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Killer Instinct

Killer Instinct

Nach über zwanzig Jahren haucht Microsoft auf der Xbox One einer Kampfspiel-Legende neues Leben ein - zur Freude von Hardcore-Fans.

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Killer Instinct macht, dass einem der Daumen schmerzt. Das hat viele Gründe. Der linke Analog-Stick hat mir zum Beispiel nicht ausreichend Kontrolle geliefert, also hab' ich schnell das Digitalpad des neues Xbox One-Controllers lieber bearbeitet. Während sich dadurch mein Spielerlebnis und die Ergebnisse verbesserten, musste der linke Daumen quasi dran glauben. Warum? Nun, ich will es mal erklären...

Double Helix haben mit Killer Instinct einen Prügelspielklassiker wiederbelebt. Es ist ein 2.5D-Kampfspiel, in dem wir mit 3D-Kämpfern in Seitenansicht agieren. Es geht um Kombos, Kombos und Kombos - gepaart mit exaktem Button-Timing und flüssigen Bewegungen. Im Angriff und in der Verteidigung.

Während ich die Kritik schreibe, stehen sechs Kämpfer zur Verfügung. Ich habe auf "Einsteiger" angefangen zu spielen, was viel zu leicht war selbst für jemanden wie mich, der kein erklärter Hardcore-Fan von Kampfspielen ist. Aber bereits auf "Einfach" wurde mein Vertrauen von einer Reihe potenter Kombo-Attacken und verheerenden Nahkampf-Spezialattacken zerstört. Die nächste Station war das Tutorial. Es war Zeit, wieder in die Schule zu gehen, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden.

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Optisch ist das Spiel jedenfalls ein Genuss. Alle Kämpfer sind aufwendig gestaltet, gut animiert und die Bewegungen stets geschmeidig.

Das Dojo ist so umfassend wie beeindruckend. 32 Stufen der Ausbildung stehen zur Verfügung, um die Feinheiten des Kampfes zu erlernen. Einige der Sachen sind unglaublich schwierig zu meistern, aber jede der Übungen wird das eigene Spiel verbessern. Einige der Sachen waren extrem frustrierend. Es war teilweise so schlimm, dass ich am Ende einfach aufgegeben habe, um nicht meinen Kopf an die Wand zu hämmern. Das Tutorial ist trotzdem sehr wertvoll.

Der Kampf basiert auf dem alten Wechselspiel aus Hauen und Treten und dem zwischenzeitlichen Ausweichen oder Blocken. Es gibt Luftangriffe, Würfe, dazu drei unterschiedliche Tritt- und Schlaghöhen. Wenn Killer Instinct irgendwo die Identität seines berühmten Vorfahren wirklich fortsetzt, dann beim Kombo-System. Wer Schlag-Tritt-Reihen geschickt kombiniert, wird den Gegner in der Ecke festnageln und riesigen Schaden anrichten.

Da helfen nur Kombo-Breaker. Wenn es zeitlich richtig passt, wird so mit einem geschickten Manöver der Schadenstirade ein schnelles Ende bereitet. Aber natürlich lassen sich auch die Kombo-Brecher aushebeln. Je fortgeschrittener unsere Fähigkeiten sind, desto wichtiger werden diese Moves. Es gibt sogar Schatten-Attacken, spezielle Varianten der Special-Moves, die noch mehr taktische Vielfalt bieten. Mit normalen Angriffen füllen wir die Schattenleiste am unteren Rand des Bildschirm auf. Das lohnt sich, denn diese Angriffe sind schneller und leistungsfähiger als die normalen Spezialattacken. Es gibt natürlich auch eine Leiste für die Gesundheit und darunter noch eine Instinkt-Leiste, mit deren Hilfe man unter anderem Gesundheit regenerieren kann. Es gibt so viele Optionen ... je weiter man gräbt, desto tiefer geht das Spielerlebnis.

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Es ist übrigens interessant zu erleben, dass man auch als Button-Masher zumindest kurzeitig überlebt.

Es gibt derzeit sechs Kämpfer, zwei weitere kommen Anfang des kommenden Jahres hinzu. Das ist nicht viel. Aber: Jeder Fighter ist wirklich einzigartig, bringt individuelle Skills und besitzt eine Komplexität, die das Erlernen der Feinheiten zu einer Aufgabe mit einer erhebliche Zeitinvestition macht. Ich habe die meiste Zeit mit Jago gekämpft (was die meisten anderen auch machen werden, immerhin ist er der kostenlos verfügbare Kämpfer, mit dem jeder die Free-to-Play-Demo zocken darf). Jago ist ein guter Allrounder mit zugänglichen Special-Moves und gradlinigen Kombos.

Andere Kämpfer erfordern ein neues und intensiveres Studium. Orchid sieht aus wie eine Rave-Tussi und kämpft schnell mit fetten Spin-Kicks. Glacius und Thunder sind beide mächtig, aber eher von der langsamen Sorte. Sabrewulf ist schnell und wütend, ein sicherer Kandidat für die längste Kombo. Sadira liefert ihre mächtigsten Angriffe aus der Luft ab. Und Spinal und Fulgore treten erst 2014 an.

Es ist übrigens interessant zu erleben, dass man auch als Button-Masher zumindest kurzeitig überlebt. Wer artig nach vorne drückt und möglichst viele Tasten trifft, wird immer wieder zumindest einige beeindruckende Angriffe abfeuern. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, wird man auch dagegen Taktiken entwickeln müssen. Erfahrene Spieler sind aber immer in der Lage, neue Strategien zu entwerfen, um derart planlosen Angriffen mit mehr Kontrolle und Sicherheit zu begegnen. Die Schnelligkeit der Spezialattacken und Kombos sorgt dafür, dass die Kämpfe immer hektisch sind. Aber je besser und kontrollierter man spielt, umso mehr beginnt sich das Chaos zu lichten.

Killer Instinct
Die begrenzte Zahl der Kämpfer spielt am Ende leider dann doch eine große Rolle.

Optisch ist das Spiel jedenfalls ein Genuss. Alle Kämpfer sind aufwendig gestaltet, gut animiert und die Bewegungen stets geschmeidig. Es ist alles sehr schnell, die Übergänge zwischen Bewegungen sind in einem Wimpernschlag vorbei. Aber es gibt klare visuelle Hinweise auf dem Bildschirm, um anzuzeigen, ob man getroffen ist oder nicht. Der Hintergrund jedes Levels ist vollgestopft mit Details.

Es gibt leider keinerlei Story-Modus. Das ganze Paket fühlt sich darum etwas mager an. Dafür ist da die Auswahl innerhalb des Multiplayers. Wir können gegen echte Spieler und die CPU fighten oder versuchen, in einem Survival-Modus zu bestehen. Und es gibt natürlich den Online-Multiplayer. Wir dürfen im Spiel Erfahrungspunkte für wenig berauschende Nebenaufgaben sammeln und damit neue Stages oder Konzeptzeichnungen freischalten. Über die Zeit werden immer mehr Anpassungsoptionen, Embleme, Profil-Hintergründe und lauter Kleinkram entriegelt. Es ist ein spaßiges, fast süchtig machendes Meta-Spiel. Nett ist auch, dass man ältere Kämpfe analysieren darf. Wir können den Fight sogar auf die halbe Geschwindigkeit verlangsamen. So kann man deutlich alle Bewegungen sehen und ironischerweise lässt sich in diesem Tempo viel einfacher die technische Qualität des Spiels bewundern.

Die begrenzte Zahl der Kämpfer spielt am Ende leider dann doch eine große Rolle. Killer Instinct ist zudem ein technisch kompliziertes Kampfspiel. Es wird auf jeden Fall eher den Hardcore-Fans gefallen und die werden sich sicherlich bei Mad Catz den schönen Arcade-Stick holen. Gelegenheitsspieler werden dagegen eine harte Zeit haben. Wenn man es schafft, die Komplexität zu überwinden, wird man mit einem wirklich guten Kampfspiel belohnt, aber es bleibt eben ein großes "wenn". Und da wäre noch der schmerzende Daumen...

Die Basisversion von Killer Instinct ist kostenlos als Download erhältlich und beinhaltet Jago als einzigen Kämpfer. Charaktere können dann einzeln erworben werden. Das Combo-Breaker-Pack enthält alle acht Kämpfer (sechs zum Start, zwei weitere Anfang 2014). Die Ultra-Edition enthält die gleiche Liste von Kämpfern sowie alle Zubehörteile, Kostüme und eine Kopie des Originalspiels.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Kombos, flüssige Bewegungen, schicke Grafik
-
sehr schwer, steile Lernkurve, wenig Kämpfer
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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