Deutsch
Gamereactor
Kritiken
Tearaway

Tearaway

Dieses Spiel soll die Playstation Vita retten. Tatsächlich ist es die beste Visitenkarte für den Handheld und der logischste Schritt nach Little Big Planet.

HQ

Mit Little Big Planet hat Media Molecule ein Meisterwerk abgeliefert, das in seinem Kern unsere Kreativität herauskitzeln wollte. Tearaway hat ziemlich genau das gleiche Konzept und ist trotzdem ein ganz anderes Spiel. Und tatsächlich ist das neue Spiel damit am Ende wohl erfolgreicher damit. Anders als beim Sackboy-Abenteuer müssen wir auf der Playstation Vita diesmal alle kreativ werden. Es ist der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht. Im Gegenzug allerdings werden uns dafür nicht so viele Möglichkeiten gegeben. Tearaway ist kein Werkzeug für viele Geschichten, sondern es ist ein Werkzeug für eine, nämlich unsere Geschichte.

Das Team hat versucht, diese eine Geschichte zu personalisieren und sich dafür viele clevere Mechanismen ausgedacht. Zentral steht die Idee, dass der Briefbote Iota eine Botschaft für uns hat und sie an uns ausliefern will. Wir helfen ihm als das "Wesen" dabei, indem wir von unserer Welt in seine Welt eingreifen. Das geschieht etwa, wenn wir auf dem Trackpad auf der Rückseite herumtippen und damit unsere Finger ins Spiel stecken oder aber Trommeln auslösen. Genauso können wir den Touchscreen berühren und spezielle Flächen aktivieren oder bewegen. Auch Kamera, Mikrofon und Bewegungssensoren kommen zum Einsatz, wenn wir mit der virtuellen Welt interagieren. Wirklich alle Fähigkeiten der Playstation Vita werden genutzt, um die Grenze zwischen uns und dem Spiel verschwinden zu lassen.

HQ
TearawayTearaway
Die Welt besteht komplett aus Papier und für einige Modelle können wir sogar Bastelbögen freispielen.
Werbung:

Alles in Tearaway besteht aus Papier und alles könnte tatsächlich auch nachgebaut werden. Media Molecule hat das sogar selbst im Entwicklungsprozess getan, um zu schauen, wie bestimmte Sachen funktionieren. Und sie schenken uns im Spielverlauf obendrein immer wieder Modelle zum Herunterladen und Nachbasteln. Über die dafür eingerichtete Website können wir später auch Fotos unserer Kreationen hochladen. Dem Spiel gibt dieser Ansatz einen unverwechselbaren und wirklich wunderschönen Stil. Und natürlich ermöglicht Papier, das hat schon Paper Mario auf dem Nintendo 64 gezeigt, auch bei geringerer technischer Leistungsfähigkeit eine erstklassige Präsentation.

Der Einsatz von Papier ist sogar so konsequent, dass die Animationen von beispielsweise dem Meer ausschauen, als wären sie mit Stop-Motion-Technik produziert. Der Werkstoff wird aber etwa auch dafür genutzt, um unseren eigenen Charakter oder andere Figuren zu bekleben und zu verschönern. Dafür gibt es einige vorgefertigte Elemente, die wir nutzen können. Sich selbst etwas ausdenken, das ist aber auch möglich. An bestimmten Punkten im Spiel werden wir explizit dazu aufgefordert, an einer virtuellen Werkbank etwas zu entwerfen. Mit dem Finger ist das ein bisschen fummelig, aber da es sich um relativ einfache Aufgaben handelt und es einen hilfreichen Zoom gibt, lässt sich alles lösen.

Und genau in diesen Momenten wird der Unterschied zu Little Big Planet deutlich. In dem Erstling von Media Molecule mussten wir nie unbedingt selbst kreativ werden, sondern konnten uns auch einfach nur mit dem berieseln lassen, was andere geschaffen haben. Tearaway mag vielleicht keinen großen Leveleditor bieten und alle kreativen Elemente sind mehr oder weniger fest in der Handlung verankert, aber wir kommen auch nicht um sie herum. Wir werden gezwungen, uns Gedanken zu machen und nur, wer sich wirklich darauf einlässt, wird am Ende auch eine befriedigende Spielerfahrung haben. Daher ist es durchaus ratsam, bestimmte Passagen nicht unterwegs zu spielen - wenn wir etwa unsere Welt fotografieren oder etwas ins Mikrofon brüllen sollen, dann mag das unser Umfeld vielleicht als äußerst merkwürdig empfinden.

Tearaway
In das Abenteuer mit dem kleinen Briefträger können wir richtig eintauchen - dafür wird auch die Kamera benutzt.
Werbung:

Ganz niedlich ist übrigens auch die Erklärung für die Feinde im Spiel. Als Bösewichte fungieren Schnipsel. Daher erklärt uns die Bedienungsanleitung, dass wir unsere Schnipsel receyclen sollen, die beim Basteln übrig bleiben. Schließlich sei ja deutlich sichtbar, welches Chaos sie anrichten können, wenn man sie einfach sich selbst überlässt. Und jene Niedlichkeit ist es auch, die Tearaway von Grund auf sympathisch macht. Und trotzdem ist es Media Molecule in meinen Augen nicht immer gelungen, die Grenze verschwimmen zu lassen. Zum einen hängt es damit zusammen, dass die Steuerung nicht ganz einfach ist, weil die feste Kamera nicht immer die beste Perspektive für hakelige Passagen bietet. Der daraus resultierende Frust stört das vollständige Aufgehen in der Welt von Tearaway. Zum anderen ist die Geschichte des Spiels etwas verwirrend und wenig bedeutungsvoll.

Beide Problemen vereinen das Spiel übrigens wieder mit Little Big Planet. Dass Tearaway trotzdem eine tolle Erfahrung ist, hängt hauptsächlich mit der tollen Papierschnitt-Optik, dem überragenden Soundtrack und den vielen kleinen innovativen Ideen zusammen. Außerdem steht hinter der ganzen Bastel-Orgie und dem Getue um eine geheimnisvolle Botschaft eben ein grundsolides Spiel, das gerade jenen eine Herausforderung bietet, die all seine Geheimnisse lüften wollen.

Es ist schon amüsant, dass Tearaway eigentlich so ganz anders ist als Little Big Planet und doch am Ende so gut damit vergleichbar. Es ist tatsächlich der vom Entwickler beschriebene logische nächste Schritt. Und trotz kleiner Makel ist es ein Muss für Besitzer des Handhelds - vor allem für jene, die etwas für echte Kreativität übrig haben.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
fantastische Präsentation, schöne Musik, sehr sinnvolle Einbindung der Features der Vita, Papiermodelle zum Nachbauen, Kreativzwang
-
Steuerung ist etwas ungenau, die Geschichte ist am Ende leider wenig bedeutungsvoll, sehr linear
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte

0
TearawayScore

Tearaway

KRITIK. Von Martin Eiser

Dieses Spiel soll die Playstation Vita retten. Tatsächlich ist es die beste Visitenkarte für den Handheld und der logischste Schritt nach Little Big Planet.

0
Soundtrack zu Tearaway erschienen

Soundtrack zu Tearaway erschienen

NEWS. Von Martin Eiser

Sony hat den Soundtrack zu Tearaway im Playstation Store veröffentlicht. Komponiert wurde er von Kenneth Young von Media Molecule und Brian D'Oliveira. Die beiden haben...

0
Tearaway mit PS Vita im Paket

Tearaway mit PS Vita im Paket

NEWS. Von Martin Eiser

Sony bietet ihr neues Jump'n'Run Tearaway im Paket mit der Playstation Vita an. Für 169,99 Euro gibt es das Spiel zusammen mit dem Handheld. Allerdings fehlt eine...

1
Exklusive Screenshots aus Tearaway

Exklusive Screenshots aus Tearaway

NEWS. Von Martin Eiser

Media Molecule bringt am 20. November Tearaway für die Playstation Vita und hat damit offensichtlich einen ziemlich interessanten Titel am Start. Wir haben das Abenteuer...

0
Tearaway

Tearaway

VORSCHAU. Von Martin Eiser

Das neue Spiel der Little Big Planet-Macher ist ein der großen Hoffnungen für die Vita und tatsächlich scheint hier ein echter und kreativer Hit unterwegs zu sein.



Lädt nächsten Inhalt