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Bloodborne

Bloodborne

Obwohl das neue Spiel auf den ersten Blick so anders wirkt und es viele Neuerungen gibt, bleibt im Kern das vertraute Gefühl der Herausforderung.

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Ein wütender Mob schiebt sich durch die Gassen des gotischen Yharnam. Mit Mistgabeln und Fackeln bewaffnet trachten diese düsteren Gestalten nach unserem Leben. Aber es handelt sich nicht mehr um Menschen. In diesen Wesen ist nur noch Dunkelheit und Hass zu erkennen. Immer wieder suchen Abenteurer wie wir es sind die Ruinenstadt auf, um das Leiden der Bewohner zu beenden. Eine schwere Seuche hat den Ort heimgesucht und die meisten Bewohner in bestialische Kreaturen verwandelt. Iosefka, der Typ, der uns über eine merkwürdige Transfusion den Zugang in diese Welt verschafft hat, erinnerte ein bisschen an den verrückten Hutmacher aus Alice im Wunderland. Wie ein furchtbarer Alptraum soll sich Yharnam anfühlen. Und ganz sicher hat er dabei nicht übertrieben.

From Software hat inzwischen viel von Bloodborne gezeigt. Das neue Projekt schien mit dem geänderten Hintergrund zunächst in eine andere Kerbe zu schlagen, auch wenn es natürlich offensichtliche Parallelen zu Demon's Souls und Dark Souls gab. Aber der Einstieg in Bloodborne, den ich kurz vor Release ausführlich angespielt habe, er fühlt sich am Ende doch sehr vertraut an. Der Stil der Monster geht zwar etwas mehr in Richtung dessen, was wir aus viktorianischen Steampunk-Welten wie Dishonored: Die Maske des Zorns, Thief oder auch The Order: 1886 kennen - mit einer Spur Horror, aber es fühlt sich trotzdem alles angenehm vertraut an.

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Der Stil ist düsterer geworden und vom mittelalterlichen Schauplatz bewegen wir uns eher ins viktorianische Zeitalter.
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Yharnam soll sich dabei wieder zusammenhängender anfühlen. Wenn wir irgendwo am Horizont etwas entdecken, dann können wir dort auch hin. Es gibt nicht solche abgetrennten Räume, es ist eine offenere Welt, die wir uns nach und nach über Abkürzungen und Portale erschließen. Wenn wir das erste Mal unser Leben verlieren - und da wir ohne Waffen starten, wird dies rasch geschehen - landen wir an einem Ort, der auch als Traum das Jägers bekannt ist. Es ist der Hub, zu dem wir immer wieder zurückkehren werden. Der Ort, an dem wir nun unsere ersten Waffen auswählen und später Ausrüstung kaufen können.

Es gibt zunächst zwei grundsätzliche Arten von Waffen. Die eine sind Schusswaffen für Fernangriffe, die mit begrenzter Munition funktionieren. Mit den anderem greifen wir regulär im Nahkampf an. Wobei diese Bezeichnung auch nicht ganz korrekt ist. In Bloodborne haben etwa die Axt oder der Stock immer auch eine zweite Funktion. Per Schultertaste verlängern wir die Waffen und erhöhen damit den Angriffsradius ganz erheblich. Für den Mob, dem ich mich schon bald nach der Rückkehr nach Yharnam stellen muss, ist das sehr hilfreich. Damit erwische ich nicht nur einen Gegner, sondern gleiche mehrere.

Jede Waffe fühlt sich übrigens anders an, wir müssen lernen, damit umzugehen. Ich merke das schnell, denn den ersten einfachen Gegnern gelingt es noch, mich zu verletzen, weil sie mein Angriff erst zu spät trifft. Und auch das Spiel mit den zwei Varianten beherrsche ich noch nicht. Theoretisch ist im Kampf ein fliegender Wechsel zwischen beidem möglich und wir können lange Kombo-Ketten bilden. So fix bin ich nicht und das lerne ich schmerzhaft. Denn zunächst will ich versuchen, den Mob zu dezimieren, in dem ich mit Kieselsteinen einen nach dem anderen anlocke.

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Wir kämpfen diesmal auch gegen größere Gruppen von Gegnern, was unter anderem den actionbetonteren Ansatz unterstreicht.
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Eine Weile geht das auch gut, bis auch andere in der Gruppe aufmerksam werden und näher kommen. Wie schon typisch für die bisherigen Spiele, muss natürlich im nächsten Moment von hinten ein Trio den Angriff wagen, dem ich aber durch Zufall noch geschickt ausweiche. Mit einem Molotov-Cocktail erlege ich zwei dieser zombihaften Gestalten. Dann gibt mit der Mann von Sony, der meinen verzweifelten Versuch zu überleben verfolgt, den entscheidenden Tipp: "Waffe ausfahren und dann Angriff gedrückt halten zum Aufladen - dann legst du sie alle um!"

Doch noch bevor ich austeilen kann, sinke ich bereits zu Boden und bin tot - zurück bleibt nur mein Blutecho, dass ich später mit etwas Glück wieder einsammeln kann. Dieses kann übrigens in Bloodborne auch von einem Gegner aufgesaugt werden. Dieser bekommt dann blaue Augen, damit er zu erkennen ist. Und während wir normalerweise nicht direkt wieder sterben sollten, bevor wir unser altes Echo wieder eingesammelt haben, gibt es in dem Fall mehrere Versuche dafür, dies vom Dieb zurückzubekommen.

Das Kampfsystem ist ein Aspekt, der sich fast noch deutlicher verändert hat als der Stil. Und bis zum Schluss konnte ich mich auch noch nicht so recht eingewöhnen. In den bisherigen Spielen habe ich mich nämlich immer sehr langsam voranbewegt und jeden Schritt geplant. Die Gegner haben sich oft ähnlich behäbig bewegt und vor allem hatten wir es dabei eigentlich nie mit solchen Horden zu tun. Bloodborne will das Tempo erhöhen und mehr Action in das Rollenspiel bringen. Das Ausweichen nach vorn am Gegner vorbei ist manchmal einfach eine bessere Option im Vergleich zu den defensiven nach hinten. Wir sollen nicht weglaufen, sondern uns in den Kampf stürzen.

Betont wird dies auch durch das neue Regain-System, mit dem wir in einem schweren Kampf verlorene Gesundheit zurückverdienen können, wenn wir in einem kleinen Zeitfenster einen erfolgreichen Gegenangriff starten. Es soll uns anspornen, mutig zu sein - auch wenn es natürlich auch genauso dazu führen kann, dass wir dadurch vollends scheitern. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn uns ein Gegner überrascht und zwar erfolgreich angreift, wir aber durch schnelle Reaktion den Status quo wiederherstellen.

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Jede Waffe hat eine zweite Funktion, bei sie verlängert wird und einen größeren Angriffsradius hat.

Mühsam kämpfe ich mich also durch diese ersten Abschnitte der zerfallenen Stadt. Ich scheitere und lerne, mache es beim nächsten Anlauf besser und scheitere an der nächsten Stelle. Ich versuche mir die gefährlichen Punkte zu merken und denke dabei darüber nach, ob es eigentlich einen Verrückten geben wird, der gleich zu Beginn nicht scheitert und stirbt, sondern das Spiel tatsächlich komplett ohne Waffen abschließt. Jemand, der so lange trainiert, bis er mit den blanken Fäusten gegen diese widerlichen Ungeheuer kämpft.

Als ich dem ersten Bossgegner gegenüber stehe, kann ich mir das kaum ausmalen. Mein erster Versuch war dabei sogar noch ziemlich gut - die Hälfte der Energie konnte ich dem hochgewachsenen, aber kräftigen düsteren Biest abziehen, das mehr doppelt so groß ist wie ich und entsetzliche Schreie von sich gibt. Aber da war wohl auch ein bisschen Glück dabei, denn beim zweiten Anlauf treffen mich seine Fäuste besser und ich scheitere bereits nach kurzer Zeit.

Nach meinem ersten Ableben aber erhalte ich eine weitere Hilfe im Traum des Jägers: Eine Puppe ermöglicht es mir, endlich meinen Charakter zu verbessern. Auf sechs Eigenschaften hat das Team die Ausbaupunkte nun reduziert. Und neben der Vitalität und der Ausdauer können wir mit Stärke und Geschick unseren Angriff erhöhen und außerdem die Effektivität der Schusswaffen und unsere arkanen Fähigkeiten verbessern. Mit etwas mehr Kraft würde ich mich vermutlich auch sicherer fühlen. Aber am Ende kommt es nicht auf einen starken Charakter, sondern auf Können. Und deswegen halte ich es durchaus für möglich, dass es irgendwann jemanden geben wird, wenn das Spiel Ende des Monats erscheint, der Bloodborne nur mit seinen Fäusten durchspielt.

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