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Just Cause 3

Just Cause 3

Wir haben in Stockholm eine sehr frühe Version von Just Cause 3 angespielt. Es ist im besten Sinne alles wie früher, nur besser, verrückter und noch durchgedrehter.

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Auf den Straßen Stockholms liegt ekeliger Schneematsch auf unregelmäßigen Haufen. Es ist diese Art Wetter, für das man Gummistiefel und einen unerschütterlichen Optimismus braucht, um überhaupt freiwillig vor die Tür zu gehen. Der Kontrast, den mir die Büros der Avalanche Studios nach meiner Ankunft bieten, könnte krasser kaum sein. Ich würde gerne länger bleiben, viel länger. Insbesondere in der sonnendurchfluteten Welt mit dieser einladenden Atmosphäre der Freiheit, die mir Just Cause 3 selbst in seinem noch sehr unfertigen Zustand bietet. Es gibt hier keinen negativen Stress, keine durchnässten Sohlen und auf jeden Fall keinen Grund, am Boden zu bleiben. Einfach das Stahlseil rausballern und abdüsen.

Wer je den hervorragenden Vorgänger Just Cause 2 gespielt hat, weiß im Kern, wo bei Just Cause 3 die Reise hingeht. Das Spiel eröffnet uns eine offene Welt zum völlig freien Austoben. Vieles dreht sich ums Verursachen des größtmöglichen Chaos, während man sich von Apache-Hubschraubern in die Tiefe stürzt und dabei den Raketenwerfer gegen ahnungslose Kraftstofftanks einsetzt. Dass wir versuchen sollen, einen bösen Diktator abzusetzen, um ein unterdrücktes Volk zu befreien, wirkt in der Praxis eher wie eine Entschuldigung für all den Wahnsinn. Nachdem ich 45 Minuten in der kaum fünf Monate jungen Anspielversion verbracht habe, wage ich zu sagen, dass im besten Sinne alles wie immer ist.

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Die Entwickler sagen, dass diese Insel persönlicher wird, dass Details wie staatliche Propaganda, politisch aufgeladene Graffitis oder selbst die Körperhaltung der Inselbewohner sich je nach Inselregion verändern sollen.

Sicher, die Avalanche Studios sagen, dass sie mehr Liebe in die Geschichte investiert haben als je zuvor, weil das eben stark kritisiert wurde beim Vorgänger. So soll Protagonist Rico Rodriguez nun mehr Tiefe und Profil gewinnen, während er Chaos verbreitet. Das Spiel schickt uns auf die paradiesische Mittelmeerinsel Medici, auf der Rico einst aufwuchs. Die Entwickler sagen, dass diese Insel persönlicher wird, dass Details wie staatliche Propaganda, politisch aufgeladene Graffitis oder selbst die Körperhaltung der Inselbewohner sich je nach Inselregion verändern sollen.

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Dann ist aber auch mal gut mit der Story und wir werden in die Welt hinausgeworfen, um die neuen Spielmechanik kennenzulernen. Der Fallschirm, der Rico nach wie vor immer zur Verfügung steht, fühlt sich robuster an. Man fliegt ein wenig langsamer und dadurch wird er nützlicher im Kampf. Das Studio hatte das Ziel, dass alles, was wir bisher nur am Boden machen konnten, nun auch in der Luft möglich sein soll. Das erfordert natürlich eine weniger widerspenstige Kontrolle über dieses handliche Werkzeug.

Auch der verschießbare Enterhaken wurde modifiziert. Es kann nun mit drei Objekten in der Spielwelt gleichzeitig verbunden werden und es gibt die Möglichkeit, das Seil manuell zu verkürzen. Kann man so mit etwas Talent einen Hubschrauber in einen Funkturm fliegen lassen zum Beispiel. Gibt einen explosiven Knutscher, als sich die beiden unfreiwillig treffen. Mit Hilfe dieses Features kann Rico auch mehr Geschwindigkeit aufbauen, wenn der Fallschirm an Dynamik verliert. Partikeleffekte und eine aufwendigeres Zerstörungssystem lassen das Chaos deutlich hübscher wirken. Es sind alles gut inszenierte Updates, die sich prima spielen und einfügen.

Just Cause 3
"Just Cause ist in seinem Element, wenn der Spieler absolut verrückte und übermenschliche Dinge tut", sagt Game Director Roland Lesterlin,

Aber es gibt auch völlig Neues. Per Knopfdruck verschwindet der Fallschirm im Rucksack und Rico tauscht ihn gegen seinen völlig neuen Wing-Suit. Rico fällt, drückt seine Glieder an den Körper und gleitet anmutig auf den benachbarten Strand zu. Für ein paar Sekunden fliegt man, quasi völlig frei. Aber Rico ist schwer zu kontrollieren im Wing-Suit, so dass mein kleines Flug-Abenteuer abrupt an einem Baum endet. Die kurze Zeit reichte kaum, um einen abschließenden Eindruck davon zu bekommen, was man im Tiefflug alles erledigen kann. Aber der Wechsel zwischen Fallschirm und Wing-Suit funktioniert nahtlos und das ist sehr hilfreich, denn zu Fuß will man in der riesigen Welt eh nicht unterwegs sein. Rein routinemäßig renne ich mit Rico wie in einem Action-Spiel üblich in eine Militärbasis, das Maschinengewehr im Anschlag. Doch als die Gegner auftauchen, beißt Rico schnell ins staubige Gras. Aus der Luft sieht die Sache völlig anders aus.

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"Natürlich wollen wir nicht für die Spieler entscheiden, dass sie nicht einfach durch die Spielwelt laufen können. Man kann sich natürlich mit der gezückten Pistole einfach austoben und rumballern. Aber das Spiel wird dann sehr, sehr schwierig. Wer stattdessen den Enterhaken verwendet, den Wing-Suit nutzt und dabei Granaten schmeißt, bläst schnell was weg und alles wird sofort übersichtlicher und macht viel mehr Spaß. Just Cause ist in seinem Element, wenn der Spieler absolut verrückte und übermenschliche Dinge tut", sagt Game Director Roland Lesterlin, als ich mit ihm über meine Erfahrungen rede.

Lesterlin unterstreicht dabei auch, dass Durchdrehen mehr als gewollt ist. "Wer zum Beispiel mit einem Auto über eine Klippe rast, riskiert in anderen Spielen zu sterben - aber in Just Cause 3 ist es nur der Anfang. Es ist eine Gelegenheit, um etwas anderes zu tun, etwas noch verrückteres." Man wolle erreichen, dass Spieler diese Art von Risiko aktiv suchen, "darum werden wir sie dafür auch nicht zu hart bestrafen, sondern sie sogar eher belohnen." Da da Spiel online angebunden sei und ständig im Hintergrund alle Aktionen aufzeichne, wisse man, was die Spieler wann wie machen, wie häufig sie den Enterhaken verwenden zum Beispiel. So wird der Schwierigkeitsgrad des Spiels quasi live angepasst, je nachdem, wie jemand spielt, erklärt der Producer.

Just Cause 3
Leider wird es keinen Multiplayer geben, obwohl der als inoffizielle PC-Mod in Just Cause 2 implementiert wurde und sehr erfolgreich ist.

Der fiktive, südostasiatische Inselstaat Panau wurde durch ein weitaus gemütlicheres, mediterrane Paradies ersetzt. Kirchenruinen durchbrechen die blühende Natur, kleine Staubpartikel wirbeln in der trockenen Luft, das Wasser schimmert blauer als blau und der hochaufgelöste Himmel ist fast eine Sucht. Man will im Gras liegen und und jeden Sonnenstrahl genießen, den er produziert. Ein schöner Anblick in vielerlei Hinsicht. Allerdings darf man nicht zu weit stromern, denn dann enden Straßen im Nichts und Texturen verlieren tragisch ihren Glanz - jeweils ohne Vorwarnung. Es sind natürlich die Kinderkrankheiten der frühen Testversion, um es milde auszudrücken. Höhlen etwa, eine der Neuerungen, sind komplett noch nicht hinzugefügt worden. Aber einige davon sind so groß, das man mit einem Hubschrauber durchfliegen kann.

Just Cause 3 ist nicht völlig neu gedacht, sondern vielmehr geht es um die umfangreiche Verbesserung und Weiterentwicklung der Features und Möglichkeiten, die wir mit der Serie assoziieren. Die Spielwelt wird ungefähr so groß sein wie im Vorgänger, also rund 1000 Hektar - nur eben phantasievoller, verrückter und mit etwas Glück sogar noch besser als in Just Cause 2. Es ist nichts falsch an dieser Vision. Es wurde quasi ein vier Jahre alter Sandkasten genommen und dringend benötigtes, neues Spielzeug reingeworfen, damit wir noch größere und verrücktere Sandburgen bauen können. Und sie natürlich zerstören. Leider wird es keinen Multiplayer geben, obwohl der als inoffizielle PC-Mod in Just Cause 2 implementiert wurde und sehr erfolgreich ist. Der Fokus liegt auf der Soloerfahrung. Und die könnte wirklich wunderbar werden.

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