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Project CARS

Project CARS (mit Oculus Rift DK2)

Am Jahresende wird nur das Spiel der Slightly Mad Studios den Stempel einer ernsthaften Rennsimulation bekommen, die für Next-Gen-Konsolen und PC erscheint.

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Schick aussehende Rennspiele auf Konsole (und PC sowieso) gibt es einige. Meist aber sind das keine Simulationen, wobei Forza Motorsport 5 schon nah dran ist. Aber nur auf der Xbox One natürlich. PS4-Käufer haben bis dato gar kein sinnvolles Rennspiel, schon gar keine Simulation. Sie kriegen im Oktober zwar endlich Driveclub, aber das ist auch wieder "nur" Arcadezeug. Die einzige Rennsimulation liefern mit Project CARS in diesem Jahr die Slighty Mad Studios ab. Und dann gleich für alle Plattformen, außer der Wii U. Nintendo-Fans müssen warten, aber immerhin soll das Game für die Wii U erscheinen.

Auf der Gamescom gab es endlich die PS4-Version zum Anspielen. Ein paar Runden Hockenheim im BAC Mono, da sagt man nicht nein. Sieht alles fein aus, ruckelt nicht und soweit man das vom Controller aus abschätzen kann, passt auch das Fahrgefühl. Genau dem widmen sich die Entwickler im besonderen, modifizieren in einer Zone, die sie die "fünf Prozent menschliche Komponente" nennen. Diese fünf Prozent sollen den Unterschied garantieren zwischen gut und sehr gut - und alle Elemente des Spiels bekommen innerhalb dieser Zone die gleiche Aufmerksamkeit - egal ob das Grafik, Fahrverhalten oder Sound ist.

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Das Fahrgefühl muss passen - und dafür brennen sie und ihre Community, die das Spiel seit Anfang mitfinanziert und durch stetigen Input auch umfassend mitbestimmt.
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Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit Ben Collins (dem ehemaligen Stig aus der TV-Show Top Gear) oder dem Rennfahrer Oli Webb. Der gibt quasi Live-Input von jedem seiner Rennwochenenden direkt rein, erklärt Details wie Sonneneinfall nach bestimmten Kurven zu bestimmten Tageszeiten und das Verhalten von Curbs auf rar befahrenen Strecken wie Monaco. Eine beeindruckende Kooperation, und klar denkt Oli natürlich, dass Project CARS das erste Spiel ist, dass er als Simulator wirklich nutzen kann. Natürlich auch wegen seiner Mitarbeit.

Schön ist die Beiläufigkeit, mit der die Slightly Mad Studios erklären, dass sie aber nicht interessiert sind an Superlativen wie etwa der die Zahl der Autos im Spiel - und trotzdem per Seitenhieb wissen lassen, dass in Gran Turismo mit seinen 1000 Autos viele Datensätze uralt seien. In Project CARS gebe es 50 bis 60 Strecken inklusive aller Variationen, als eines von nur drei Unternehmen haben sie eine echte Le Mans-Lizenz. Aber am Ende sei auch das irgendwie egal, sagen sie. Das Fahrgefühl muss passen - und dafür brennen sie und ihre Community, die das Spiel seit Anfang mitfinanziert und durch stetigen Input auch umfassend mitbestimmt. Project CARS ist manchmal tatsächlich beängstigend, wie irre es im Detail ist. Das sagen nicht nur die Entwickler selbst, das bestätige ich ohne jeden Zweifel.

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Dynamisches Wetter und Tageszeiten gehören dazu. Schon jetzt kann es während des Rennens spontan zu regnen beginnen, das Wetter in einem wahren Sturm münden, der dann in einem gleißenden Sonnenuntergang endet. Auch nachts übrigens.

Man kann als Spieler alles einfach sofort ausprobieren, jede Karriere wählen, die ein Rennfahrer ganz real auch so machen. Und jeden Wagen sofort fahren. Zum Start wählt man seine Fähigkeiten und kann damit die Simulation sehr fein einstellen - bis hin zum realen Fahrsimulator eben. Das Entwickler-Team hat immerhin GTR 2 gemacht. Das Spiel gilt nicht wenigen als bester Mainstream-Rennsimulator aller Zeiten. Bis heute.

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Project CARS soll besser werden. Es hat die GTR-Gene und verbindet sie mit dem heißen Scheiß im Jahr 2014. Dynamisches Wetter und Tageszeiten gehören dazu. Schon jetzt kann es während des Rennens spontan zu regnen beginnen, das Wetter in einem wahren Sturm münden, der dann in einem gleißenden Sonnenuntergang endet. Die Le Mans-Lizenz ermöglicht übrigens auch, dass ganz reale 24-Stunden-Rennen möglich sind. Wir dürfen also Nachtrennen erleben, die mehr Survival Horror sind als manches Zombiespiel, wie Slighly Mad verspricht.

Und dann ist da noch eine Kleinigkeit, exklusiv für die PC-Spieler von Project CARS. Der Titel ist schon jetzt bereit für Oculus Rift und dessen Development Kit 2. Ich habe mir natürlich die Chance zum Anspielen nicht entgehen lassen und die Hockenheimrunde auch unter der VR-Brille gedreht. Das Erlebnis ist verdammt beeindruckend und enttäuschend zugleich.

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Überzeugend wird es mit Oculus Rift wohl erst mit 4K-Displays. Jetzt jedenfalls wirkt das grafische Gesamterlebnis bestenfalls wie ausgereizte PS2-Grafik. Wohlgemerkt in der Gesamtwahrnehmung.

Hat man die Brille aufgesetzt, sitzt man gefühlt wirklich im Auto. Schaut nach links und rechts aus dem Fenster, auf den Tacho, dann über die Schulter, während man so am Start steht. Beeindruckende Illusion! Mit den neuen HD-Displays ist das Bild nun auch immerhin so scharf, dass feine Schrift auf dem Tacho lesbar ist. Aber alles ist optisch immer noch extrem unscharf im direkten Vergleich zur PS4 oder gar PC-Version. Überzeugend wird es wohl erst mit 4K-Displays, jetzt jedenfalls wirkt das grafische Gesamterlebnis bestenfalls wie ausgereizte PS2-Grafik. Wohlgemerkt in der Gesamtwahrnehmung.

Der tolle Teil ist, dass die Fahrt im Simulator wirklich die korrekte Positionsbestimmung ermöglicht, die man im echten Leben auf der Rennstrecke hätte. Man sitzt eben mittendrin. Aber, und ich schreibe jetzt noch Mal groß ABER: Durch die fehlende Tiefenschärfe und das Pixelmatschmeer am Horizont ist das normale Rennfahren sachlich unmöglich. Selbst mit guter Streckenkenntnis verpasst man Bremspunkte, weil man die virtuelle Welt vor sich einfach nicht erkennt. Das liegt nicht an den grafischen Möglichkeiten von Project CARS, das ist jetzt schon 12K-ready (also drei 4K-Displays am PC nebeneinander geschaltet). Es liegt an der optischen Beschränktheit von Oculus Rift.

Trotzdem ist das Erlebnis auf seine Art herausragend und zeigt einen Weg in die Zukunft. Im Playseat mit Lenkrad und Oculus Rift werden Rennsimulationen in ein paar Jahren eine ganz neue Qualität haben. Bis auf weiteres bevorzuge ich aber klar das im direkten Vergleich rasiermesserscharfe HD-Bild der PC-Version oder das immer noch um Längen sattere und schärfere Bild der PS4- oder Xbox-One-Version.

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