etwas dubiose Geschäftsmodell mal beiseite lässt, sieht Guitar Hero Live nach einem unterhaltsamen, gut produzierten und modernem Musikspiel aus. In jedem Fall ist es eine weiterentwickelte Version seiner Vorgänger. Ich selbst mag eigentlich ein Rock Band-Fan sein, aber nach dieser Erfahrung freue ich mich riesig auf das neue Guitar Hero Live.

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