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The Bureau: Xcom Declassified

The Bureau: Xcom Declassified

Das Xcom-Franchise macht einen Abstecher ins Shooter-Genre. Doch wer sich hier zu sehr aufs Schießen konzentriert, wird schnell scheitern.

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Es ist der Oktober 1962. US-Geheimdienste, die damals offensichtlich noch Besseres zu tun hatten, als unsere Privatsphäre auszuschnüffeln, fangen verdächtige, extraterrestrische Signale ab. Es folgt ein verheerender Angriff von technisch überlegenen Außerirdischen. Wir flüchten in den Untergrund in ein Hauptquartier einer noch jungfräulichen Geheimorganisation. Xcom ist geboren. Wir spielen den Geheimagenten William Carter, der nicht nur herausfinden will, was das alles soll, sondern auch den ganzen Schlamassel beseitigen muss.

Selbst wenn es keine brandheiße Neuigkeit mehr ist, die nun folgende Information ist dennoch wichtig. The Bureau: Xcom Declassified ist kein rundenbasiertes Spiel, sondern ein Shooter mit einer sehr taktischen Ausrichtung. Das klingt zuerst etwas hochtrabend und legt den Verdacht nahe, hier einen stinknormalen Shooter mit einer völlig nutzlosen taktischen Komponente zu haben. Doch weit gefehlt. The Bureau: Xcom Declassified ist so ziemlich genau das, was es zu sein verspricht.

Die Level sind meist nach dem gleichen Schema aufgebaut. Wir laufen mit unserem Dreier-Team durch die Gegend, erhalten etwas Input zur Story und treffen dann irgendwann auf die schlecht gelaunten Aliens. Diese Stellen sind immer daran erkennbar, dass wir perfekt in Deckung gehen und uns für den Kampf positionieren können. Mauern, Autos, Heuballen und so weiter. Sehen wir so etwas in einer günstigen Anordnung, wissen wir, dass es gleich zur Sache geht. Dieser völlig vorhersehbare Aspekt des Spiels ist allerdings nie nervig. Viel eher freuen wir uns, wenn sich ein Kampf anbahnt.

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The Bureau: Xcom DeclassifiedThe Bureau: Xcom Declassified
Diese unterschiedlichen Fähigkeiten der Begleitern und des Helden zu kombinieren, das ist nicht nur nützlich und später auch überlebenswichtig, es macht auch eine Menge Spaß.

Im Zentrum des Gameplays steht zu jeder Zeit der Schlachtfokus. Per Knopfdruck rufen wir ein Kreis-Menü auf, in dem sich alle Befehle für unsere Begleiter befinden. Solange wir uns in diesem Menü aufhalten, wird das Geschehen um uns herum extrem verlangsamt. Das verschafft uns genug Zeit, um unseren Begleitern die notwendigen Befehle zu geben. Wir positionieren unsere Verbündeten, weisen ihnen Angriffsziele zu und geben ihnen Anweisungen zum Einsatz ihrer Spezialfähigkeiten. Unsere Begleiter sind in Klassen unterteilt und unterstützen uns im Kampf mit ihren eigenen, individuellen Fähigkeiten, die im Laufe des Spiels erweitert und verbessert werden.

Der Aufklärer bewirkt mit gezielten Distanzschüssen hohen Schaden und kann zudem einen Artillerieangriff starten. Mit gestiegener Erfahrung wählen wir beispielsweise zwischen einer Tarnung oder einer holographischen Attrappe, die gegnerische Angriffe auf sich lenkt. Das ist besonders praktisch, da wir die Unachtsamkeit der Gegner nutzen, um sie zu flankieren oder uns an einer erhöhten Stelle zu postieren. Aus günstigeren Positionen verursachen wir nämlich deutlich mehr Schaden. Ein Kernaspekt des Spiels.

Die Klasse Commando legt Plasmafallen oder provoziert Gegner und lockt sie so aus ihrer Deckung. Die Support-Klasse stärkt uns im Kampf, schützt uns mit Schilden oder setzt feindliche Schilde außer Gefecht. Am besten gefiel mir jedoch der Pionier. Dieser Verbündete macht zwar selbst unheimlich wenig Schaden, bringt aber einige nützliche Gerätschaften mit aufs Schlachtfeld. Er legt Minen, verscheucht Gegner aus einem bestimmten Gebiet, baut Geschütztürme und löst Raketenangriffe aus.

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The Bureau: Xcom Declassified
Herausfordernd: Selbst auf der leichtesten Schwierigkeit ist The Bureau: Xcom Declassified ganz schön kniffelig.

Diese unterschiedlichen Fähigkeiten zu kombinieren, das ist nicht nur nützlich und später auch überlebenswichtig, es macht auch eine Menge Spaß. Carters eigene Fähigkeit, Gegner aus der Deckung heraus in die Luft zu heben und einige Sekunden schweben zu lassen, macht diese nicht nur zu einem leichten Ziel, sondern auch sehr verwundbar. Setzen wir dann den kritischen Schuss des Aufklärers ein, ist der Gegner meist schon hinüber. Besonders lustig war beispielsweise, als ich mit Hilfe des Pioniers Gegner aus ihrer Deckung direkt in eine Plasmafalle scheuchte. Leider müssen wir uns vor Missionsbeginn für zwei Begleiter entscheiden. Nicht berücksichtigte Agenten können immerhin vom Hauptquartier aus auf Missionen geschickt werden, um weiter Erfahrung zu sammeln.

Nach der noch verhältnismäßig leichten Einführungsmission zieht der Schwierigkeitsgrad mit einem Schlag deutlich an. Das liegt vor allem daran, dass unsere Begleiter in den darauf folgenden Mission gänzlich unerfahren sind und erst ausgebildet werden müssen. Das bedeutet, dass uns nur noch ein Bruchteil der bekannten Fähigkeiten zur Verfügung steht und wir uns umso mehr im gekonnten Deckungsspiel üben müssen. Offenbar wollen uns die Entwickler schon früh einen kleinen Einblick darüber geben, was später alles möglich ist.

Ich bin jedenfalls sehr dankbar, dass der Schwierigkeitsgrad auch im laufenden Spiel verändert werden kann. Denn selbst auf der leichtesten Schwierigkeit ist The Bureau: Xcom Declassified ganz schön kniffelig. Die Trailer zum Spiel vermitteln oft den Eindruck, dass es sich um ein kinoreif inszeniertes Actionspiel wie etwa Uncharted handelt. Und selbstverständlich kann man auch versuchen, das Spiel wie jeden anderen Shooter anzugehen. Allerdings findet dieses Vorhaben nach nur wenigen Spielminuten ein jähes Ende. Schnell wird einem klar, dass man sich weniger aufs Schießen als aufs Befehligen konzentrieren muss.

The Bureau: Xcom Declassified
Das Spiel könnte ohne an Qualität zu verlieren auch richtig mies aussehen, doch das tut es nicht.

Bei jedem Feindkontakt ist es wichtig, sich schnell einen Überblick über die Lage zu verschaffen und die Mitstreiter günstig zu positionieren. Denn ohne jeglichen Befehl sind unsere Begleiter gänzlich aufgeschmissen. Es mag Absicht der Entwickler gewesen sein, die Intelligenz der Truppe möglichst niedrig zu halten, um so viel Verantwortung wie nur möglich auf uns abzuladen. Doch gerade am Anfang, wenn wir noch etwas blauäugig an die Sache herangehen, ist es doch etwas ärgerlich, wenn die ach so tollen Geheimagenten planlos über das Schlachtfeld rennen wie ein Nacktflitzer über den Fußballplatz.

Optisch macht The Bureau: Xcom Declassified meistens einen sehr guten Eindruck, obwohl die Grafik angesichts der Spielmechanik eigentlich eher unwichtig ist. Das Spiel könnte ohne an Qualität zu verlieren auch richtig mies aussehen, doch das tut es nicht. Texturen und Effekte sind sehr hübsch und besonders die Animationen geben ein sehr lebensnahes Gefühl. In den Dialogen sieht speziell Agent Carter mit seinen detaillierten Gesichtszügen beeindruckend aus. Die wenigen Gesprächspartner, die weniger gelungen sind, können diesem positiven Eindruck nichts anhaben. Davon mal abgesehen ist das Sixties-Design in Kombination mit der futuristischen Alien-Technik sehr hübsch anzusehen.

Die Synchronisation besticht vor allem durch die Auswahl renommierter deutscher Sprecher, die uns aus unzähligen Serien und Filmen bestens vertraut sind. Diese machen ihren Job in der Regel ziemlich überzeugend. Nur manchmal gibt es innerhalb einiger Dialoge ein paar Sätze, die etwas aus dem Kontext gerissen wirken. Doch das stört die allgemein gute Präsentation nur gering. Für die Erzählung an sich wäre es auch fatal, wenn darunter dieser Aspekt des Spiels leiden würde. Denn die eigentlich belanglose Geschichte wird zum großen Teil allein von der Leistung der Sprecher getragen.

Obwohl die Inszenierung einem leichten Trash-Faktor zum Trotz ziemlich gut ist, könnte The Bureau: Xcom Declassified ohne Probleme darauf verzichten. Denn sie bildet nichts als einen leicht verdaulichen erzählerischen Rahmen für das, was eigentlich wichtig ist. Der Kampf. Das unheimlich flüssige und süchtig machende Gameplay bedarf eigentlich fast keines Kontexts. Es ist zudem erstaunlich, mit wie viel Geschick die Entwickler die Elemente des Originals in das neue Genre übertragen haben. Das Xcom-Franchise wird dank dieses Spiels eine Menge neuer Fans gewinnen.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Gameplay mit Suchtpotenzial, sehr flüssige Steuerung, schöne Optik
-
dumme und orientierungslose Verbündete, seltene Schwächen in der Inszenierung
overall score
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