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FIFA 15

FIFA 15

Electronic Arts dreht kräftig an der Atmosphäre für die nächste Runde mit der Fußballsimulation. Wir haben uns das Spiel vorab schon einmal genauer angeschaut.

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FIFA 14 machte deutlich, dass es nicht das Hauptaugenmerk von Electronic Arts war, große Änderungen am Gameplay vorzunehmen. Wir zumindest haben nur ein paar kleine Verbesserungen bemerkt. Klar: Der Sprung bei der Optik auf der neuen Konsolen-Generation hat eine große Rolle dabei gespielt, wie man die Action auf dem Platz wahrgenommen hat. Aber abgesehen von einem besseren Spielfluss und beinahe lebensechten Animationen (besonders beim Flanken), gab es kaum neue Features. Und es ist leider wenig überraschend, dass dieser Philosophie auch für das nächste Kapitel der Serie treu geblieben wird.

EA Canada hat FIFA 15 inzwischen zu etwa 60 Prozent fertiggestellt und wir haben uns die Fußballsimulation genau angeschaut. Die Enttäuschung war deutlich zu spüren, als die Entwickler gleich eingangs verkündeten, dass sie weder etwas über Ultimate Team noch die verschiedenen Modi sagen können. Dabei waren es doch eben genau diese beiden Dinge, über die wir alle gern mehr wissen wollten. Würde man endlich wieder die Meisterschaften integrieren? Welche Änderungen werden an Ultimate Team vorgenommen? Nein, EA wollte dazu nichts sagen und keine Fragen beantworten. Aber: Was bleibt dann noch übrig?

Es ist wirklich schwer zu sagen. Die einstündige Präsentation deckte im Grunde alles Wesentliche ab. Die größte Neuigkeit scheint zu sein, dass FIFA 15 auf dem PC auf derselben Version basiert wie für Playstation 4 und Xbox One. Einige der Kollegen freuen sich, aber viele schauen mich ebenso fragend an wie ich sie. War das nicht eigentlich ziemlich klar? Die Plattform ist den Konsolen weit voraus, aber noch im letzten Jahr mussten sich PC-Spieler damit zufrieden geben, eine rückschrittliche Version des Spiels serviert zu bekommen. Hätte man damit bei FIFA 15 weitergemacht, wäre es wahrlich schrecklich gewesen.

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Das soll sich auch im Verhalten der Spieler auf dem Spielfeld widerspiegeln. In wichtigen Spielen würden sie sich mehr reinhängen und härter arbeiten, während sie sich in anderen mehr zurücklehnen.

Danach berieseln uns die Jungs von Electronic Arts mit dem, was sie für wichtig halten - nämlich dem Erzeugen des typischen Zuspruchs, den wir fühlen müssen, wenn unsere Mannschaft spielt. Das sei unsere Verpflichtung als Zuschauer. Wieder schauen sich einige fragend an, während andere zufrieden lächeln. Bin ich allein mit dem Gedanken, dass Verbesserungen an der eigentlichen Simulation besser wären? Nun, um uns das Spiel fühlen zu lassen - so zumindest nennt es EA: Fühle das Spiel - haben sich die Entwickler auf zwei Elemente konzentriert, die sie Emotionen und Intensität nennen. Dies bedeutet, dass sich Spieler in unserem Team und bei den Unterstützern, die uns folgen, unterschiedlich verhalten, je nachdem, wie wichtig ihnen das Spiel ist. Puh, komplizierter Satz. Es gibt also einen Unterschied zwischen einem Finalspiel am Ende der Saison, nachdem die Liga abgeschlossen ist und einem Finale eines Turniers oder einem Spiel, in dem es darum geht, wer an der Spitze der Tabelle steht.

Das soll sich auch im Verhalten der Spieler auf dem Spielfeld widerspiegeln. In wichtigen Spielen würden sie sich mehr reinhängen und härter arbeiten, während sie sich in anderen mehr zurücklehnen. Nun sind natürlich für uns sicherlich alle Spiele gleichermaßen wichtig, aber der Punkt ist klar und es könnte sich dabei um ein wirklich nettes Feature handeln. Alle Spieler auf dem Platz haben jetzt eine grundsätzliche Haltung gegenüber dem anderen Team, ganz unabhängig davon, gegen welches Team sie spielen. Und diese Haltung verändert sich im Laufe des Turniers.

Das allerdings wird nur in Bildern gezeigt und wird keinen Einfluss auf das eigentliche Spiel haben. Dennoch ist es ziemlich interessant, dass wir sehen können, wie sich Teamkameraden nicht dafür interessieren, wie Bale seinen ersten Schuss im Tor versenkt, aber sehr wohl zunehmend frustriert sind, weil er im Anschluss immer wieder das Tor verfehlt, statt auf den frei und an guter Position stehenden Benzema zu passen. Die Atmosphäre kann auch stark gereizt werden, wenn Alonso und Koke mehrere Zusammenstöße haben. Aber es hat eben keinen Einfluss auf das Spiel, sondern es zeigt uns nur runzelnde Gesichter und Spieler, die sich gegenseitig anschreien.

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Die Spieler berühren den Ball mit der Innen- und der Außenseite des Fußes und sie können schneller passen als in FIFA 14.

Ich verstehe immer noch nicht, wie das ein großer Schritt für die Serie sein soll, aber darf das alles ja immer noch selbst in Aktion erleben. Und glücklicherweise ist das der nächste Punkt auf der Agenda. Zunächst beginnt ein Spiel, in dem alle Unterstützungen aktiviert sind. Ein paar neue Fähigkeiten werden hinzugefügt, während ich darauf warte, dass das Spiel lädt. Aber grundsätzlich handelt es sich um das gleiche Menü wie im Vorjahr. Bei der Präsentation jedoch wurden ein paar Anpassungen vorgenommen. Die Kamera über dem Stadium vermittelt eine lebendige Atmosphäre und sieht ziemlich anständig aus. Die Charakter-Modelle wurden ebenfalls überarbeitet. Die Spieler sehen jetzt noch athletischer aus und die Kleidung passt richtig. Eigentlich sehen so ziemlich alle physischen Erscheinungen realistischer aus, was die Freude vor allem für Zuschauer erhöhen dürfte.

Der Schiedsrichter pfeift die Partie an und man bemerkt direkt, dass sich einiges geändert hat. Es sind keine großen Veränderungen, aber Electronic Arts hat definitiv positive Anpassungen vorgenommen. Das Berühren des Balls fühlt sich realer an, wir steuern den Spieler mit kürzeren Schritten, um die Richtung schnell zu wechseln und der Ball hat deutlich mehr Gewicht. Und: Die Spieler berühren den Ball mit der Innen- und der Außenseite des Fußes und sie können schneller passen als in FIFA 14. Es fühlt sich tatsächlich ziemlich gut an, an den Verteidigern vorbeizudribbeln, vorwärts in Richtung Eckfahne zu sprinten und dann eine Flanke zu schießen, ohne dass der Spieler noch eine letzte Berührung braucht, während er sich in Richtung Strafraum dreht.

Endlich hat man das Gefühl, den Spieler zu steuern. Dann feuert Zlatan einen Schuss an die Querlatte, die durch die Wucht zittert. Das ist ein neues Feature in diesem Jahr - und ich liebe es. Er holt sich den Ball gleich wieder, ich trickse Piqué mit einer Finte aus, bevor das Ding mit Vollspann am Torwart vorbei ins Tor zieht. Das Netz hat auch eine viel bessere Physik als im Vorjahr und es fühlt sich damit einfach ein bisschen netter an, ein Tor zu schießen.

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Auch Ecken und der Einwurf wurden überarbeitet. Anstatt sich darauf zu verlassen zu können, dass sich ein computergesteuerter Spieler frei läuft, dürfen wir nun zu irgendeinem Spieler auf der Platz wechseln, bevor wir nach dem Ball verlangen.

Nun, da ich in Führung liege, könnte ich defensiver spielen und versuchen, den Vorsprung zu halten. Normalerweise würde man vielleicht nicht so spielen, aber in dem Fall dient es dazu, ein neues Features des Spiels ausprobieren. Eines davon ist, dass die Standardtaktiken auf dem Steuerkreuz eine extra Leiste in beide Richtungen bekommen haben. Auf der Rechten findet sich "Alle raus zum Angriff", aber darauf geht's jetzt nicht. In der anderen Richtung befindet sich "Parke den Bus". Denken wir einfach an Chelseas Taktiken, denn übersetzt heißt das, dass wir immer zehn Leute am Ball haben. Es handelt sich dabei um einen schwer defensiven Ansatz. Dem Gegner gelingt trotzdem ein Tor und ich bin damit wieder am Anfang und muss zurückschlagen. Offensiv-Fußball macht sowieso viel mehr Spaß.

Auch Ecken und der Einwurf wurden überarbeitet. Anstatt sich darauf zu verlassen zu können, dass sich ein computergesteuerter Spieler frei läuft, dürfen wir nun zu irgendeinem Spieler auf der Platz wechseln, bevor wir nach dem Ball verlangen. Dies eröffnet eine ganz neue Dynamik für Solospieler. Das war aber unglücklicherweise auch schon alles an so richtig echten, positiven Veränderungen. Kleinere Sachen wie die Abnutzung des Rasens durch die Laufbewegungen der Spieler und das Grätschen, die neue Physik der Eckfahne und das Ziehen am Shirt leisten keinen besonders großen Beitrag zum Gesamteindruck des Spiels, obwohl es für Zuschauer dadurch schon realistischer ausschaut. Aber ganz ehrlich: Keine Ahnung, wann mir zuletzt jemand beim Spielen mit FIFA zuschauen wollte.

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Warum nicht im Bogen laufen oder clevere Bewegungen machen, um hinter die Verteidiger zu kommen? Was ist falsch an echtem Fußball?

Der Rest ist so, wie schon seit einigen Jahren. Wenn es darum geht, für Ausgleich in einem Spiel zu sorgen, dann stolpern die Spieler des gewinnenden Teams in dieser seltsamen FIFA-Art über den Platz. Diese vorherbestimmte Balance, um Spannung im Spiel zu erzeugen, scheint sich in Sequenzen zu manifestieren, die sich sehr geskriptet anfühlen. Dann läuft für das eine Team alles richtig, damit es möglich ist, ein Tor zu schießen. Ich gewinne gerne, aber es fühlt sich nicht gut an, wenn das Tor in letzter Minute das Ergebnis einer Reihe seltsamer Ereignisse ist, die im Grunde nie im echten Fußball passieren.

Ich will noch immer mehr Kontrolle über den Spieler. Oft treffe ich den Ball nicht, weil das Spiel erwartet, dass ich komplett still stehe. Das gleiche gilt für Pässe, die viel härter sind, als die Betätigung der Taste vermuten lässt. Es ist zudem frustrierend, wenn der Ball zum Spieler im Abseits geht, anstatt bei dem zu landen, der nicht im Abseits ist - besser bekannt als jener Spieler, für den der Pass auch bestimmt war. Es gibt weiter ein Problem mit Spielern, die so tun, als würden sie ordentlich sprinten, nur um dann ein oder zwei Meter vor dem Abseits zu stoppen. Und wenn sie das Rennen nicht antäuschen, dann laufen sie viel zu früh. Das ist einfach nur ärgerlich. Warum nicht im Bogen laufen oder clevere Bewegungen machen, um hinter die Verteidiger zu kommen? Was ist falsch an echtem Fußball?

Unterm Strich ist das tatsächliche Gefühl auf dem Platz deutlich besser als in FIFA 14. Es ist weit von dem Fortschritt entfernt, auf den ich gehofft hatte. Ich muss zugegeben, dass FIFA 15 besser ist, aber nach wie vor eher besser in die falsche Richtung. Außerdem wissen wir nichts über den Karrierebereich, Ultimate Team oder die Turniere. Im Moment bleibt es also bei sehr bescheidenen 'Yay!' für FIFA 15. Ich bin aber schon gespannt, wenn sie auch die letzten 40 Prozent des Spiels fertig haben. Denn gerade bei einem solchen Spiel kann noch eine ganze Menge in den letzten Monaten der Entwicklung passieren.

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