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Valiant Hearts: The Great War

Valiant Hearts: The Great War

Ein Spiel über den Krieg, aber kein Kriegsspiel liefert Ubisoft Montpellier mit diesem Hobbyprojekt eines Entwicklers, das zu einem kompletten Produkt wurde.

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Valiant Hearts: The Great War erinnert nicht von ungefähr stark an Bilder aus dem Ersten Weltkrieg aus Geschichtsbüchern. Ubisoft Montpellier arbeitet an dem 2D-Puzzle-Abenteuer, der im Weltkrieg und den Untertitel verwendet, um historisch korrekt zu sein und nicht um der Verherrlichung willen. Das Spiel erzählt die Geschichte von fünf unterschiedlichen Charakteren und ihrem vierbeinigen Begleiter, die den Kämpfen und Problemen der Situation ausgesetzt sind. Sie sind an der Westfront, im Grenzgebiet zwischen den Alliierten und den Zentralmächten. Es ist der Schauplatz der wohl heftigsten militärischen Auseinandersetzungen dieses Krieges.

Bemerkenswert ist, dass wir zwar Tod und Zerstörung sehen, aber selbst keine einzige Kugel abfeuern und niemanden töten. Stattdessen erwischt man sich dabei, zu staunen und sogar laut zu lachen. Aber auch eingeschüchtert und nachdenklich wird man. Während die Kommunikation zwischen den Spielfiguren vor allem durch Puzzle-Piktogramme abläuft, fühlen sie sich wie einzelne Persönlichkeiten an. Die Optik erinnert eher an einen Cartoon, aber alle und alles fühlt sich trotzdem echt an. Es ist eine künstlerische Wiedergabe der Wirklichkeit, ein Porträt des menschlichen Lebens während eines Konflikts, der damals die Welt verschluckte.

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Valiant Hearts: The Great WarValiant Hearts: The Great War
Während die Spielfiguren ausgedacht sind, basieren alle Momente, die sie erleben, auf harten Fakten.
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"Es ist ein Spiel über den Krieg", sagt Associate Producer Gregory Hermittant. Aber: "Es ist kein Kriegsspiel." Es gibt eine klare Unterscheidung. Dies ist nicht Contra im Weltkriegs-Look. Schließlich ballern wir einfach nicht. Angesichts des Studios ist es sogar nicht überraschend. Denn an Valiant Hearts: The Great War arbeitet jenes Team, dass uns Politik und Propaganda nur mit einer Kamera und der investigativen Journalistin Jade in Beyond Good & Evil ausspionieren ließ.

Valiant Hearts wirkt vielfach ähnlich. Schon zu Beginn des Tutorials wird der Landwirt Carl seiner Familie entrissen und zwangsweise in die Armee eingezogen. Während wir an einer Schaufensterpuppe lernen, wie man feindliche Kämpfer schlägt, benutzt er nie das Bajonett seines Gewehrs, sondern räumt die Gegner mit dem Ellbogen aus dem Weg. Man kann sie bewusstlos schlagen, um an ihnen vorbeizuschleichen, muss sie also nicht töten. Aber wir erleben, wie ganze Züge von Soldaten von Maschinengewehrnestern niedergemäht werden. Wir beobachten, wie Artilleriefeuer ganze Lager zu Staub zermalmt. So friedlich man selbst auch bleibt, das Spiel bleibt es nicht.

Während die Spielfiguren ausgedacht sind, basieren alle Momente, die sie erleben, auf harten Fakten. Jedes Kapitel liefert uns eine kleine Textwüste, in der wir alle Details der jeweiligen Situation nachlesen können. Ein Spiel über den Krieg, kein Kriegsspiel.

Valiant Hearts: The Great War
Es ist ein Indie-Projekt, das die kreativen Säfte der Entwickler zum Fließen bringt, während sie sich unter Druck den größeren Triple-A-Projekten widmen.
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In Valiant Hearts: The Great War war eine einzige Person für die gesamten Artworks zuständig, nur eine Handvoll anderer half bei der gesamten Produktion mit. Es ist eindeutig ein hochwertiges Projekt, wurde getrieben von viel Leidenschaft. Ursprünglich wurde es in der Mittagspause von einem Mitarbeiter in Montpellier entwickelt, der mit Ubiart Engine rumspielte. Es wuchs organisch, weil immer mehr Leute sich diesem Hobbyprojekt anschlossen. Und dann wurde es nach und nach zu einem vollwertigen Spiel. Es ist ein Indie-Projekt, das die kreativen Säfte der Entwickler zum Fließen bringt, während sie sich unter Druck den größeren Triple-A-Projekten widmen. Ich habe nur eine knappe Stunde gespielt, aber mitgenommen, dass dieses Spiel einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Das Spiel wechselt fließend zwischen den Geschichten der Spielfiguren. Ihr Fortschritt und mögliche Überschneidungen ihrer Wege sind über eine Karte und Erzählungen zwischen den Kapiteln sichtbar. Wir müssen in der Tat vor allen Dingen Rätsel lösen, um das Spiel voranzutreiben. Das langsame Tempo passt eigentlich nicht zur düsteren Kriegsgeschichte, aber im Kontext stimmt es. Während die Lösung einiger Rätsel etwas dauert, wird die Komplexität nie eskalieren. Es ist eine bewusste Entscheidung des Teams,dem es wichtiger ist, dass jeder, der das hier spielt, die Geschichte bis zum Ende erlebt. Zum Glück ist die Story in einer Weise gemacht, dass man sich schnell voll investiert fühlt. Die Puzzles sind schwierig genug, um immer das Hirn herauszufordern .. und sie halten einen in beständiger Sorge darüber was am Ende wohl passieren wird.

Valiant Hearts: The Great War wird im nächsten Monat veröffentlicht. Wie schon beim großartigen Child of Light sollte man es sich auf jenen Zettel schreiben, der die Spiele enthält, die man nicht verpassen sollte.

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