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No Man's Sky

No Man's Sky

Es gibt exakt 18.446.744.073.709.551.616 Planeten in diesem Weltraumabenteuer, mit dem Hello Games unsere Herzen erobern will. Und erobern wird!

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Ich kenne Sean Murray von Hello Games schon einige Jahre. Das Studio gibt es seit 2009 und so lange bin ich auch schon bei Gamereactor. Wir sind beide keine Anfänger. Ich habe zuvor schon über Videospiele geschrieben und Sean unter anderem bei Criterion am ersten Burnout gewerkelt. Ihn da vorn, vor all den anderen Journalisten zu sehen, wie aufgeregt er ist, für mich ist das alles nichts Neues. Das war vor fünf Jahren eigentlich nicht anders. Als das junge Studio nicht viel mehr als Joe Danger vorweisen konnte. Als sie mit Couch und Fernseher einen Road-Trip nach Köln zur Gamescom unternommen haben, da waren sie wirklich Indie. Und natürlich sind sie heute noch immer dieselben Menschen. Trotz all der Erfahrung, Sean und sein Team sind so erfrischend und locker.

Sean ist trotzdem sichtlich nervös, als er auf der Gamescom No Man's Sky vorstellt. Ein guter Weg, wie dem begegnet werden kann, ist die Angst zu umarmen. Also erzählt er, wie er sich fühlt. Er erzählt davon, wie unangenehm ihm solche Situationen sind und dass er auf dem besten Weg ist, als Wrack zu enden. Er erzählt, wie alles begann und es eigentlich darum ging, ein Studio zu gründen, in dem es familiärer zugeht. Und er erzählt von der Vision, die vier Freunde damals hatten. Skyscraper war das Spiel, das sie entwickeln wollten und dass kein Publisher ihre Vision hören wollte. Für Hello Games war Joe Danger die Eintrittskarte, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Mit dem Titel machte sich das Studio einen Namen und außerdem genug Geld, damit das eigentliche Spiel realisiert werden konnte.

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No Man's SkyNo Man's Sky
Es gibt Planeten mit individueller Flora und Fauna und im All können wir an Raumstationen unser Schiff verbessern oder Handel treiben.
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Verschiedene Architekturen, viele verschiedene Typen von Häusern, das waren die ersten Ideen für das Projekt Skyscraper. Es waren Großstadtträume, die damals geträumt wurden und Joe Danger war nur Boutique-Archtitektur. Die kleine Indie-Welt ist beschaulich, aber in den Fantasien ging es nicht um Bungalows, sondern um Hochhäuser. Im Nachgang tut es vielleicht ein bisschen weh, das zu hören. Joe Danger war nämlich fabelhaft. Zu wissen, dass ein so kleines Team ein solch durchdachtes Spiel realisiert hat, ist immer noch beeindruckend. Für Hello Games ist es jedoch "nur" eine notwendige Zwischenstation gewesen, um am eigentlichen Traum arbeiten zu können. Ein Spiel, das alle Grenzen sprengt und etwas leistet, von dem keiner geglaubt hat, dass es möglich ist.

Diese ganze Vorrede ist nötig, um No Man's Sky zu begreifen. So erzählt Sean weiter von seinem Werdegang und dem des Teams. Er ist in einer Generation groß geworden, in der immer wieder gesagt wurde, dass die Menschheit alles versaut hätte. Science Fiction, den Traum von der Zukunft, das kennt er aus alten Tagen. Ihm wurde aber immer wieder eingetrichtert, dass wir in einer furchtbaren Welt leben, in der alles kaputt und am Ende ist. Dabei verbindet er selbst etwas ganz anderes damit. Zukunft ist für Sean keine Dystopie und auch das Projekt Skyscraper soll eine positive Aussage erhalten. Es geht dabei um dieses ganz bestimmte Gefühl, eine neue Welt zu entdecken. Einen Ort zu finden, den noch keiner kennt. Auf einem Planeten zu landen und zu wissen, dass noch kein anderer zuvor dort gewesen ist.

Diese Idee ist das Grundkonzept von No Man's Sky. Es geht darum, einen Planeten zu erkunden, auf dem es vielleicht Leben gibt, auf dem eine ganz bestimmte Flora und Fauna existiert, die immer neu und einzigartig ist. Es geht um diese eine Emotion, die eingefangen werden soll. Wenn wir eine Welt erkunden, soll es sich echt anfühlen. Ein unendliches Universum voller individueller Welten, das ist das Ziel. Dieses Spiel wollte Hello Games bauen. Inzwischen sind 20 Minuten vergangen. Es sind 20 Minuten, in denen Sean viel erzählt hat, ohne direkt etwas zum Spiel zu sagen. Es ist Zeit, in der er immer wieder deutlich macht, warum er heute hier mit No Man's Sky vor uns steht.

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Eigentlich ist es fast unmöglich, einen anderen im Spiel zu treffen, aber wir werden uns dennoch verabreden können.
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Was Hello Games nämlich gefunden hat, ist die Wunderformel, um uns schier endlos viele Welten zu bieten. Es ist ein Weg, mit dem alles nicht vorausberechnet oder gespeichert wird. Jeder einzelne Quadratmeter im All, den wir besuchen, existiert nicht, weil er irgendwo abgelegt wurde - weder auf der Festplatte noch in der Cloud. Jeder Ort existiert immer nur dann, wenn wir uns gerade dort befinden. Ein bisschen ist das wie bei dem Gedankenexperiment mit Schrödingers Katze. Alles existiert nur theoretisch, aber es gibt eine ganz konkrete Annahme darüber, was uns erwartet. In No Man's Sky gibt es festgelegte Vorbedingungen, die angeben, womit wir rechnen können. Was allerdings wirklich vor sich geht, wissen wir erst, wenn wir es uns anschauen. Jeder Ort existiert nur, wenn wir ihn besuchen.

Gespeichert ist alles in Zahlencodes, die dann in Echtzeit errechnen und simulieren. Und genau deswegen brauchte es auch die neue Technik, bis all das Wirklichkeit werden konnte. Ohne leistungsfähige Hardware könnte die Berechnung gar nicht schnell genug durchgeführt werden. Aber tatsächlich erfolgt der Aufbau nun in Sekunden. Während wir uns einem Planeten mit dem Raumschiff nähern, rattert es bereits und im Arbeitsspeicher entsteht eine kleine Welt. Selbst Tiere und Pflanzen werden so generiert und sind deswegen immer einzigartig. Es werden wunderbare Fabelwesen sichtbar, die selbst dann komplett anders aussehen können, wenn sie der gleichen Spezies angehören. Und weil alles generiert wird, weiß selbst der kreative Kopf dahinter nicht genau, was aus seinen Entwürfen so entsteht.

Nun ist es eben eigentlich auch unmöglich, ein solches Spiel zu demonstrieren. Wie kann dieser besondere Moment vor einem Haufen Journalisten eingefangen werden. Irgendwann bemerkt Sean selbst, dass No Man's Sky sehr oft und sehr wahrscheinlich einfach nur langweilig ist. Der Planet, auf dem wir landen, ist vielleicht gar nicht spannend. Oder wir finden keinen besonderen Ort, weil er einfach zu riesig ist. Ja, vielleicht gibt es nicht einmal Tiere. Für die Demonstration werden deswegen wie für den veröffentlichten Trailer ein paar Wahrscheinlichkeiten in die Höhe getrieben. Aber es bleibt ein kleiner Ausschnitt aus einem Universum voller Möglichkeiten.

No Man's Sky
Weil alles prozedural generiert wird, ist nich jeder Planet spannend. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass viele Orte einfach nur langweilig und öde sind.

Wir sind mit unserem Raumschiff ohne konkrete Mission unterwegs. Wir sind kein Held, sondern ein Reisender, der entdecken möchte. Unser Schiff wurde ebenfalls zufällig generiert. Es gibt verschiedene Klassen, das Schiff lässt sich aufrüsten. Und wir müssen entscheiden, ob wir eher auf Frachtraum für den Handel setzen oder etwa auf Treibstoff, um weiter entfernte Orte zu erreichen. Wir können mit der Galaxie interagieren oder aber wir entscheiden uns einfach nur dafür, in unendliche Weiten aufzubrechen und fremde Welten zu erkunden.

Es gibt exakt 18.446.744.073.709.551.616 Planeten im Spiel. Die Welt von No Man's Sky ist also eigentlich endlich, aber sie ist so riesig, dass sie endlos erscheint. Jemanden hier zufällig zu treffen, ist eher unwahrscheinlich - zumal auch die Planeten selbst enorme Ausmaße annehmen können. Weil aber alles auf Nummern basiert, können wir uns beispielsweise verabreden, in dem wir die gleiche Zahlenkombination aufsuchen. Das könnte beispielsweise eine Kontonummer, eine Telefonnummer oder irgendetwas sein, das wir uns nur ausgedacht haben. Was die Jungs aber genau für den Multiplayer planen, haben sie noch nicht enthüllt. Wir wissen nur, dass dieser vertrauten Konzepten folgen soll.

Diese prozedural erstellte Welt sorgt natürlich auch dafür, dass No Man's Sky wahrscheinlich nie komplett ausgekundschaftet werden wird. Irgendwo wird es immer einen Planeten geben, der unerforscht bleibt. Manch interessante Pflanze und spannende Tiere werden nie von uns entdeckt und im ewigen Zahlensumpf versteckt bleiben. Für Sean ist das kein Problem. Er findet diese Vorstellung eher cool. Und ich verstehe gut, was er meint. Denn obwohl ich anfangs skeptisch war, freue ich mich nun darauf, ins Unbekannte eintauchen zu können. Und was noch alles in dem Abenteuer steckt, will das Team lieber nicht verraten. Erkunden sollen wir No Man's Sky schließlich selbst.

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KRITIK. Von Magnus Groth-Andersen

Wir haben nach vielen, vielen Stunden in der Unendlichkeit von Hello Games' Universum endlich ein Urteil zu No Man's Sky für euch.



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