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Mittelerde: Mordors Schatten

Mittelerde: Mordors Schatten

Die Reise nach Mordor von Monolith Productions treten wir in einem Lizenzprodukt an. Es wird aber ein Action-Rollenspiel, das man auf der Rechnung haben sollte.

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Es ist selten, dass wir das Wort Ehrgeiz im Kontext eines Lizenzspiels verwenden. Aber es ist sicherlich genau das, was unmittelbar beim Anblick der neuesten Version von Mittelerde: Mordors Schatten sichtbar ist. Die Inspirationen für das Action-Game sind vielfältig und offensichtlich für jeden Tolkien-Fan. Trotz reichlich guter Mundpropaganda diverser Kollegen war ich selbst aber nicht so recht überzeugt. Nun stellt sich wieder mal heraus, dass man die Dinge doch erst selbst sehen und spielen muss.

Die neueste Preview-Version besteht aus zwei Teilen. Im ersten folgen wir dem Helden Talion, einem gerade erst wiederbelebten Jäger und seinem spukenden Freund auf ihrer Suche nach den Spuren von Gollum in einer Story-Mission. Die zweite Session demonstriert das weiter verfeinerte Nemesis-System in Aktion. Damit können wir feindliche und immer wieder einzigartige zufällig generierte Orks zu unserem Ziel machen. Die Kämpfe gegen diese Monster in der offenen Spielwelt bieten eine tolle Herausforderung.

Beide Gameplay-Demos sind überraschend solide und zeigen deutlich den Ehrgeiz der Entwickler. Als wir nach der Session mit Monolith sprechen, gibt es Diskussionen darüber, wie ihrer Ansicht nach jedes Studio, das in Zukunft ein Sandbox-Abenteuer baut, eine Mechanik wie das Nemesis-System integrieren muss. Mal schauen, aber in jedem Fall hat es Potenzial, das Genre nachhaltig zu verändern.

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Mittelerde: Mordors SchattenMittelerde: Mordors Schatten
Talion nimmt seinen Bogen und feuert auf einen Feind, zu dem er dann umgehend teleportiert wird und ihm am Ziel einen bösen Schlag versetzt.

Aber lasst uns chronologisch vorgehen. Zu Beginn der Demo muss Talion den fiesen Gollum finden, seine Spur durch Wälder und Ruinen verfolgen, um den Troll tief im Herzen einer Höhle von Mordor zu stellen. Gollum sucht natürlich nach Schätzen. Wir hatten Angst vor einer optischen Fixierung auf Saurons schlammige und düstere Spielwelt, aber weit gefehlt. Auf der Jagd nach Gollum sieht man viel Grün und sanfte Hügel, die von zerstörten Strukturen und Ork-Lagern durchzogen sind. Hübsch, offenbar ist Mordor doch mehr als eine olle Schlammgrube.

Und es gibt mehr Hintergrundgeschichte zu Gollum. Die schicke Next-Gen-Grafik lässt die abgemagerte Kreatur im Videospiel seinem filmischen Pendant ähnlicher sehen als je zuvor. Talions Suche nach dem einmaligen Ringträger unterstreicht die Annahme, dass seine Präsenz mehr sein als ein profaner Cameo-Auftritt ist. Als die beiden sich unterhalten, scheint es so, als ob sie sich bereits gut kennen. Es gibt auch eine dritte Perspektive, denn der Geist, der in Talions Körper wohnt und ihm seine Kräfte gibt, offenbart sich als Celebrimbor. Das ist jener Schmied, der die elf mächtigen Ringe erschuf. In einer tollen Rückblende erleben wir ihre Schöpfung und sehen Sauron ohne Rüstung, wie er mit Celebrimbor die Ringe erschafft.

Mittelerde: Mordors Schatten schließt inhaltlich direkt an die Ereignisse von Peter Jacksons Hobbit-Trilogie an und lehnt sich dabei leicht an die Herr der Ringe-Trilogie an. Wir dürfen also eher eine starke narrative Beziehungen zwischen den beiden Trilogien erwarten als eine komplett eigenständige Story. Zumindest bietet das Raum für Substanz und Gezänk in der Drei-Wege-Beziehung. Es liefert zudem durch die Erzähltiefe ein sicheres Fundament für den Actionteil, in dem sich der tapfere Talion durch ganze Ork-Armeen hacken muss.

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Mittelerde: Mordors Schatten
Die schicke Next-Gen-Grafik lässt die abgemagerte Kreatur Gollum im Videospiel seinem filmischen Pendant ähnlicher sehen als je zuvor.

Talion mangelt es wahrlich nicht an Action. Es gibt übrigens ein Upgrade-System, das uns neue Moves zuerst kurz demonstriert, damit wir entscheiden können, ob wir in sie investieren. Die Demo schaltet einen Teleport-Angriff frei. Talion nimmt seinen Bogen und feuert auf einen Feind, zu dem er dann umgehend teleportiert wird und ihm am Ziel einen bösen Schlag versetzt. So kann man ein Schlachtfeld dominieren oder schnell zwischen von Gegnern bevölkerten Stellen springen. Das ist besonders praktisch, wenn man wie Talion aus einer einstürzenden Höhle entkommen muss, die von einem randalierenden Riesentroll bewohnt wird.

Die Passage in der Höhle ist ziemlich linear, wobei sich selbst hier diverse Korridore durch die Dunkelheit ziehen. Draußen dagegen ist Mordor sehr frei. Das betont auch die Mission, die uns das Nemesis-System nahebringt. Alle Orks in der Spielwelt gewinnen immer autark an Erfahrung. Unsere Interaktionen mit ihnen gestalten ihre Stärken und Schwächen, ja sogar ihr Aussehen. Verlieren wir einen Kampf gegen einen der Orks und begegnen ihm später wieder, kann es vorkommen, dass er noch Wunden aus dem Kampf mit uns trägt. Wir suchen die Orks als Gegner in einem eigenen, animierten Untermenü aus. Dort werden immer fünf zufällig generierte Orks in einer Region angezeigt und wie sie sich entwickelt haben. Es ist fast ein rundenbasiertes Element, dieses Menü zu nutzen beobachten und wie hier Persönlichkeiten kollidieren, Orks durch neue Orks ersetzt werden und Überlebende darum wetteifern, zum neuen Warchief zu werden.

Mittelerde: Mordors Schatten
Wer ein Ork-Versteck infiltrieren will, braucht eine Strategie und im Zweifel eine Menge Kampfgeschick, wenn der Plan auffliegt.

Warchiefs sind als Mini-Bosse auf der Karte von Mordor verteilt und dienen als optionale Ziele neben der Hauptgeschichte. Wir müssen erst ihre Schergen besiegen, um sie aus ihrem Versteck zu locken. Im Regelfall sollte man das leise tun und nicht damit rechnen, schnell zum Ziel zu kommen. Wer ein Ork-Versteck infiltrieren will, braucht eine Strategie und im Zweifel eine Menge Kampfgeschick, wenn der Plan auffliegt. Wobei man in vielen Fällen kaum eine Chance hat, mehrere Ork-Schergen zu besiegen, weil sie einen vorher zu Hackfleisch machen. Die Infiltration eines Warchief-Verstecks kann aber auch das ganze Gegenteil sein und erfordern, dass man erst 20 Orks erledigt, bevor der Warchief auftaucht. Hier ist der Teleport-Skill überlebenswichtig, schützt einen aber auch nicht vor dem Endkampf mit dem mächtigen Troll-Führer.

Die Zeit wird durch unseren Tod im Spiel übrigens nicht zurückgesetzt. Man landet nicht am letzten Checkpoint, sondern wird einige Zeit später auferstehen. Der Ork, der uns erledigt hat, ist nun deutlich aufgelevelt und ein noch zäherer Gegner geworden. Hätten wir ihn erledigt, hätten wir ihn unterwerfen oder töten können. So wird als Gewinner zum fiesen Monster, dem wir uns erneut in den Weg stellen müssen. Keine Ahnung, ob es dann zu einem härteren Bosskampf kommt oder sich das neuerliche Aufeinandertreffen komplett anders spielen wird. Aber zumindest ist es eine sehr feine Idee.

Mittelerde: Mordors Schatten ist sowieso auf jeden Fall ein schickes Spiel, das für Tolkien-Fans ein Muss ist, schon wegen der überlappenden Story und den neuen Details. Und es ist ein tatsächlich hervorragendes Lizenzspiel mit Potenzial zum Herbst-Hit!

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