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Project CARS

Project CARS

Das Werk der Slightly Mad Studios ist genau jenes Spiel, auf das Rennspielfans und Besitzer einer PS4 seit dem Launch der Konsole warten.

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Project CARS nur auf die Optik zu reduzieren, es wäre unfair. Aber es macht extrem viel Spaß, genau das zu tun. Einfach deshalb, weil das Rennspiel so unglaublich fett aussieht, selbst und gerade auf Konsole. Wir haben für unsere Anspielsession von Bandai Namco und den Slightly Mad Studios eine schon recht fertige Version für die PS4-Debugkonsole bekommen - und ich mag schon die ganze Zeit am liebsten nur dieses schöne Spiel anschauen.

Das Rumrasen im Regen und Sturm ist unglaublich. Die Wettereffekte sind wirklich wegweisend gut gemacht, insbesondere in den drei Cockpitperspektiven. Wenn einem der Wasserteppich die Windschutzscheibe mit feinen Sprühtropfen vernebelt, ist völliger Blindflug angesagt. Da freut man sich über die Bremslichter der Vorderleute. Wer führt, hat weniger Probleme mit der Sicht, muss sich aber immer noch mit Aquaplaning und den Verfolgern im Nacken rumplagen. Ist absolut top gemacht und für Konsolenrennspiele in dieser Form echt ein Novum. Natürlich haben sie einen vollen Tag-Nacht-Rhythmus eingebaut, dessen Ablaufgeschwindigkeit man selbst einstellen kann. Ebenso wie zwei Wettereigenschaften, so dass sich die Rennen vom bittersten Sturm zum tollen Sonnenaufgang entwickeln können.

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Wer will, kann sich Tuning-Setups erstellen für Reifendruck oder Bremseinstellungen und im Detail das Force-Feedback für Lenkrad oder Controller modifizieren.
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Aber das ist alles "nur" Look. Wichtig in einem Rennspiel ist das Fahrgefühl - und auch das haben sie toll hinbekommen. Der Mercedes-Benz 300 SEL 6.8 AMG zum Beispiel ist genau die Rote Sau in Reinkultur wie im echten Leben. Schwer zu beherrschen, kraftvoll und unbändig mit Druck ohne Ende im Heck. Ein 800-PS-Prototyp mit mehr Anpressdruck als ein aufstrebendes Supermodell je gegenüber Leonardo DiCaprio aufbringen könnte, liegt dagegen wie ein Brett auf der Straße. Wenn denn die Reifen warm genug sind. Und nicht schon zu heiß und runtergefahren.

Vor dem erstmaligen Start fragt uns das Spiel, wie wir uns als Fahrer einschätzen. Es gibt drei grundsätzliche Wahlmöglichkeiten, die von Einsteiger über Amateur hin zu Profi die vielen Einstellschräubchen für diese Einstufungen auf Konsens drehen. So soll das Spielerlebnis für jede Art von Spieler maximal unterhaltsam gestaltet werden - und das gelingt dem Spiel tatsächlich. Natürlich kann man diese Presets noch feinjustieren bis ins absurde Detail. Dazu gehört die Möglichkeit, das frei konfigurierbare HUD manuell bestücken und Elemente wie Telemetrie, Rundenzähler oder Minimap auf dafür festgelegte Punkte im Blickfeld schieben zu dürfen. Visuelle Effekte wie Lens Flare oder Filter lassen sich beliebig an- und abschalten. Wer will, kann sich Tuning-Setups erstellen für Reifendruck oder Bremseinstellungen und im Detail das Force-Feedback für Lenkrad oder Controller modifizieren.

Über einen Haufen der vielen Strecken darf ich nicht schreiben, aber das Angebot ist riesig und enthält zahlreiche Klassiker aus aller Herren Länder. In der vorliegenden Version sind 70 Wagen enthalten, der Focus liegt auf europäischen Herstellern. Es sind Supersportwagen von McLaren, Ruf und Mercedes-Benz ebenso dabei wie reinrassige Open-Wheel-Formelrenner und mit Werbung zugekleisterte Tourenwagen. Die Auswahl beweist jedenfalls Geschmack und tiefes Wissen über Motorsport, ist zugeschnitten auf Rennsport und weniger auf Marketing neuer Modelle aller Hersteller. Einen irren Vollständigkeitsanspruch wie bei Gran Turismo oder in Teilen auch Forza Motorsport erhebt Project CARS nicht. Aber alles, was zu sehen und zu spielen ist, wirkt dafür gleichrangig toll umgesetzt.

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Ein Geschenk für Rennspielfans, vor allem für jene, die auf Xbox One und insbesondere PS4 eine tolle und fähige Rennsimulation suchen.
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Offiziell spielbar sind nur "Schnelles Rennwochenende" und der freie Übungsmodus, obwohl es natürlich einen vollwertigen Karrieremodus und Time Trials mit Onlineranglisten sowie einen Onlinemodus gibt. Details unserer Eindrücke davon dürfen wir aber noch nicht teilen. Die Karriere kann man in unterschiedlichen Klassen starten und von dort aus loslegen - und es gibt einige echt nette Details. Nun, egal. Für das Quickrace-Wochenende sind die Einstellmöglichkeiten der Sessionstruktur schlank und wie zu erwarten. Allerdings kann man erstaunlicherweise bis zu 35 Gegner zum Mitfahren aktivieren und die Rundenzahl ebenso einstellen wie einen Rolling Start, vorherige Testfahrten, ein Qualifying oder eine Aufwärmrunde für die Reifen.

Schnell lernt man, dass der PS4-Controller mit einem spricht. Alle Kommandos vom Boxenteam und Erklärungen des Spiels schallen schnarrend aus dem Controller-Lautsprecher, ein lustiges Feature. Sehr überzeugend sind die neun Perspektiven, die uns Slightly Mad anbietet, unter anderem eben drei unterschiedliche Cockpitperspektiven, die alle sehr brauchbar und jede auf ihre Art ein echtes Highlight sind. Wie schon eingangs geschrieben führen gerade Regen- aber auch Hitzeeffekte dazu, dass einen dieses Rennspiel wirklich sofort gefangen nimmt. Ich wünschte, ich hätte ein ordentliches Lenkrad für die PS4, aber selbst mit Controller ist das Erlebnis nicht selten atemberaubend.

Wer sich das Spielerlebnis auf Simulation einstellt, merkt schnell, wie kompliziert es ist, einen Porsche (äh, sorry, einen Ruf GTR) bei strömendem Regen auf einer engen Strecke zu halten. Wer im Pulk startet, erlebt bei solchen Wetterbedingungen und 35 Mitfahrern immer wieder heftige Massenkarambolagen, bei denen sie Autos wild ineinander krachen, sich verkeilen und überschlagen. Auch ich bin in Dubai einmal mit vollem Speed auf der Geraden in einen ausbrechenden Vordermann geraten, habe mich mehrfach überschlagen und bin dann auf dem Dach drehend liegen geblieben. An dritter Stelle kein Geschenk...

Dafür ist Project CARS ein Geschenk für Rennspielfans, vor allem für jene, die auf Xbox One und insbesondere PS4 eine tolle und fähige Rennsimulation suchen. Die PC-Version ist ohnehin in allen Belangen noch besser, bietet zum Beispiel vollen Support für Oculus Rift. Während Forza Motorsport 5 ein sehr guter Vertreter des Genres ist, fehlt auf der PS4 derzeit jede Konkurrenz, was die Slightly Mad Studios sehr freuen dürfte. Denn sie liefern nun die Referenz in Sachen Playstation-Rennsport, bis sich Gran Turismo 7 aus der Boxengasse traut.

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