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Child of Light

Child of Light

Ubisoft will uns mit einem Download-Rollenspiel verzaubern, das auf alte Spielsysteme und einen ganz einzigartigen Look setzt.

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„Der einzige Weg ist ein magisches Tor.
Ein Spiegel mit einem Thron davor."

Die kleine Aurora ist gefangen, in einer Traumwelt, vielleicht auch in einer Gegenrealität oder einfach zwischen Leben und Tod. Sie starb wohl als Prinzessin von Lemuria und sucht nun einen Weg zurück zu ihrem Vater, einem österreichischen Fürsten im 19. Jahrhundert. Auf ihrer Suche nach einem Weg zurück nach Hause muss sie Sonne, Mond und Sterne finden, die von der Hexe der Nacht gestohlen wurden. Das ist der Rahmen für das Indie-Abenteuer Child of Light, mit dem Ubisoft uns verzaubern möchte. Dran gearbeitet hat eine Reihe Entwickler der ersten Garde, die vorher für Far Cry 3, Assassin's Creed & Co. zuständig waren. Man kann sich gut vorstellen, wie sehr die den Ausflug in diese so ganz andere Märchenwelt genossen haben.

Child of Light ist ein 2D-Puzzle-Jump'n'Run mit rundenbasierten Kämpfen. Seine Herkunft kopiert es aus japanischen Rollenspielen und mixt das mit einem eigenen Stil, der vor allem optisch zum Ausdruck kommt. Wir streifen durch wunderschön gezeichnete 2D-Welten, deren Look an die weichen Aquarelle aus der Feder von William Turner oder Emil Nolde erinnert. Im vielschichtigen Hintergrund sind fein animierte Figuren und Szenen zu entdecken. Kommt Aurora mit ihnen in Berührung, folgt im Regelfall ein Kampf. Ihre Gegner sind ebenso fantasievoll: feurige Höllenhunde, krummbuckelige Spinnen und in Mullbinden eingewickelte Wildschweine. Man freut sich jedes Mal auf neue Typen, die einem in schönem Tempo auch geliefert werden.

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Wir dürfen sogar kleine Dungeons erkunden, um seltene Gegenständen zu finden.

Die Kämpfe selbst folgen dem bekannten Muster. Es gibt eine Zeitleiste, die die Aktion von Aurora und ihren Gruppenmitglieder in Relation zu den Gegner setzt. Wir können Überraschungsangriffe landen, in Hinterhalde geraten und durch Treffer aus den Vorbereitungen zu unseren Attacken gerissen werden. Wer irgendwann mal ein Rollenspiel mit Rundenkämpfen gespielt hat, versteht sofort, worum es geht. Wir kriegen für unsere Treffer mit Waffen oder Magie bunte Zahlen als Feedback angezeigt, die Stärke der Gegner allerdings wird nie verraten.

Der Anfang des Spiels schickt uns aber erst einmal auf die falsche Spur. Es gibt keinen klaren Weg, aber man wandert etwas orientierungslos hin und her, bevor man realisiert, dass man diese Orte mehrmals sehen wird und andere Fähigkeiten mitbringen muss, um gewisse Ebenen zu erreichen. Erst spielt sich Child of Light tatsächlich wie ein klassischer Plattformer, eigentlich wie ein Jump'n'Run. Aurora kann nur hüpfen, bekommt kurze Zeit später ein Schwert und nach den ersten Kämpfen und einer knappen Stunde öffnet sich das Erlebnis komplett, als Aurora Flügel bekommt. Nun kann die Prinzessin mit dem wunderbar wehenden Rotschopf ihre Welt frei erkunden. Mehr Freiheit heißt mehr Auswahl. Wir dürfen sogar kleine Dungeons erkunden, um seltene Gegenständen zu finden. Aber auch jetzt bleiben viele Türen zu denen vorerst ohne weitere Erklärung verschlossen.

Child of Light ist spielerisch eher konventionell, es soll uns als Downloadspiel für 15 Euro mit seiner Geschichte packen. Zehn bis 15 Stunden Script haben sie geschrieben, mehr als für Far Cry 3. Leider ist vieles nur aufgeschrieben und nicht eingesprochen. Die Zwischensequenzen sind trotz nur gelegentlicher Sprachausgabe emotional erzählt, schick gestaltet und musikalisch sanft untermalt. Aber durch Textwüsten hat sich noch niemand gerne geklickt. Da hilft es auch nicht, dass sie in Versform und verschiedenen Dialekten sowie diversen Sprachen angeboten werden. Textklickwüste bleibt Textklickwüste. Dabei hat Aurora so niedliche Gesichtsausdrücke, wenn sie sauer ist. Und sie ist viel sauer. Leider hören wir sie viel zu selten meckern.

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Aber durch Textwüsten hat sich noch niemand gerne geklickt. Da hilft es auch nicht, dass sie in Versform und verschiedenen Dialekten sowie diversen Sprachen angeboten werden.

Wie groß die Spielwelt ist, lässt sich kaum wirklich erfassen. Ein paar Stunden wird man brauchen, um vom Alten Kloster durch Mathildis Wald, die Rambert-Ebenen vorbei an Erins Klippen und dem Gefluteten Lande und dem Cynbel-Meer sowie der Nereida-Insel alles zu erkunden. Der Explorationsdrang der geflügelten Aurora wird nur dadurch gebremst, dass sie kämpfen muss, um stark genug für die Kämpfe zu bleiben. Hilfreich sind Begleiter wie die Gefährtin Rubella, die eine närrische Nebenquest liefert, um ihren Bruder zu finden. Oder der Rentner-Zauberer Finn, der eine magische Quelle sucht. Begleiter machen die Kämpfe einfacher. Die größte Hilfe aber ist das Glühwürmchen Igniculus, das den rundenbasierten Kämpfen eine aktive Komponente hinzufügt. Denn Igniculus kann sich selbst erleuchten und mit seinen Fähigkeiten Gegner verlangsamen, deren Angriff unterbrechen oder Gruppenmitglieder heilen, solange genügend Energie dafür vorhanden ist.

Das Glühwürmchen spielt auch die Hauptrolle im optionalen Koop-Modus. Praktisch können und müssen es Solospieler mit dem Analogstick während des Spielens zusätzlich steuern, was die Steuerung von Aurora etwas verkompliziert. Man kann aber einfach einen zusätzlichen Controller anschließen und schon ist der zweite Spieler als Igniculus unterwegs. Wer die Playstation-Version kauft und eine Vita besitzt, darf das Second-Screen-Feature für den Koop nutzen. Für die Wii U wird natürlich der Bildschirm des Gamepads unterstützt. Eine Smart Glass-Integration für Xbox One indes gibt's nicht.

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Jeder Levelsprung schaltet einen Fertigkeitspunkt frei, der sich in drei Fertigkeitsbäume investieren lässt.

Die Kämpfe lassen sich vereinfachen, indem wir Aurora sowie ihre Gefährten aufrüsten. Jeder Levelsprung schaltet einen Fertigkeitspunkt frei, der sich in drei Fertigkeitsbäume investieren lässt. Die verbessern Magie, Angriffsstärke und Abwehr für alle Charaktere in unterschiedlichen Variationen. So hat jedes Gruppenmitglied eine Ausrichtung, die Aurora im Ideal hervorragend unterstützt. Außerdem findet die Heldin immer wieder Oculi. Das sind Edelsteine, die einzeln der Waffe, der Rüstung oder dem Halsband hinzugefügt werden. Sie fügen Elementarschäden hinzu oder liefern zusätzlichen Schutz vor eben jenen. Auch lassen sich die Oculi in Dreiergruppen kombinieren und zu neuen Edelsteinen verarbeiten. So wird wiederrum vereinfacht, dass wir auch Kämpfe gegen die Endgegner schaffen, die Übergänge zu neuen Bereichen versperren.

Child of Light setzt auch auf Puzzle, die sind aber relativ spärlich gesetzt und einfach zu lösen. Exploration ist der größte Teil des Spiels. Das Erkunden bringt Spaß, auch wenn man viele Bereiche mehrmals besucht. Weil alles so wunderbar aussieht und einem ein charmanter, reduzierter Pianosoundtrack in den Ohren klingt, ist das jederzeit ein Vergnügen. Wie ohnehin das ganze Spiel ein leicht verdaulicher Spaß ist, dessen schicke Spielwelt einen sicherlich ein paar nette Stunden gefangen nimmt.

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