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The Devil's Men

The Devil's Men

Was wäre, wenn wir zwei Heldinnen haben, die in ständiger wechselseitiger Abhängigkeit sind? Gelingt es uns, den mysteriösen Fall zu lösen, ohne der jeweils anderen zu schaden?

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Es gibt derzeit in der Spielebranche eine große Debatte darüber, ob es zu wenige weibliche Charaktere in der Hauptrolle gibt. Natürlich gibt es Lara Croft, aber viel zu oft muss die Archäologin aus Feigenblatt für einen tatsächlich bestehenden Mangel herhalten. Heldinnen spielen in der Regel nur eine Nebenrolle. Das es auch anders geht, zeigt Daedalic. Ganz beiläufig kündigten die Hamburger vor kurzem The Devil's Men an. Das Adventure erzählt die Geschichte von Emily und Adelaide und es könnte ganz unverkrampft zeigen, warum Frauen eine echte Bereicherung für Spiele sind.

Wir befinden uns in einer fiktiven Stadt in England im Jahr 1871. Vor vielen Jahren fand hier die Weltausstellung statt, aber geblieben ist davon nur ein Stadtteil auf der anderen Seite des Flusses mit futuristisch anmutenden Gebäuden. Wirklich leben will hier heute aber keiner mehr, denn der alte Glanz ist längst verblasst und die meisten Häuser verlassen. Banden haben die Straßen übernommen, das Leben hier ist gefährlich. Die gutbürgerliche Gesellschaft lebt auf der anderen Seite und meidet diesen Teil der Stadt.

Die Welt von The Devil's Man orientiert sich übrigens ein bisschen am Steampunk. Gefeiert wird also das viktorianische Zeitalter mit der typischen Mischung aus altem, neuem und fantastischem. Letzteres spiegelt sich natürlich vor allem im verwaisten Osten der Stadt wieder. Damals wurden in dem modernen Stadtteil illegale, okkulte Experimente durchgeführt. Verantwortlich war dafür ein Geheimbund, der sich The Devil's Men nannte. Das ist zwar inzwischen alles vorbei, aber in letzter Zeit sind verschiedene Wissenschaftler ermordet worden und diese haben alle eine Verbindung zu jenem Bund.

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The Devil's MenThe Devil's Men
Das Adventure erzählt die Geschichte von Emily und Adelaide und es könnte ganz unverkrampft zeigen, warum Frauen eine echte Bereicherung für Spiele sind.

Adelaide hat ein Holzbein und wurde als Kind von ihrem strengen Vater verlassen. Der war Detektiv und ist spurlos verschwunden. Sie musste daher ihr bürgerliches Leben hinter sich lassen und lebt nun im heruntergekommen Teil. Das blonde Mädchen erfährt von den Morden und das erste Opfer war ein Freund ihres Vaters. Mit der eigenen Untersuchung des Falls hofft sie Hinweise auf seinen Verbleib zu finden. Emily wiederum ist die rechte Hand der größten Gang der Stadt, welche den Namen Kolonie trägt. Sie ist eine gesuchte Doppelmörderin und roher als Adelaide.

Ein bisschen wirken die beiden wie die beiden Hauptdarsteller aus der Fernsehserie Two Broke Girls. Das Mädchen aus gutem Hause lernt das Leben der Unterschicht kennen, während auch die andere etwas über das Leben lernt. Sie brauchen einander und das Handeln der einen hat immer auch Auswirkungen auf das Leben der anderen. In The Devil's Men ist diese starke Verbindung auch ein ganz wesentliches Spielelement. Es geht nämlich nicht einfach nur darum, diesen Mordfall zu untersuchen, sondern dabei immer auch Entscheidungen zu treffen - für oder gegen die jeweils andere.

Sollten wir versuchen anfangs noch die Balance zu halten, so wird das im Verlauf des Abenteuers immer schwieriger. An einer Stelle müssen wir uns etwa überlegen, ob wir Hinweise am Tartort fälschen, um Emily nicht zu belasten. Allerdings könnte die Sache rauskommen und dann würde Emily ihren guten Ruf aufs Spiel setzen. Entscheiden wir uns dagegen, wird Emily trotzdem versuchen den Hinweis verschwinden zu lassen. Nun können wir überlegen, ob wir einen unser wenigen Dietriche beim Einbruch einsetzen oder das Brecheisen. Immer wieder sind es solche Entscheidungen, die uns das Leben schwer machen, weil es einfach keine richtige Antwort gibt.

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Unsere Entscheidungen sorgen übrigens auch dafür, dass sich das Spiel verändert. Obwohl Emily und Adelaide natürlich nicht plötzlich durch zu viele falsche Entscheidungen verschwinden können, so erleben wir doch eine andere Sicht und müssen andere Aufgaben bewältigen. Ein Rätsel mit einem Safe etwa würde uns entgehen, wenn Adelaide den Hinweis bereits gefälscht hat. Das alles wird zwar kaum eine große epische Tiefe erreichen, aber wie schon bei Das Schwarze Auge: Memoria, beeinflussen sie die Handlung zum Teil erheblich und vor allem am Ende bekommen wir die Rechnung für unser Handeln serviert.

The Devil's Men
Es gibt viele Entscheidungen, die wir treffen müssen und die immer jeweils Adelaide oder Emily beeinflussen - im Guten wie im Schlechten.

Übrigens gibt es, wie sich für eine richtige Detektivgeschichte gehört, auch ein paar Werkzeuge für eine Ermittlung. Im Hinweisinventar können wir unsere gesammelten Fakten sammeln und im Grunde wie in einem gewöhnlichen Kombinationsinventar, Elemente verknüpfen und darüber weitere Hintergründe herausfinden. Darüber will das Team auch ermöglichen, dass wir nicht so oft festhängen, denn es fungiert auch als optionale Hilfe, wenn wir mal nicht weiterkommen.

Und deswegen wohl auch nennt Kevin Mentz sein Spiel Steampunk-Mystery-Crime-Adventure. Alle Zutaten dafür sind enthalten. Es ist ein ziemlich spannendes Adventure, dass optisch auch von der neuen Engine profitiert, die etwa auch bei Silence: The Whispered World II zum Einsatz kommt. Es handelt sich zwar um eine handgezeichnete Welt mit 2D-Charakteren, aber trotzdem wurde alles in einer 3D-Umgebung verfrachtet und macht ganz simpel Zwischensequenzen und Kamerafahrten möglich.

Bei den Spielen von Daedalic ist zu erkennen, dass sich das Studio entwickelt. Gute Geschichten erzählen konnten die Hamburger schon immer, aber inzwischen mausert man sich auch spielerisch. Noch dazu ist es natürlich ein Glücksfall, wie eingangs angedeutet, dass zwei Mädchen die Hauptrolle spielen. Dies ermöglicht andere Geschichte, die nicht den bereits breitgetretenen Pfaden folgt. Und obwohl es noch zu früh ist, The Devil's Men wirklich einschätzen zu können, sind wir doch zuversichtlich. Der Grundstein nämlich deutet auf ein sehr solides Fundament hin.

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