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Pro Evolution Soccer 2014

Pro Evolution Soccer 2014

Konamis Fußballspiel wurde von Grund auf neu programmiert. An sich schön, doch leider merkt man dem Spiel an, dass für einiges wohl die Zeit gefehlt hat.

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So ungewöhnlich hat ein Fußballspiel bestimmt noch nie angefangen. Statt moderner Mucke oder möglichst fetzigen Eigenproduktionen ertönt beim Start von Pro Evolution Soccer 2014 Nessun Dorma von Giacomo Puccini. Die italienische Arie, die wir instinktiv mit Luciano Pavarotti verbinden, oder wahlweise mit dem englischen Superstar Paul Potts.

Darüber, ob das alles geplant ist oder für teurere Lizenzmusik das Geld fehlt, lässt sich nur spekulieren. Fakt ist jedoch, Konami ist in Sachen Lizenzen in diesem Jahr ganz besonders angeschmiert. Oder besser gesagt: Sie haben sich anschmieren lassen. Denn dank einiger exklusiver Deals, die EA an Land gezogen hat, ist PES in diesem Jahr ganz schön arm an Stadien. Gerade mal 19 Arenen gibt es, von denen nicht mal alle echt sind. Immerhin sind einige berühmte Stadien wie Old Trafford oder die Allianz-Arena mit dabei. Spanische Fans der Reihe trifft es ganz besonders hart. Aus La Liga ist in diesem Jahr nicht ein einziges Stadion dabei.

Darüber hinaus gibt es keiner der Arenen Regen. Das hat natürlich nichts mit Lizenzen zu tun, sondern ist technisch bedingt. Denn ein nasser Rasen bedeutet veränderte physikalische Bedingungen. Und um das auf Ball und Spieler anzuwenden hat allem Anschein nach die Zeit gefehlt, zumindest wenn wir den Worten der Entwickler Glauben schenken. Aber immerhin ist das ein Beweis dafür, dass das Gameplay von PES tatsächlich von Grund auf neu programmiert wurde.

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Pro Evolution Soccer 2014Pro Evolution Soccer 2014
Dass Spieler, um den Ball richtig zu passen, auch mal einen Hackentrick auspacken, erleichtert das Spiel erheblich.

Pro Evolution Soccer 2014 ist in der Tat ein anderes Spiel als sein Vorgänger vor einem Jahr. Bereits nach wenigen Sekunden im Spiel spüren wir, dass hier nicht nur an einigen Rädchen geschraubt wurde, sondern dass eine Menge grundlegend verändert wurde. Diese Veränderungen sind wie so oft schwer greifbar, doch einiges lässt sich ganz konkret sagen.

Der Spielfluss ist deutlich höher als im Vorjahr, was besonders an einem Aspekt liegt. Unsere Mitspieler sind deutlich intelligenter und bewegen sich auch entsprechend. Szenen, in denen Mannschaftskameraden unbeteiligt herumstehen, sind nun die Ausnahme. In der Regel dauert es nicht lange, bis sich ein Mitspieler für einen Pass in Position bringt. So brauchen wir den Ball nicht lange halten und arbeiten uns mit schnellem Kurzpassspiel nach vorn. Dass Spieler, um den Ball richtig zu passen, auch mal einen Hackentrick auspacken, erleichtert das Spiel erheblich.

Gerade in Strafraumnähe ist es immer wieder erfreulich, welch ein Verständnis unsere Mitspieler dafür zeigen, wann sie am besten wo hin laufen. Das macht schlichtweg Spaß und ist mit Abstand der größte Pluspunkt am neuen PES. Selbstverständlich haben wir in der Verteidigung auch mehr mit dem klugen Angriffsspiel unserer Gegner zu kämpfen. Bei einigen Spielzügen, mit denen meine Abwehr zerlegt wurde, war ich einfach nur baff. Nett ist auch, dass Gegner mit entsprechendem Talent versuchen, uns mit Körpertäuschungen und Tricks zu verladen.

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Pro Evolution Soccer 2014
Die größten Sorgen bereiteten mir (und sicher auch den meisten PES-Fans) die Hilfslinien bei den Standard-Situationen.

Die größten Sorgen bereiteten mir (und sicher auch den meisten PES-Fans) die Hilfslinien bei den Standard-Situationen. Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass die Linien auch beim fertigen Spiel nicht ausschaltbar sind. Zwar sagen sie die Flugbahn des Balls nur ungefähr voraus und sind äußerst hilfreich, um die Freistoßmechanik überhaupt zu verinnerlichen. Dennoch werden Freistöße damit viel zu einfach.

Mit etwas Übung macht jeder halbwegs erfahrene Spieler aus einem Freistoß eine hochprozentige Torchance. Mit der richtigen Kraftdosierung sind die Schüsse fast immer drin. Es ist schon etwas schade, dass es mit den Hilfslinien nicht genau so gehandhabt wurde, wie mit all den anderen optischen Unterstützungen. Hilfe für Pass und Torschuss lassen sich im Menü ganz einfach zu- und abschalten.

Der deutsche Kommentar in Pro Evolution Soccer 2014 ist eine der größten Enttäuschungen, die ich mit der Reihe in den letzten Jahren erlebt habe. Dafür sind vor allem die zusammengesetzten Kommentare verantwortlich, bei denen einfach der Spielername ans Ende des Satzes gehängt wird. Das wirkt, teils wegen der unnatürlich großen Pause vor dem Namen, teils wegen extrem unterschiedlichen Betonungen, dermaßen aufgesetzt und schlecht, dass es den gesamten Eindruck des Kommentars ruiniert.

Pro Evolution Soccer 2014
Die Torhüter wirken insgesamt etwas klüger, dennoch gibt es einiges an ihrem Verhalten, das nervt.

Die Zweikämpfe wurden komplett überarbeitet. Sie fühlen sich nun tatsächlich mehr nach Kampf an, was aber nicht immer gut rüberkommt. Bei Laufduellen wird der ballführende Spieler unverhältnismäßig stark abgebremst. Spieler scheinen beim Zweikampf plötzlich aneinander zu kleben, was in sehr vielen Situationen ziemlich daneben aussieht und sich einfach nicht echt anfühlt.

Ohnehin ist man in Pro Evolution Soccer 2014 besser beraten, diese Zweikämpfe zum umgehen. Sich den Ball mit der normalen Zweikampftaste zu ergattern, ist nämlich gar nicht so leicht und funktioniert nur dann richtig gut, wenn wir uns dem Gegner mit dem richtigen Timing in den Weg stellen. Bloßes Reinrennen in den Gegner hilft eher selten. Effektiver ist da die Grätsche. Deren Einsatz bietet sich an, um die brandneue Physik Engine auszuprobieren, die wie bei der EA-Konkurrenz die Zusammenstöße der Spieler berechnet. Das Ergebnis ist ordentlich und fügt sich nahtlos in die übrigen Animationen ein. Wenn ein Spieler in vollem Lauf umgegrätscht wird, sieht das schon ziemlich spektakulär aus.

Die Torhüter wirken insgesamt etwas klüger, dennoch gibt es einiges an ihrem Verhalten, das nervt. In Eins-gegen-Eins-Situation gehen sie oft mit sehr schlechten Timing zu Boden und sind zu leicht überwindbar. Versucht der Keeper, einen Lupfer abzuwehren, schlägt er sehr oft nur mit einem Patschehändchen nach dem Ball, weshalb dieser dann unnötigerweise doch noch im Tor landet.

Pro Evolution Soccer 2014
Zwar hinkt man in der Hinsicht der FIFA-Reihe noch hinterher, aber immerhin wirkt das Stadion deutlich echter. Leider sind nicht wirklich viele im fertigen Spiel gelandet.

Der Schiedsrichter lässt in PES 14 deutlich mehr Zweikämpfe durchgehen, als er sollte. Meistens sind es eher harmlose Zusammenstöße, die vom Referee ignoriert werden. Da diese aber oft den geplanten Angriff zunichte machen oder gar den Verlust des Ballbesitzes zur Folge haben, fallen sie immer nervig auf.

Pro Evolution Soccer ist der Konkurrenz in Sachen Optik schon sei Jahren weit voraus, was die Entwickler aber nie davon abhielt, das Spiel mit jedem Teil weiter aufzuhübschen. Die Spieler in Pro Evolution Soccer 2014 sind tatsächlich hübscher und detailreicher als es in den meisten aktuellen Shootern der Fall ist. Kleiner Wermutstropfen bei der Optik sind die Zwischensequenzen. Die wirken nämlich deutlich ruckeliger als vorher.

Darüber hinaus haben sich die Entwickler endlich mal der optischen Erscheinung der Stadien gewidmet. Zwar hinkt man in der Hinsicht der FIFA-Reihe noch hinterher, aber immerhin wirkt das Stadion deutlich echter. Besonders schön anzusehen sind die gewaltigen, bunten Fan-Choreographien, die uns endlich den Eindruck vermitteln, dass auch wirklich Fans im Stadion sitzen. Dank einer Menge neuer Fangesänge hat die Stadionatmosphäre auch in akustischer Hinsicht einen Schritt nach vorne gemacht.

Aus PES ist in diesem Jahr ein Spiel mit neuen Macken geworden. Wie viel davon in naher Zukunft mit Patches verbessert wird, werden wir sehen. All diesen Macken zum Trotz macht Pro Evolution Soccer 2014 aber einfach Spaß. Oft sogar mehr als der Vorgänger, was es allem voran einer sehr starken Künstlichen Intelligenz verdankt. Die Spielnote soll vor allem Platz für das schaffen, was dieses von Grund auf neue PES in Zukunft noch zustande bringt.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
überzeugender Spielfluss, sehr gute Künstliche Intelligenz, hübsche Grafik, beeindruckende Physik-Engine
-
verkorkster deutscher Kommentar, kein Regen, keine spanischen Stadien, merkwürdige Zweikämpfe, lascher Schiri
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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